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  • 20.11.2007 14:59

  • von Robert Doornbos

Doornbos, der Zeitzonenspringer

Der niederländische ChampCar-Pilot in seiner Kolumne über den Saisonabschluss 2007 und den Terminstress mit Formel-1-Tests und Galaveranstaltungen

(Motorsport-Total.com) - Liebe Motorsport-Total.com-Leser,

Titel-Bild zur News: Robert Doornbos

Robert Doornbos hatte in den vergangenen Wochen sehr viel Reisestress

zuletzt hatte ich mich ja nach meinen ersten Vorbereitungen aus Mexiko vor dem Rennwochenende gemeldet und ich kann Euch sagen, ich hatte Recht, als ich schon im Vorfeld sagte, dass der Kurs schnell sei und Spaß machen würde! Im ersten Training mussten wir ganz schön hart arbeiten, um ein gutes Setup zu finden, denn die Strecke hat an manchen Stellen ganz schöne Bodenwellen, und genau dort merkt man dann, wie schwer es ist, richtig einzulenken. Deswegen war ich froh, dass sich die vielen Trainingsstunden mit Nick ausgezahlt haben - ich wusste, ich würde dafür vor allem im langen Rennen dankbar sein.

Am Samstag waren wir bereit und optimistisch, dass wir zum Finale eine starke Qualifikation fahren würden, denn im Training waren wir nur 0,1 Sekunden hinter der Spitze und hatten noch zwei Sets der "roten" Bridgestone-Reifen (soft) für die Qualifikation übrig. Das bedeutete, wir wussten, dass wir bis ans Limit gehen konnten beim Versuch, den Rundenrekord zu brechen. Ich hatte eine wirklich gute Runde und dachte eigentlich, ich würde die Pole Position schaffen, als Will Power dann doch noch etwas schneller fuhr und mir die letzte Pole Position der Saison wegschnappte! Dennoch, wir waren mit dem zweiten Platz zufrieden, wir wussten ja auch, dass das Rennen lang sein würde und wir auf jeden Fall eine Chance auf den Sieg haben würden.#w1#

Wir hatten einen guten Start und ich konnte meine Position halten, aber in der ersten Safety-Car-Phase hatte ich plötzlich das Gefühl, dass mit der Kupplung irgendetwas nicht stimmte und beim Neustart funktionierte sie auf einmal überhaupt nicht mehr! Ich dachte schwer enttäuscht, dass dies das Ende meines Rennens bedeutete, und schleppte den Wagen wieder zurück in die Box. Es war so enttäuschend, denn ich wusste, wir hatten ein schnelles Auto und zudem noch gute Chancen im Kampf um den Vize-Titel, denn Justin Wilson war nur auf Platz sechs. Deswegen war ich super enttäuscht, als ich an der Box ankam.

Wenigstens die schnellste Rennrunde

Doch mein Teamboss Paul Stoddart hat offensichtlich jede Menge Erfahrung im Rennsport, und das zahlte sich aus, denn er nahm das Regelbuch zur Hand und entschied, das wir noch immer das Auto reparieren konnten und dann wieder ins Rennen eingreifen und wenigstens versuchen könnten, den Punkt für die schnellste Rennrunde zu holen. Zuerst war mir das zwar egal, aber als ich dann alle Mechaniker so hart und schnell an meiner Kupplung arbeiten sah, kam auch mein eigener Kampfgeist wieder zurück, und ich wollte diese schnellste Runde um jeden Preis! Sobald die Jungs fertig waren, und das Auto wieder fahrbereit, ging ich raus und gab alles. Ich schaffte die schnellste Runde, zwei Sekunden schneller als alle anderen, und damit holten wir einen zusätzlichen Punkt!

Robert Doornbos

Besonders glücklich verlief das Mexiko-Wochenende für Doornbos nicht Zoom

Auch wenn wir den Kampf um den Vizetitel verloren haben, fühlte ich mich nach diesem Wochenende wirklich gut, denn wir hatten als Team so hart und gut zusammengearbeitet und alles gegeben, was wir nur konnten. So denke ich, dass wir auf jeden Fall auf ein starkes Debütjahr in der Champ-Car-World-Series zurückblicken können, immerhin hatten wir sieben Podiumsplätze und davon zwei Siege! Damit konnte ich mir den Titel "Rookie of the Year" sichern und wurde Dritter in der Fahrermeisterschaft.

Am Sonntagabend war dann aber doch keine Zeit zum Feiern, ich musste gleich schon wieder ins nächste Flugzeug steigen, um nach Barcelona zu fliegen und dort für Red Bull Racing Formel 1 zu testen. Das war leider etwas enttäuschend, weil ich am Ende nur einen Tag zum Testen kam, und eigentlich hatte ich zwei oder drei Tage fahren sollen, aber es hatte eine Planänderung gegeben, als Red Bull Racing sich entschieden hatte, einem indischen GP2-Piloten (Karun Chandhok) eine Testchance zu geben. Ich denke, das war eine klasse PR-Aktion seitens des Teams, um gleich mal für mehr indischen Touch in der Formel-1 zu sorgen, nachdem ja erst kürzlich der Indien-Grand-Prix bekannt gegeben wurde und es ja nun auch ein indisches Team gibt (Force India F1).

Wenig Arbeit beim Formel-1-Test

So fuhr ich am letzten Tag des Tests mit der neuen Software im Wagen, wie alle anderen ohne Traktionskontrolle und Bremsassistent. Es hat Spaß gemacht, zum ersten Mal einen Formel-1-Boliden ohne diese Hilfen zu fahren, aber leider konnten wir nicht viele Daten sammeln, da wir aufgrund etlicher Probleme mehr Zeit in den Boxen verbrachten als auf der Strecke. Das war natürlich nicht das, was wir uns von diesem Test erhofft hatten, aber am Ende konnte David Coulthard das Programm doch zu Ende bringen und deswegen war es dann doch noch ein guter Test.

Robert Doornbos

Gleich nach dem ChampCar-Finale saß Doornbos wieder im Formel-1-Auto Zoom

Am Freitagmorgen musste ich zur Champ-Car-Preisverleihung wieder zurück in die USA fliegen - ich glaube ihr versteht jetzt alle was ich meine, wenn ich von einer anstrengenden Woche rede? Ich war nicht der einzige mit diesem verrückten Terminplan, Sébastien Bourdais erging es ähnlich. Er hatte nur einen anderen Flug via New York. Während ich pünktlich in meinem Hotel war, Zeit für eine kurze Dusche hatte, und dann schon in meinem Smoking auf dem Weg zur Gala war, kam Sébastien eine Stunde später an. Ich könnte also sagen, dass ich unser letztes gemeinsames Rennen in den USA für mich entscheiden konnte... Ha Ha.

Es war ein sehr schöner Abend, den ich zusammen mit meinem Ingenieur, meinem Chefmechaniker, meinem Vater, Manager und den Teambossen verbrachte, und natürlich allen meinen Kollegen der diesjährigen Champ-Car-Saison. Bobby D (so nennen sie mich in den USA mit Spitznamen) bekam die Trophäe für den besten Serienneuling des Jahres (Rookie of the Year), und die für Platz drei in der Meisterschaft. Und ich bekam einen zusätzlichen Preis (einen Scheck!) als der Fahrer, der in allen Rennen am härtesten gekämpft hat. Beinahe hätte ich auch noch den Preis für den schnellsten Fahrer über die 14 Rennen des Jahres bekommen, aber da habe ich dann wegen ein paar Sekunden gegen Sébastien Bourdais verloren!

Der Zeitzone treu bleiben

Nach ein paar Drinks merkte ich dann doch, wie viel ich in den letzten Tagen unterwegs gewesen war, und wie viele Zeitzonen ich hinter mich gebracht hatte. Also verließ ich die Party und ging mit meinen Trophäen zu meinem Hotelzimmer zurück. Am nächsten Morgen zeigte ich meinem Vater die Fabrik von unserem Minardi Team USA und traf mich mit meinen Teambossen zum Mittagessen. Am Nachmittag besuchte ich noch mit meinem Vater die "Hall of Fame" am Indianapolis Motor Speedway - ich kam mit vor wie ein richtiger Tourist, und ich muss sagen die Jungs hatten damals schon ganz schön gefährliche Autos, und das auf den Ovalen und ohne Sicherheitsgurte!

Robert Doornbos

Robert Doornbos bei der Echtheitsprüfung des 15.000-Dollar-Schecks Zoom

Heute Abend gönnen wir uns noch ein leckeres Steak und morgen geht's dann schon wieder ab ins Flugzeug und nach Hause. Ich werde mal versuchen, ob ich es schaffe, eine Woche lang im selben Land zu bleiben, mal schauen, ob mir das gelingt.

Euch wie immer vielen Dank für all Eure Unterstützung und das fleißige Lesen meiner Kolumne, ich verspreche Euch, ich halte euch auf dem Laufenden, natürlich auch über meine Pläne für 2008!

Alles Gute und viele Grüße

Robert Doornbos