• 14.08.2007 13:03

Graf mit Zero-Hero-Wochenende

Klaus Graf erlebte bei seinem geschichtsträchtigen US-Doppelengagement in der ALMS und NASCAR am Wochenende eine klassische Zero-Hero-Situation

(Motorsport-Total.com) - Der geplante NASCAR-Start von Klaus Graf im BAM-Dodge in Watkins Glen (Bundesstaat New York) kam auf Grund von Regenfällen nicht zu Stande. Ein weiteres Erfolgserlebnis gab es dafür beim American-Le-Mans-Rennen in Elkhart Lake (Bundestaat Wisconsin), als der Schwarzwälder zusammen mit Greg Pickett im Lola-AER in der LMP1-Kategorie auf Platz drei fuhr.

Titel-Bild zur News: Cytosport Graf / Pickett Mid Ohio

Wie schon in Mid-Ohio gab es in Road America wieder ein Klassenpodium

Wegen Regenfällen war in Watkins Glen die Qualifikation abgesagt worden, so dass für die Startaufstellung des NASCAR-Rennens das Teamranking der laufenden Meisterschaft herangezogen wurde. Grundsätzlich wird in der NASCAR bei Regen nicht gefahren. Für die Rennen sind 43 Starter zugelassen.#w1#

Das BAM-Team rangierte vor Watkins Glen aktuell auf Platz 44, was für Graf den Nichtstart bedeutete. Die Geschichte wiederholte sich, denn exakt das gleiche Malheur war dem Schwarzwälder bereits in der Saison 2004 widerfahren. Dementsprechend zeigte sich Graf an der ehemaligen Formel-1-Rennstrecke zunächst sehr enttäuscht, hatte jedoch auch einen Vorschlag parat: "Vielleicht sollte bei Regen das Freie Samstagtraining für die Qualifikation herangezogen werden."

Erste Befürchtungen für eine Absage der Qualifikation waren schon in den Tagen zuvor aufgekommen, denn ähnlich wie beim Eifelwetter am Nürburgring wollten sich die Regenwolken in der im Norden des Bundesstaates New York gelegenen Waldlandschaft partout nicht verziehen.

Anders als beim ersten der beiden NASCAR-Rundstreckenrennen in Sears Point, Kalifornien, war mit neuem Technikchef Dave Hyder eine formidable Abstimmung am Dodge Avenger gelungen, was tolle Zeiten im freien Training belegten.

Starke Leistung im Freien Training

Klaus Graf BAM Racing Sears Point 2007

Platz 17 im Freien Training ließ aufhorchen - Klaus Graf im BAM-Dodge Zoom

Der Ex-Formel-3-Teamkollege von Williams-Pilot Alexander Wurz hatte im Freien Training mit einer starken Leistung das amerikanische Bleifussestablishment erstaunt, als er nonchalant auf den 17. Platz unter 49 trainierenden Teilnehmern fuhr.

Dabei war der zweifache Familienvater im um 30 Minuten gekürzten Training nur fünf fliegende Runden gefahren, während die Spitzenfahrer fünf bis sieben Umläufe mehr gedreht hatten. Graf-Manager Christian Kuhn ist sich sicher: "Hätte Klaus noch ein oder zwei Qualifikationsrunden mehr probieren können, dann wäre er in die Top 10 hinein gefahren."

So gesehen ist Graf im Nachhinein gesehen wegen des Nichtstarts gar nicht mehr so sauer: "Ich denke, wir haben hier eine tolle Visitenkarte abgegeben. Das BAM-Team ist nach den vielen Nichtqualifikationen wieder rehabilitiert." Der Dornhaner gesteht, dass mit der hohen Zielsetzung der Qualifkation beim NASCAR-Einsatz sich auch ein großer psychischer Druck aufgebaut habe. Mit der gelungenen Trainingsperformance wurden die eigenen Erwartungen erfüllt.

Der Hauptgrund für die BAM-Renaissance ist in der Rückkehr von Technikchef David Hyder zu sehen, der zuvor Toyota beim Einstieg in den NASCAR-Zirkus behilflich gewesen war. "David ist selber Rennen gefahren und bereitet das Auto mit hohem Erfahrungsschatz und großer wissenschaftlicher Akribie vor", lobt Graf, der glaubt, dass das BAM-Team mit der Neustrukturierung der Technikpersonalseite auch ein gutes Fundament für den weiteren Saisonverlauf mit den Ovalrennen gelegt hat.

Eigentlich vorgesehene Testfahrten auf dem Virgina International Raceway am Mittwoch vor dem Rennen hatte BAM abgesagt, um den Dodge perfekt vorzubereiten. Der nach dem neuen Reglement (Car of Tommorow) vorbereitete Wagen war mit großem Aufwand runderneuert worden und unter anderem mit einer neuen Bremsanlage und Hinterradaufhängung versehen worden.

Der Umbau zwang deshalb noch eigens zum NASCAR-TÜV, wo der Achtzylinderbolide mit der Permanentstartnummer 49 die neuerliche Rennabsolution erhielt. "Die Verbesserungen haben sich wirklich ausgezahlt. Das Auto ist erinnert in seiner Leistungsfähigkeit an den Dodge Intrepid meiner ersten Stockcarrennen, wo ich bei den ARCAR-Ovalrennen (NASCAR-Nebenserie) gleich vorne mitfahren konnte", schwärmte Graf von seinem im US-Flaggen-Design gehaltenen Avenger.

Statt des für Samstag vorgesehenen Freien Trainings hätte sich Graf das Nachholen der Qualifikation gewünscht, indes sind die NASCAR-Zeitpläne auch wegen der engen Wochenrhythmen in feste Zeitrituale hineinzementiert.

Wieder Platz drei in der LMP1-Klasse

Klaus Graf

Klaus Graf im Cytosport-Lola bei Testfahrten in Kalifornien Zoom

Mit dem Nichtstart erübrigte sich auch das Chartern einer kleinen Turbopropmaschine, um rechtzeitig wieder nach Elkhart Lake zum ALMS-Rennen zu gelangen. Auf dem 4,4 Kilometer langen Rundkurs von Road America hatte Graf bei einem Zwischenstopp am Donnerstag freie Testfahrten mit dem Cytosport-Lola unternommen.

Die offiziellen Trainingsessionen übernahm Teameigner Greg Pickett. Für das erlaubte Fehlen von Graf gab es eine Sondergenehmigung, wobei der Silberpfeil dafür aber in die letzte Startreihe verbannt wurde. "Die Abstimmung für das Rennen hat dann nicht ganz gepasst. Das Auto hat immer leicht untersteuert", hatte Graf schnell bemerkt.

Die neue 07er-Fronthaube mit einer großen Kühlöffnung fand nach dem Test noch keine Renneinsatzverwendung. "Die neue Nase verspricht zwar deutlich mehr Abtrieb, aber wir wollen das erst noch genau austesten." Den Start des vier Stunden dauernden Rennens übernahm Pickett, der nach 70 Minuten das Auto an Graf übergab, der schnell einen guten Rhythmus fand. Regen machte den Rennverlauf zu einer schwierigen Angelegenheit.

Die Zielflagge sahen Pickett/Graf hinter den beiden Werks-Audis als dritter in der LMP1-Kategorie, im Gesamtklassement langte es für feinen zehnten Platz als erstes wirkliches Privatteam. "Von den Zeiten her waren wir von den Dyson-Porsche gar nicht so weit weg", freute sich der 38-Jährige über den Rennverlauf, bei dem es im Überrundungsverkehr an den GT-Fahrzeugen vorbei einige heikle Situationen gegeben hatte.

"Die Boxenstopps liefen jetzt beim zweiten Renneinsatz deutlich besser", lobte Graf seine Crew. Schon am Montag aus den USA zurück, fühlte sich Graf trotz der Erfolgserlebnisse erst einmal platt und leer: Das konzentrierte Profirennfahrerleben und die vielen Atlantik- und US-Inlandflüge fordern ihren Tribut.