• 10.10.2008 10:14

  • von Pete Fink

Das große Titel-Interview mit Timo Bernhard (2)

LMP2-Champion Timo Bernhard spricht im Exklusiv-Interview mit 'Motorsport-Total.com' über die Faszination Nordschleife und sein großes Hobby - die Gitarre

(Motorsport-Total.com) - Die Saarländer bezeichnen Timo Bernhard natürlich als einen der ihren, weil der 27-Jährige in Homburg an der Saar geboren wurde. Mittlerweile lebt der Porsche-Werksfahrer jedoch in Dittweiler in der Pfalz, weshalb man sich in der Region auf den Terminus "Saar-Pfälzer" geeinigt hat.

Titel-Bild zur News: Timo Bernhard

Timo Bernhard kann sich seit vergangener Woche Doppel-Champion nennen

Im zweiten Teil des großen Titel-Interviews verrät Bernhard, warum er sein Herz an die Nordschleife verloren hat, weshalb die ALMS so viele europäische Rennfahrer in ihren Reihen weiß und beantwortet zudem die Frage, ob der Hobby-Gitarrist auch einmal auf eine richtig große Bühne klettern würde.#w1#

Frage: "Jetzt fährst du schon ziemlich lange in den USA. Wie ist denn bei euch intern die Stimmung, zum einen natürlich mit deinem Langzeit-Teamkollegen Romain Dumas, zum anderen aber auch mit den Porsche-Kollegen wie Jörg Bergmeister, Wolf Henzler und Co.?"
Timo Bernhard: "Absolut gut. Mit Romain fahre ich nun schon seit 2005 zusammen und wir sind richtige Teamkollegen geworden. Das beginnt morgens beim gemeinsamen Frühstück, bei den ganzen Besprechungen und natürlich auf der Strecke. Wir verbringen an so einem Wochenende mehr Zeit gemeinsam als getrennt, aber das bringen Langstreckenrennen so mit sich. Man macht einfach fast alles gemeinsam, da muss die Chemie schon wirklich stimmen."

Erfahrenes Team und jede Menge Konstanz

Romain Dumas Timo Bernhard

Ein Geheimnis ist die Konstanz - Romain Dumas und Timo Bernhard Zoom

Frage: "Ist diese Chemie eines der großen Erfolgsgeheimnisse von Penske und Porsche? Dass dort auch eine fahrerische Konstanz herrscht, im Sinne eben von nur ganz wenigen Wechseln? Hat das auch darüber hinaus Vorteile, zum Beispiel in Sachen Fahrzeugabstimmung?"
Bernhard: "Also wenn man seine Leistung bringt, dann sollte man auch keine Angst haben ausgewechselt zu werden. Zusammen mit seinem Kollegen, seinem Ingenieur bildet man einfach ein Team, das bei einem Auseinanderreißen zuerst einmal sicherlich kein Vorteil wäre."

"Wir leben auch viel von unserer Erfahrung zusammen mit unserem Renningenieur Owen Hayes. Ich kenne Owen bereits seit meinen Junior-Zeiten 2000, als er schon mein verantwortlicher Ingenieur war. Mit ihm zusammen habe ich 2001 den Carrera-Cup gewonnen. 2006 haben wir uns dann bei Penske wieder getroffen und so kennt er unsere Qualitäten jetzt ganz genau. Das ist schon sehr hilfreich."

Frage: "Durch dein ALMS-Engagement bist du in den letzten Jahren nur selten in Europa gefahren. Was du dir aber nie hast entgehen lassen, waren die 24 Stunden am Nürburgring. Hast du für dieses Rennen ein besonderes Faible?"
Bernhard: "Die Nordschleife hat für mich etwas richtig Faszinierendes. Ich glaube ich bin dort zum ersten Mal gefahren, als ich erst ganz kurz den Führerschein hatte. Das war mit einem ganz normalen Serienauto und ich habe mich gefragt, ob ich mir jemals merken kann, wo es da nun genau wie um welche Kurve herum geht. Ich war dann aber nach einiger Zeit überrascht, dass es ganz gut ging."

Der "Ring" als heimliche Liebe

Timo Bernhard

Natürlich bewegt der Porsche-Werksfahrer auch am Nürburgring einen Porsche... Zoom

"Solche Strecken wie die Nordschleife mit solch einer Charakteristik gibt es kaum mehr. Als mir Porsche dann 2001 die Möglichkeit gegeben hat, dort zum ersten Mal mit einem Rennwagen zu fahren, war das natürlich ein toller Moment. Seitdem hat mich die Nordschleife ganz einfach gepackt."

"Danach hatte ich natürlich das Ziel, das 24-Stunden-Rennen in der Gesamtwertung zu gewinnen. Dann war ich einmal Zweiter, einmal Dritter, 2006 haben wir zum ersten Mal gesiegt und haben noch zwei Erfolge hinterher legen können."

"Für mich ist es auch wichtig, in Deutschland ein Rennen fahren zu können. Denn ich fahre so viel in den USA, dass ich nicht will, hier in Vergessenheit zu geraten. Ich merke auch immer mehr, dass es die Leute, die sich für Sportwagen interessieren, zu schätzen wissen, wenn ich auf dem Nürburgring fahre. Viele sind übrigens auch über das, was in Amerika passiert, gut informiert. Das geht also in beide Richtungen."

"Leute, die mich am Ring fahren sehen, finden Interesse an der ALMS. Oder sie kennen mich aus der ALMS und schauen am Nürburgring vorbei, weil sie die ALMS-Rennen nur aus den Medien kennen und mich oder Romain auch einmal live fahren sehen wollen. Ich finde das richtig toll und so freut es mich auch immer wieder, wenn ich am Nürburgring sein kann."

Frage: "Wie siehst du generell die Entwicklung am Interesse an der ALMS?"
Bernhard: "Also zu Beginn meiner ALMS-Zeit gab es schon Jahre, wo man nicht genau gewusst hat, ob das Interesse zunehmen wird. Aber besonders seit 2006 hat geht es in jedem Jahr deutlich bergauf. Das Interesse bei den Medien und den Fans nimmt rasant zu."

ALMS im Aufwärtstrend

Timo Bernhard

Die ALMS hat sich mittlerweile in ganz Amerika als feste Größe etabliert Zoom

"Beim Petit-Le-Mans hat man das deutlich sehen können: In jeder Kurve standen Leute und der 'Spectator Hill' war komplett ausgebucht. Auch die Schlangen bei den Autogrammstunden werden immer länger. Die dauern normalerweise eine volle Stunde und wenn wir dann abbrechen, dann steht immer noch die Hälfte der Menschen da."

"Eigentlich könnten wir die Autogrammstunden locker auf zwei Stunden ausdehnen, dann würden wahrscheinlich immer noch Leute da sein. Das ist schon klasse und man merkt auch, dass die Amerikaner langsam damit anfangen, die Sportwagen als Alternative zu den Ovalrennen zu sehen."

Frage: "Du fährst in den USA als deutscher Pilot für einen deutschen Hersteller. Die Porsche-Fanschar in Amerika ist riesig. Respektieren die doch recht patriotischen Amerikaner einen Deutschen, der für eine deutsche Firma fährt? Oder wollen die Amerikaner lieber einen US-Boy in einem Porsche sehen?"
Bernhard: "Porsche hat ja mit Patrick Long einen amerikanischen Werksfahrer. Aber ich glaube, dass die Fans schon sehr international eingestellt sind. Soweit ich das mitbekommen habe, genießen die europäischen Fahrer ein sehr hohes Ansehen."

"Also fast nach dem Motto: Wenn du einen europäischen Pass hast, dann bist du automatisch schnell - was natürlich auch nicht immer stimmt. Aber ich habe da noch niemals etwas Negatives gehört - ganz im Gegenteil. Die ALMS ist sehr froh, dass dort Europäer fahren, weil dann ja auch das Niveau insgesamt steigt."

Frage: "Ein kurzer Blick in die Zukunft: Wie sieht es 2009 aus? Gibt es da schon Tendenzen?"
Bernhard: "Nein, ich weiß noch nicht genau, wie es weitergeht. Normalerweise ist jetzt so der Zeitpunkt, zu dem die Gespräche beginnen. So eine Sondierung ist für einen Profi normal, aber ich fühle mich bei Porsche sehr wohl. Ich bin der Firma auch sehr dankbar, was sie in der Vergangenheit alles für mich getan hat."

Große Bühne in der ALMS?

Timo Bernhard

Bühne ALMS: Porsche genießt in den USA ein sehr hohes Ansehen Zoom

"Nächstes Jahr hätte ich mein zehnjähriges Jubiläum, denn ich bin Ende 1999 zu Porsche ins UPS-Junior-Team gekommen, bin also schon sehr lange dabei. Ich bin mir sicher, dass mir unser Sportchef Hartmut Kristen wie jedes Jahr ein attraktives Programm anbieten wird. Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, sowohl in den USA, als auch in Europa Rennen zu fahren."

Frage: "Eines deiner Hobbys ist ja das Gitarre spielen. Wie sieht es denn damit aus?"
Bernhard: "Also momentan ist es ein bisschen schwierig, weil mir einfach die Zeit fehlt. Aber ich habe zwei Gitarren, eine Akustische und eine E-Gitarre. Und ich spiele gerne, das stimmt."

Frage: Was wird denn da so gespielt? Eher Rock-Riffs à la 'Smoke on the Water' oder schlägst du lieber sanftere Töne an?
Bernhard: "Ich spiele am liebsten akustische Geschichten wie zum Beispiel das Intro zu 'Hotel California' von den Eagles. Viele Songs aus den 1970er Jahren oder auch Unplugged-Sachen. Mein Gitarrenlehrer hat mir auch viele Stücke, die zum Beispiel für Keyboards geschrieben wurden, für die Gitarre umgeschrieben."

"Das macht schon Spaß und ich möchte auch zusehen, dass ich da ein bisschen dranbleibe. Leider ist es momentan eher eine Ab-und-zu-Geschichte, denn seit dem ich in der LMP-Klasse fahre, ist das alles schon sehr viel zeitaufwändiger geworden."

Frage: "Aber wenn die ALMS einmal auf einer Party eine Bühne hinstellen würde, dann hätte Timo Bernhard kein Problem damit, da hoch zu gehen und einen aufzurocken?"
Bernhard: "(lacht; Anm. d. Red.) Da müssten wir dann einmal über eine Fahrerband reden, aber ich vermute, das wird nicht einfach werden."

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