• 11.08.2008 12:23

  • von Britta Weddige

Abt: Der Teamchef als "Supernanny"

Hans-Jürgen Abt über sein Leben als Teamchef: Er fungiert auf seine Allgäuer Art als Motivator für die Truppe - Die Siegesparty gehört einfach dazu

(Motorsport-Total.com) - Hans-Jürgen Abt ist kein Kind von Traurigkeit und feiert gerne ausgelassen. Sein Abt-Team gibt ihm in der DTM auch ausreichend Gelegenheit dazu. Doch die Erfolge kommen nicht von ungefähr: Das Team ist vor allem deshalb so erfolgreich, weil es einen hochprofessionellen Chef hat, der es neben seiner technischen und strategischen Kompetenz auch versteht, vom Fahrer bis zum Mechaniker alle zu motivieren. Im Interview mit dem 'DTM-Magazin' sprach Abt über seine Rolle als Teamchef.

Titel-Bild zur News: Hans-Jürgen Abt

Hans-Jürgen Abt ist Fan von Formel-1-Pilot Kimi Räikkönen: Cool und schnell

In der DTM habe man es nicht nur mit Technik, sondern vor allem mit Menschen zu tun, sagte Abt. Deshalb sollte ein Teamchef "mehr als alles andere motivieren können." Perfekt sei er aber noch nicht, fügte er hinzu. Als erfolgshungriger Mensch werde er extrem ungeduldig: "Da sollte ich manchmal noch lieber ein wenig in Ruhe analysieren, woran es exakt hapert."#w1#

Als Teamchef muss Abt in viele verschiedene Rollen schlüpfen: "Böser Chef, guter Chef, Vater, Seelenklempner, Mutmacher, Vorausgeher. Kurz gesagt: Supernanny. Du wirst mit allen Problemen konfrontiert und darfst selber am besten gar keins haben." Er habe inzwischen aber gelernt, nicht alles gleich als Problem zu sehen.

"Toughe, ehrliche und anständige Leute"

Als Allgäuer seien er und seine Mitarbeiter "toughe, ehrliche, anständige Leute", fuhr Abt fort. Und so erwartet er auch von Bewerbern, die im Team arbeiten wollen, passende Charakterzüge: "Weicheier, die sich jeden Tag selbst bemitleiden, brauchen wir nicht."

Mattias Ekström und Hans-Jürgen Abt

Der Teamchef und sein Champion: Hans-Jürgen Abt mit Zandvoort-Sieger Mattias Ekström Zoom

Seine Rolle als Motivator spielt Abt perfekt. Schon in der ersten DTM-Saison 2000: "Wir waren neu dabei und unser Auto so schlecht, dass mir Laurent Aiello beim vierten Rennen auf dem Sachsenring gesagt hat, er hört sofort auf. Da musste ich den Herrn neu motivieren und ihm erklären, dass wir einen längerfristigen Plan für die DTM haben und gerade erst frisch eingestiegen sind. Ich habe ihm gesagt, dass wir auf ihn setzen, um all das umzusetzen und uns gemeinsam weiterzuentwickeln." Zwei Jahre später hat Aiello mit dem Team und eben jenem Auto den Meistertitel geholt.

Aiello gehört zu den Piloten, an die sich Abt immer noch gern erinnert, ebenso wie an Kris Nissen und Christian Abt, mit denen er in den 1990er Jahren das Team geformt hat. Und noch einen anderen Fahrer wird der Teamchef immer in Erinnerung behalten: "Auf jeden Fall Ralf Schumacher. Den hat Willi Weber bei uns abgegeben und gemeint, er hätte da einen jungen Rennfahrer mit einem berühmten Bruder, der eine motorsportliche Ausbildung bekommen soll." Vater Johann Abt, der sich damals schon mehr oder weniger aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, kümmerte sich um die Formelsport-Anfänge Schumachers: "Beide haben das gut gemacht. Noch heute lachen Ralf und ich über diese tolle Zeit."

Teammeeting nach jedem Rennen

Wichtig ist dem Teamchef der Zusammenhalt im gesamten Team. Deshalb bespricht er sich direkt nach jedem Rennen in der Box mit den Fahrern und alles Teammitgliedern: "Da wird alles angesprochen, was wichtig war. Ob etwas beim Boxenstopp nicht geklappt hat, ob der Fahrer einen Fehler gemacht hat. Der Fahrer kann sich bedanken beim Team, er kann sich entschuldigen. Sollte er auch, wenn er einen Fehler gemacht hat ... Der Mechaniker soll merken, dass er nicht nur an einer Maschine schraubt, sondern dass da auch Gefühle dabei sind."

Damit zurück zum Feiern: Das ist den "Äbten" fast genauso wichtig wie die professionelle Arbeit an der Strecke. Die Erleichterung über Erfolge führt immer wieder zu ausgelassenen Parties: "Erst wird mitgefiebert, und wenn wir dann gewonnen haben, feiert es sich völlig losgelöst - aus dem Erfolg, aus der Anspannung heraus." Viele Leute könnten gar nicht feiern, so Abt: "Wie das geht, leben wir vor. Das hat auch Wirkung. Ich weiß, dass viele sagen, bei Abt Sportsline geht es ab. Stimmt. Beim Spaß, aber auch beim Ernst."

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