• 20.08.2013 18:06

  • von Martin Trenkler

Loeb: "Ich denke nicht an weitere Rallyes"

Adieu, Rallyesport: Sebastien Loeb denkt nur noch an die WTCC und bereitet sich im GT-Sport darauf vor - Doch in seinem Herzen kann er seine alte Liebe nicht vergessen

(Motorsport-Total.com) - Er flog mit seinem Privathelikopter in die Slowakei. Die relativ neue Rennstrecke in Osteuropa hatte plötzlich den neunfachen Rallye-Weltmeister Sebastien Loeb auf eigenem Grund und Boden. Es läuft einem immer ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn man einen solch beeindruckenden Sportsmann trifft. Plötzlich hatten wir Loeb, Chandhok, Zonta, Ortelli, Rast, Mayr-Melnhof und andere auf der 5,922 Kilometer langen Strecke. Und alle liebten sie. Schnelle, flüssige kurven, technische Stücke und vier anspruchsvolle Kuppen. Der Slovakiaring in der Nähe von Bratislava war am vergangenen Wochenende Ausrichter der GT-Serie. Wir konnten ein paar Minuten von Sebs Leben klauen, um dieses Interview zu führen.

Titel-Bild zur News: Sebastien Loeb

Sebastien Loeb will sich in Zukunft auf Tourenwagensport konzentrieren Zoom

Frage: "Was hältst du vom Slovakiaring?"
Sebastien Loeb: "Die Strecke ist interessant. Sie ist schön, eben statt wellig, der Asphalt ist in wirklich guter Verfassung. Es gibt viele lange, enger werdende Kurven, auf denen es schwierig ist, die richtige Linie zu finden - für einen Rallye-Fahrer ist das nicht einfach!"

Frage: "Hast du die Strecke schon einmal geübt?"
Loeb: "Ich habe eine Onboard-Aufnahme gesehen und ein paar Runden im Simulator gedreht."

Frage: "Hattest du mal Momente des Zweifelns, in denen du den Rallyesport vermisst?"
Loeb: "Nein. Ich wollte wirklich eine Veränderung und etwas anderes tun. Seit ich weiß, dass ich GT-Rennen oder WTCC im nächsten Jahr fahren werde, hatte ich keine anderen Ziele. Ich bin glücklich, etwas anderes zu machen. Ich denke nicht an weitere Rallyes in Zukunft."

Frage: "Wie gefällt dir der GT-Sport bisher?"
Loeb: "Ich fahre GT, um für das nächste Jahr in der WTCC Erfahrung zu sammeln - ein Sport, in dem es viele Kämpfe gibt. GT ist gut für mich, gut für Erfahrung und die Autos sind schön. Unglücklicherweise waren wir in diesem Jahr noch nicht so erfolgreich. Die WTCC ist deutlich anders, auch wenn sie etwas langsamer ist."

Frage: "Warst du bereit für die Formel 1, als dir ein einmaliges Rennen für Toro Rosso vor ein paar Jahren angeboten wurde?"
Loeb: "Ich war nicht bereit, aber ich hatte die Möglichkeit, also habe ich okay gesagt. Ich hatte einen Ein-Tages-Test in Barcelona und die Idee wurde dort geboren, weil ich nicht der Langsamste war. Ich denke ich war Achter - gar nicht so schlecht für eine erste Erfahrung. Ich hatte nicht erwartet, um die schlechtesten Positionen zu fahren."

"Ich bin glücklich, etwas anderes zu machen." Sebastien Loeb

Frage: "Wie würdest du die kraftvollen Formel-1- und Pikes-Peak-Boliden vergleichen?"
Loeb: "Sie sind ziemlich unterschiedlich. Pikes-Peak-Autos sind kürzer als Formel-1-Fahrzeuge und haben weniger Abtrieb - auch wenn sie eine Menge davon haben. Es ist mehr wie ein Rundstrecken-Fahrzeug, die Basis ist von einem Le-Mans-Peugeot. Aber wir haben Allrad-Antrieb und einen stärkeren Motor, also ist es ziemlich kraftvoll - selbst auf kurvenreichen Pisten. Mit Sicherheit ist es viel kraftvoller als ein Formel-1-Auto, weil wir durch den Allrad-Antrieb mehr Traktion haben. Aber mit dem Abtrieb wäre die Formel 1 viel besser."

Frage: "Wie viel Vollgas hast du während deines Pikes-Peak-Rekordlaufs gegeben?"
Loeb: "Ich war ziemlich schnell, aber man weiß, dass man sich keine Fehler erlauben darf. Ich habe versucht, hart zu pushen, bin aber vielleicht nicht übers Limit gegangen. Es ist ein Auto, mit dem man nicht rutschen kann. Wenn du rutschst, verlierst du."

"Man muss diese letzte Zehntelsekunde herausholen, und das ist nicht die Art, die ich gewohnt bin." Sebastien Loeb über Rundstreckensport

Frage: "Wie würdest du Rallyesport mit Rundstreckenrennen vergleichen?"
Loeb: "Beim Rallyesport musst du mit Gefühl fahren und die Strecke lesen. Man braucht erst einmal präzise Notizen, um die Strecke perfekt zu beschreiben. Dann muss man den Grip lesen, um zu verstehen, wo man bremsen kann, wie schnell man in eine Kurve fahren kann, und ob man den Scheitelpunkt früh oder spät nehmen kann. Es ist eine Kombination aus Gefühl und Aufschrieb. Ich denke, das ist beim Rallyesport das Wichtigste. Man hat nur zwei langsame Durchgänge beim Erkunden, danach muss man mit Vollgas fahren. An eine Rennstrecke zu kommen, ist für mich daher kompliziert. Es ist nicht derselbe Fahrstil. Man muss diese letzte Zehntelsekunde herausholen, und das ist nicht die Art, die ich gewohnt bin. Für mich ist das eine völlig neue Erfahrung. Natürlich kann ich in einem guten Rhythmus sein, aber mit den Besten innerhalb der letzten Zehntelsekunde zu sein, ist schwierig."

Frage: "Wie geht ein Fahrer wie du mit schweren Unfällen um?"
Loeb: "So lange jeder okay ist, und außer einem kaputten Auto niemand verletzt ist, ist es okay. Sicherlich brauchst du bei der nächsten Fahrt wieder das Gefühl, und sobald du das hast, ist das Selbstvertrauen da. Ich habe nicht so häufig gecrasht, also war das für mich immer einfacher."

Frage: "Welche Rennstrecke genießt du am meisten?"
Loeb: "Ich bevorzuge Rallye! Das Naheliegendste zum Rundstreckensport ist die Rallye Katalonien."

Alvaro Parente, Sebastien Loeb

Zusammen mit Alvaro Parente schießt sich Loeb in einem McLaren ein Zoom

Frage: "Was hat der Rennsport deinem Leben gegeben?"
Loeb: "Er hat mir alles gegeben. Ich habe als Elektriker gearbeitet, und nun bin ich neunfacher Weltmeister. Ich habe gutes Geld damit verdient, zudem ist er meine Leidenschaft. Ich kann nicht sagen, was er mir bringt, aber ich brauche ihn. Ich habe vorher Turnen gemacht, ich brauche den Wettbewerb. Fahren ist meine Leidenschaft."

Frage: "Wie fährst du im Straßenverkehr? Bist du ein Raser oder lässt du es ruhig angehen?"
Loeb: "Ich nehme den Helikopter! Ich fahre nicht so häufig, aber wenn, dann muss ich sicher sein - aber manchmal bin ich auch ein wenig zu schnell. Zum Beispiel wenn ich auf der Straße bin und keine anderen Autos sehe. Abgesehen davon, brauche ich aber meinen Führerschein - jetzt weniger, aber für die Rallye brauchte ich einen, darum war ich vorsichtiger."

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