Tagessieg für Depres - Coma fast durch

Cyril Despres gewinnt die vorletzte Dakar-Etappe vor Marc Coma, der nun kurz vor dem Gesamtsieg steht, weil an der Honda von Joan Barreda-Bort die Elektrik streikt

(Motorsport-Total.com) - Die Rallye Dakar biegt auf die Zielgerade ein. Am Freitag, dem vorletzten Tag der Rallye, standen 699 Kilometer von El Salvador nach La Serena auf dem Programm. Die Stoppuhren für die als Etappe zwölf in die Wertung eingehende Schleife wurden allerdings schon bei Kilometer 350 wie geplant angehalten. Der Rest der Etappe ist als Verbindungsstück ausgeschrieben.

Titel-Bild zur News: Cyril Despres

Despres: Nachträglich Sieger auf Etappe elf und auch Sieger auf Etappe zwölf Zoom

In der Motorrad-Wertung bekam der Führende Marc Coma, der die Donnerstagsetappe für sich entschieden hatte, nachträglich eine 15-Minuten-Zeitstrafe aufgebrummt. Grund: An der KTM des Spaniers wurde beim abendlichen Service in El Salvador der Motor gewechselt. Somit verringerte sich Comas Vorsprung auf Joan Barreda-Bort (Honda) von 52 auf 37 Minuten.

Mit dieser Ausgangslage führte Coma das Fahrerfeld in die vorletzte Etappe. Auf dieser ließ es der Spitzenreiter dann vergleichsweise ruhig angehen und überließ Cyril Despres (Yamaha) die Führungsarbeit. Der Franzose, dem durch die Zeitstrafe Comas nachträglich der Sieg auf Etappe elf zugesprochen wurde, fuhr zu einem weiteren Tagessieg.

Auf dem Weg dorthin ließ sich Despres auch vom Verpassen eines Wegpunkts und anschließender Suche dieses Punkts nicht beirren. Coma, den Despres im Schlepptau hatte, verpasste den Wegpunkt ebenfalls, fand aber gemeinsam mit Despres wieder den rechten Weg und so kamen die beiden auf den Plätzen eins und zwei ins Ziel.


Fotos: Dakar 2014, Tag 11 - Ziel


"Eine tolle Etappe", bemerkt Sieger Despres. "Anfangs recht schnell und mit einigen Steinen versehen. Im letzten Teil war die Navigation dann nicht einfach", spricht der Yamaha-Pilot auf den tückischen Dünengürtel kurz vor dem Etappenziel an, auf dem er sich gemeinsam mit Coma kurzerhand verfuhr. Egal: "Insgesamt habe ich den Tag sehr genossen. Das ist das Wichtigste", so der Tagessieger.

Barreda-Bort: Podestplatz adé

Coma kam unterm Strich mit einem Rückstand von 2:17 Minuten auf Despres als Zweiter ins Ziel. Damit hat der Spanier seinen vierten Dakar-Sieg so gut wie in der Tasche. Verfolger Barreda-Bort nämlich verlor bei Kilometer 264 aufgrund eines technischen Defekts an seiner Honda haufenweise Zeit.

"Ich hatte Probleme mit der Elektrik. Das Motorrad lief nicht sauber und dann gab auch noch die Batterie ihren Geist auf. Jetzt ist alles verloren", bemerkt der vierfache Etappensieger ernüchtert. Mit einem Rückstand von zweieinhalb Stunden auf Sieger Despres schleppte Barreda-Bort seine waidwunde Honda doch noch ins Ziel, allerdings außerhalb der Top 60 der Tageswertung.

Joan Barreda-Bort

Für Joan Barreda-Bort (Honda) ist der Traum vom Podestplatz ausgeträumt Zoom

Für Spitzenreiter Coma sind derartige Vorkommnisse keine Überraschung. "Wir wissen aus der Vergangenheit, dass diese Etappe normalerweise die entscheidende ist. Ich bin angekommen und daher bin ich natürlich zufrieden", kommentiert der KTM-Pilot. Das Verpassen des Wegpunkts mit Despres bezeichnet er als "kleinen Fehler" und richtet seinen Blick nach vorn: "Morgen stehen noch einmal 150 Kilometer auf dem Programm. Das ist eine ganze Menge. Ich muss mich schon seit Tagen beherrschen und konzentriert bleiben. So werde ich es auch morgen handhaben."

Hinter Despres und Coma landeten Olivier Pain (Yamaha), Helder Rodrigues (Honda) und Jordi Viladoms (KTM) auf den Plätzen drei bis fünf der Tageswertung. Dahinter Daniel Gouet (Honda), Kuba Przygonski (KTM) und Überraschungsmann David Casteu. Der französische KTM-Pilot war nach einem vorangegangenen Sturz mit gebrochenem Schlüsselbein unterwegs, ließ sich davon aber nicht beirren und beendete die Etappe als Achter.

Coma kurz vor dem Gesamtsieg

Vor der Schlussetappe beträgt Comas Vorsprung an der Spitze der Gesamtwertung nun satte zwei Stunden auf den neuen Zweitplatzierten Viladoms. Dieser hat die Hoffnung, den Dakar-Sieg noch abzustauben, nicht aufgegeben. "Man kann bei einer noch anstehenden Etappe niemals sagen, es ist vorbei. Noch sind ein paar Kilometer zurückzulegen."

Marc Coma

Marc Coma trennen noch 157 gezeitete Kilometer vom vierten Dakar-Sieg Zoom

"So oder so bin ich aber natürlich zufrieden mit dem, was wir bisher erreicht haben. Ich weiß nicht, was bei Joan los war. Ich sah nur, wie er sein Motorrad am Pistenrand reparierte", spricht Viladoms auf das Pech des tagelang auf Platz zwei liegenden Honda-Pilot Barreda-Bort an. Dieser muss sich den Traum vom Podestplatz bei der Dakar 2014 abschminken.

Ganz anders Despres: Der Franzose rückte durch die technischen Probleme bei Barreda-Bort und dank seines eigenen Tagessieges auf Gesamtrang vier hinter Yamaha-Kollege Pain nach vorn. Vom Podest trennen den fünffachen Dakar-Sieger jetzt nur noch vier Minuten. Sollte es Despres doch noch schaffen, seine seit 2003 bestehende Serie von Podestplätzen fortzusetzen? Die letzte Etappe bis nach Valparaiso wird es zeigen.

Ergebnis der 12. Etappe (Top 10):

01. Cyril Despres (Yamaha) - 3:58:18 Stunden
02. Marc Coma (KTM) +2:17 Minuten
03. Olivier Pain (Yamaha) +5:53
04. Helder Rodrigues (Honda) +7:21
05. Jordi Viladoms (KTM) +9:10
06. Daniel Gouet (Honda) +9:52
07. Kuba Przygonski (KTM) +10:45
08. David Casteu (KTM) +11:03
09. Ivan Jakes (KTM) +12:04
10. Javier Pizzolito (Honda) +12:49

Gesamtwertung nach 12 von 13 Etappen (Top 10):

01. Marc Coma (KTM) - 52:40:16 Stunden
02. Jordi Viladoms (KTM) +1:59:49 Stunden
03. Olivier Pain (Yamaha) +2:10:16
04. Cyril Despres (Yamaha) +2:14:01
05. Helder Rodrigues (Honda) +2:30:39
06. Kuba Przygonski (KTM) +2:37:23
07. Joan Barreda-Bort (Honda) +3:04:54
08. Daniel Gouet (Honda) +3:17:10
09. Stefan Svitko (KTM) +3:52:45
10. David Casteu (KTM) +4:01:42