• 26.08.2007 16:06

  • von Marco Helgert

Bourdais souverän, Junqueira mit Spritpoker Zweiter

Am Sieg von Sébastien Bourdais in Zolder war zu keinem Zeitpunkt zu rütteln - Bruno Junqueira mit taktischer Meisterleistung Zweiter

(Motorsport-Total.com) - Schon in den ersten Runden war abzusehen, dass niemand in Zolder Sébastien Bourdais bedrängen könnte. Der Franzose hielt sich zunächst zurück, doch wann immer er voll aufdrehte, konnte niemand mehr folgen. Spannung bezog das Rennen aus den verschiedenen Tankstrategien. Die beste Leistung legte hier die Truppe von Dale Coyne hin. Sie brachten Bruno Junqueira auf Rang zwei, den er mutig verteidigte. Graham Rahal holte sich den letzten Podestplatz. Robert Doornbos wurde nur Siebter, einen Rang vor Neel Jani.

Titel-Bild zur News: Sébastien Bourdais

Sébastien Bourdais war zu keinem Zeitpunkt wirklich unter Druck

Robert Doornbos schnappte sich am Start gleich Will Power. Bourdais aber war an der Spitze zunächst nicht in Bedrängnis. Hinter Power reihten sich Justin Wilson, Bruno Junqueira und Paul Tracy ein. Nach drei Runden konnte sich das Duo Bourdais/Doornbos bereits leicht absetzen. Doch Power pokerte und setzte in der Anfangsphase auf die harten Reifen.#w1#

Nach und nach bildete sich einzelne Gruppen. Hinter dem Führungsduo waren Power, Wilson und Junqueira als Block unterwegs, weitere drei Sekunden zurück fuhren Alex Tagliani, Tracy und Neel Jani. Danach eröffnete sich eine weitere Lücke hin zu Oriol Servia, der Jan Heylen im Rücken hatte. Der Lokalmatador übte starken Druck aus. Insgesamt aber blieb das Rennen bis dahin ruhig.

Kein Pokern in der erster Gelbphase

Neel Jani war in der Anfangsphase ebenfalls sehr schnell unterwegs, in Runde 15 ging er an Tracy vorbei. Die ersten Boxenstopps kündigten sich an, als erstmals Gelb geschwenkt wurde. In Kurve 5 hatte sich ein Teil des Randsteins gelöst. Dieses Problem trat schon zuvor in den Trainings auf. Bis zur Reparatur waren die Autos hinter dem Pace Car aufgereiht.

Die Chance, unter Gelb zu tanken, ließ sich kein Fahrer entgehen, zumal schon 17 Runden absolviert waren, als die Boxengasse öffnete - Hochbetrieb bei den Teams. Die ersten Drei blieben unverändert, Bourdais ging nun auf harten Reifen auf die Strecke, Power blieb auf den härteren Pneus. Dafür hatte Junqueira Probleme beim Stopp und fiel bis fast an das Feldende zurück.

Das Rennen wurde wieder freigegeben und sofort zogen Bourdais und Doornbos wieder weg. Alex Figge hatte sich bereits auf Rang 14 nach vorn gearbeitet, als wieder das passierte, was er von den Rennwochenenden schon kennt: Er drehte sich. Die folgende Gelbphase gab vor allem den hinten feststeckenden Piloten die Chance, auf eine alternative Tankstrategie zu setzen: Tagliani, Tracy, Servia, Graham Rahal, Junqueira und Dominguez nutzten diese Gelegenheit.

Beim Restart verteidigte Bourdais erneut die Führung und diesmal konnte er sich ein wenig von Doornbos absetzen, der nie richtig in der Lage war, den Franzosen unter Druck zu setzen. Power folgte ebenfalls mit einem Abstand auf Rang drei, hatte aber Wilson bereits im Getriebe hängen, der wiederum von Jani bedrängt wurde, der sich unauffällig nach vorn schob.

Doornbos chancenlos

Allmählich musste Doornbos schon den Power-to-Pass-Knopf verwenden, um den Rückstand auf Bourdais nicht zu sehr anwachsen zu lassen. Auch Power kam dahinter wieder etwas besser in Fahrt. Justin Wilson, Neel Jani, Simon Pagenaud und Jan Heylen hatten nun schon nach vorn und nach hinten etwas Luft.

Bourdais gaste nun richtig an, in nur drei Runden baute er seinen Vorsprung von 2 auf viereinhalb Sekunden aus, während Power auch pro Runde fast eine halbe Sekunden schneller war als Doornbos auf Platz zwei. In Runde 40 zog der Niederländer die Reißleine und ging an die Box, während Bourdais zum gleichen Zeitpunkt mehr als eine Sekunde schneller fuhr als alle anderen!

Eine Runde später kam auch der ChampCar-Meister an die Box. Er war also schneller als Doornbos und sparte dabei auch noch Treibstoff. Nach und nach mussten alle an die Box, und damit lagen die Fahrer an der Spitze, die in der zweiten Gelbphase zum Nachfassen an der Box waren. Graham Rahal führte vor Tracy, Tagliani, Servia und Junqueira.

Mit verschiedenen Strategien dem Ziel entgegen

Fünf Runden später mussten nun auch die Fahrer rein, die etwas vollere Tanks hatten. Tagliani machte den Anfang, alle anderen, auch Rahal folgten. Nur Junqueira konnte noch einen Umlauf zurücklegen. Damit lag Bourdais wieder in Führung, dahinter aber hatte sich einiges verändert. Justin Wilson war Zweiter, Will Power Dritter. Dahinter rangierten Pagenaud und dann erst Doornbos, der schon Jani Nacken hatte.

Die nun folgende Gelbphase kam zwei Runden zu spät: Mario Dominguez' Rennen war beendet, als sich sein rechtes Hinterrad löste. Viele entschieden sich nun für einen erneuten Stopp. Bei noch 27 ausstehenden Minuten konnten nun alle bis zum Ende durchfahren, auch wenn es ohne weitere Gelbphase schwierig werden könnte.

Pagenaud, Heylen und Gommendy waren nicht an der Box, hatten aber nicht genug im Tank, um das Rennen durchzufahren. Anders sah es bei Junqueira aus, der kurz vor Dominguez' Radverlust tankte. Bourdais war Fünfter und auf der sicheren Seite, ebenso wie die folgenden Wilson, Rahal, Power und Doornbos.

Junqueira im Sparmodus

Aber Bourdais scherte sich nicht um Taktik, sondern machte sich an die Arbeit. Zunächst war Junqueira fällig. 12 Minuten vor Schluss mussten die Führenden an die Box. Bourdais führte damit vor Junqueira, der sich zwar gegen die Angriffe von Rahal, Power und Wilson ankämpfen musste, sich aber nie aus der Ruhe bringen ließ. Doornbos lag hingegen auf Rang sieben.

Nun begann das Zittern von Junqueira. Der Brasilianer musste Sprit sparen, durfte dabei aber die Gegner nicht vorbeilassen. An der Spitze zog Bourdais unterdessen unbedrängt seine Runden und sicherte sich souverän den Sieg. Junqueira holte mit dem letzten Tropfen im Tank Rang zwei und damit die beste Platzierung für Dale Coyne Racing in all den Jahren. Rahal wurde Dritter. Die Meisterschaftskandidaten Power (4.) und Doornbos (7.) verloren weiter an Boden.