Entscheidende Aufgaben für Copiloten und Ingenieure
Nicht nur die Fahrer sind bei der Rallye Dakar gefordert, sondern auch das Begleitpersonal wie Copiloten, Ingenieure und Mechaniker
(Motorsport-Total.com) - Eine entscheidende Aufgabe: Ohne Lucas Cruz, Timo Gottschalk, Clécio Maestrelli, Ralph Pitchford und Dirk von Zitzewitz wären die Dakar-Erfolge von Volkswagen undenkbar. Die fünf Beifahrer in den Cockpits der Race Touareg müssen ebenso wie ihre Kollegen in den Racetrucks ihre Fahrer bei der Rallye Dakar 2010 genau 9.030 Kilometer lang perfekt navigieren, sonst wären sie verloren. Dabei ist die Route geheim, darf nicht trainiert werden und die Hilfsmittel sind beschränkt.

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Den Mechanikern kommt bei der Rallye Dakar eine wichtige Aufgabe zu
"Marathon-Rallyesport ist eine multidimensionale Sportart: Es kommt anders als in anderen Motorsport-Disziplinen keineswegs nur auf Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit an. Auch die korrekte Orientierung im Gelände ist Teil des sportlichen Wettbewerbs", erklärt VW-Sportchef Kris Nissen. "Wer glaubt, dass dies im Zeitalter moderner Satellitennavigation kein Problem sei, täuscht sich: Bei der Dakar werden die wirksamsten Funktionen der GPS-Geräte bewusst außer Kraft gesetzt, um die Beifahrer voll zu fordern."#w1#
Roadbook als Schlüssel zur Navigation
Grundsätzlich hat der Copilot nur wenige Hilfsmittel: Das so genannte Roadbook, das erst am Abend vor jeder Etappe in gedruckter Form ausgegeben wird, enthält Kilometerdistanzen, Symbole zur Orientierung, Kompassangaben und ergänzende Hinweise, etwa zu Gefahren und markanten Punkten im Gelände. "Ich markiere darin besonders wichtige Informationen wie Richtungswechsel und Gefahrenpunkte mit verschiedenen Farben", beschreibt Dirk von Zitzewitz, Dakar-Sieger von 2009 und Beifahrer von Giniel de Villiers, seine allabendlichen Aufgaben. Die Navigatoren müssen sich präzise an die vorgegebene Route halten.
Der Tripmaster, ein besonderer Kilometerzähler, hilft, die gefahrenen Distanzen mit den Werten im Roadbook zu vergleichen. "Allerdings ist viel Erfahrung gefragt, denn durch den Schlupf der Räder im Wüstensand können Soll- und Istwerte voneinander abweichen", weiß Ralph Pitchford, der Copilot von Mark Miller. Das GPS-Gerät zeigt zwischen den Wegpunkten nur die Kompassrichtung und das Tempo. Es dient in erster Linie nicht zur Orientierung der Teilnehmer, sondern als Kontrollgerät für die Rennleitung. Denn sie kann so überprüfen, ob alle vorgesehenen Punkte der Strecke auch angefahren wurden.
Alle Teams müssen Wegpunkte anfahren, die zunächst versteckt sind. Erst wenn sich ein Teilnehmer dem geografischen Punkt bis auf drei Kilometer genähert hat, zeigt das GPS-Gerät die richtige Richtung an. Der Punkt muss passiert werden und die Anzeige erlischt. Weitere Wegpunkte mit Sonderfunktionen machen die Aufgabe für die Beifahrer nochmals komplexer. So wird jede Etappe immer wieder zu einer neuen, oft unberechenbaren Herausforderung - und zwar nicht nur für die Fahrer, sondern auch für ihre Copiloten.
Und natürlich auch für die Ingenieure und Mechaniker, die dank des täglichen Service ihren Fahrern und Beifahrern stets bestes Material zur Verfügung stellen. Volkswagen vertraut auf eine Mannschaft von etwa 80 Personen. Je sieben warten täglich je einen der rund 300 PS starken Dakar-Prototypen. "Nur wer Topmaterial zur Verfügung hat, kann auch Topleistung bringen", so Nissen. "Das gilt nicht nur für die Fahrer und Beifahrer, sondern auch für ihre Mechaniker. Die Servicecrew greift deshalb auf erstklassiges Werkzeug zurück und ist auf jede Situation vorbereitet."
Werkzeuge von großer Bedeutung

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So sehen die Roadbooks aus, die jeweils erst am Vorabend verteilt werden Zoom
Um alle erdenklichen Arbeiten an den Race Touareg durchführen zu können, die eventuell über die täglichen Wartungsarbeiten hinaus gehen, sind die Mechaniker bestens ausgerüstet. Dabei verwendet der Wolfsburger Hersteller weitestgehend Standard-Werkzeuge hoher Qualität. Neben den täglich verwendeten Helfern wie Druckluftgebläsen zur Reinigung sowie Reifendruck-Werkzeugen stehen Elektrowerkzeuge wie Akkuschrauber, Heißluftgebläse und Lötkolben auf den Service-LKW zur Verfügung.
Dazu kommen etwa 50 verschiedene Schraubenschlüssel, Torx-Nusskasten, verschiedene Sechskant-Werkzeuge, Drehmomentschlüssel, 17 verschiedene Schraubendreher, Feilensätze, Reißnadeln, Stahlmaßstäbe, Federkörner sowie 27 unterschiedliche Zangen, die auf jedem der je einem Race Touareg zugeordneten Servicetrucks mitgeführt werden. Dieser komplexe und nahezu komplette Werkzeugsatz wird für eine bessere Service-Freundlichkeit durch lediglich neun unterschiedliche Spezial-Werkzeuge ergänzt - etwa Einstellhilfsmittel für Querlenker.
Jeder Mechaniker führt zudem einen persönlichen Koffer mit dem nötigsten Werkzeug stets bei sich, für den er selbst verantwortlich zeichnet. Die Techniker hüten dabei ihre Helferlein mit äußerster Sorgfalt, denn auf die Hilfsmittel muss während der 14-tägigen Wüstentortur auch bei schwierigsten Witterungsbedingungen, trotz extremer Hitze und großer Staubentwicklung, Verlass sein.

