• 07.02.2008 13:01

Wickens: "Habe in der A1GP viel gelernt"

Der Kanadier Robert Wickens spricht im Interview über Regenrennen in Australien, Reisestress in der A1GP-Serie und Renault-Vertrag in Europa

(Motorsport-Total.com) - Robert Wickens hat sich beim vergangenen A1GP-Rennwochenende in Australien seinen kanadischen Landsleuten als kleiner "Rainman" präsentiert. Sowohl im Sprint als auch im Hauptrennen konnte der 18-Jährige viele Punkte einfahren.

Titel-Bild zur News: Wickens

Robert Wickens bringt das kanadische A1GP-Team auf Erfolgskurs

Frage: "Robert, ohne Frage warst du der Fahrer des Tages beim sechsten Saison-Rennwochenende in Australien mit großartigen Leistungen im Sprint und im Hauptrennen. Was war der Schlüssel zu deinem Erfolg bei den nassen Bedingungen?"
Robert Wickens: "Ich glaube, im Sprintrennen war ich der Erste, der das Risiko auf sich genommen hat, in den Kurven außen zu bleiben. Ich war einer der Ersten, der auf Slicks eine Regenlinie gefahren ist, und das hat sich ausgezahlt. Ich habe einfach die Linie gewählt und bin außen an den anderen vorbeigezogen. Klar war das hohes Risiko, falls einer auf der inneren Linie ins Rutschen gekommen wäre. Gerade gegen Ende waren einige Überholmanöver echt gefährlich. Aber ist habe das konsequent durchgezogen und das hat funktioniert."#w1#

Tolle Aufholjagd in Eastern Creek

Frage: "Als du von 15. Stelle in den Sprint über 14 Runden gingst, hast du da schon geahnt, dass du als Dritter auf dem Podium landen könntest, und wie hast du den Erfolg genossen?"
Wickens: "Um ehrlich zu sein, habe ich nur auf ein paar Punkte gehofft. Ich hatte eine mäßige erste Runde, aber konnte wenigstens meine Position halten. Dann konnte ich in Runde zwei mit einem schönen Manöver an Indien vorbeiziehen. Dann kam ich in einen guten Rhythmus und war schneller als die anderen vor mir, die sich gegenseitig aufgehalten haben. Wir fuhren ein paar Runden hintereinander her und dann begann es zu regnen."

"Dann habe ich gemerkt, dass ich viel schneller in die Kurven gehen konnte und auch sonst den wenigen Grip der Strecke besser ausnutzen konnte. Weil ich anfangs so stark gepusht hatte, waren meine Reifen besser auf Temperatur, und das hat mir einen Vorteil verschafft. Um ehrlich zu sein, war das eine meiner am härtesten erkämpften Podiumsplatzierungen überhaupt. Von Platz 15 noch auf Rang drei vorzufahren, passiert ja nicht jeden Tag."

"Ich bin einfach eine andere Linie gefahren." Robert Wickens

Frage: "Was ging dir in der ersten Runde des Hauptrennens durch den Kopf, als du dich von Rang 21 auf zehn verbessert hast?"
Wickens: "Als die erste Runde vorbei war, dachte ich: 'Das läuft ja viel besser als erwartet.' Schon vor der ersten Kurve hatte ich drei oder vier Leute überholt. Danach habe ich in fast jeder Kurve jemanden packen können. Ich bin einfach eine andere Linie gefahren."

Frage: "Du bist der erste Fahrer des kanadischen Teams, der es geschafft hat, zweimal direkt hintereinander auf Podium zu kommen, und auch der erste, der überhaupt dreimal auf das Podium klettern durfte. Hattest du einen so starken Auftritt als Rookie erwartet?"
Wickens: "Du möchtest immer den besten Eindruck hinterlassen, egal, für wen du fährst. Jeder Fahrer möchte im Team Rekorde aufstellen. Als ich in die A1GP-Serie kam, war es mein Ziel, die ersten Punkte für Kanada einzufahren. Dann lief das erste Rennwochenende in Malaysia so fantastisch und ich konnte im Sprint direkt auf das Podium fahren. Wenn du einmal auf dem Podium gestanden hast, erwartest du auch, dass du den Rest des Jahres auf dem Level weiterfahren kannst. Das hatten wir uns in den Kopf gesetzt. Das hat uns angestachelt und geholfen, auch in Neuseeland und Australien auf das Podium zu fahren."

Frage: "In Eastern Creek hat das Team erstmals seit über einem Jahr wieder zweifach in die Punkte fahren können. In welchen Bereichen hat sich das Team verbessert, um konstant oben mitfahren zu können?"
Wickens: "Wenn man bedenkt, dass wir alle erstmals zusammenarbeiten, ist die Chemie im Team einfach unglaublich gut. Schau zum Beispiel mal auf die Boxenstopp-Statistiken aus den Hauptrennen. Die Boxenmannschaft macht einfach einen unglaublich guten Job. Das hat mir in Australien auch nach beiden Stopps jeweils zwei Positionen gebracht und mich in der Top-6 gehalten. Ich kann den Jungs für ihre Arbeit bei den Stopps gar nicht genug danken. Es zeigt einfach, wie wichtig ihre Rolle ist bei so einem Rennen, mal ganz abgesehen von der Vorbereitung des Autos."

In Taupo wäre mehr möglich gewesen

Frage: "Glaubt ihr, dass ihr mit eurem kanadischen Team noch in diesem Jahr siegen könnt?"
Wickens: "Ganz sicher! Wir sind im Hauptrennen in Taupo auf Platz zwei gefahren und hätten dort gewinnen können. Aber da sind einige Dinge schief gelaufen. Ich glaube, wir können schon bald siegen."

Frage: "In deiner noch kurzen A1GP-Karriere hattest du jetzt Reisen nach Malaysia, China, Neuseeland und Australien. Wie kommt die Serie dort deiner Meinung nach an und hast du dort kanadische Flaggen wehen gesehen?"
Wickens: "Ich habe in Neuseeland und Australien Landsleute getroffen, die ihre Fahnen dabei hatten. Das war großartig. Einige kamen auch aus Toronto, sodass wir viel zum Quatschen hatten. Um ehrlich zu sein, habe ich die kanadischen Flaggen überall gesehen. Auch in China. "

"Das coolste Rennen war in Taupo." Robert Wickens

"Das coolste Rennen war aber in Taupo. Die Fans dort haben uns so nett aufgenommen und behandelt, als wären wir alle Formel-1-Stars. Das war eine coole Erfahrung. Die Leute dort unten lieben den Motorsport und das zeigte sich bei der Herzlichkeit während des gesamten Wochenendes."

Frage: "Was war dein persönliches Highlight in deiner A1GP-Zeit?"
Wickens: "Ganz klar der zweite Platz in Taupo war der größte Moment. Ich kam von Startplatz vier und hatte dann mit diesen Kupplungsproblemen beim Start und bei den Boxenstopps zu kämpfen. Aber wir haben die gute Ausgangsposition genutzt, haben die Zähne zusammengebissen und das schnelle Auto genossen."

Frage: "Du hast kürzlich bekannt gegeben, dass du 2008 in der Renault-World-Series starten wirst. Was sind deine Erwartungen vor deiner ersten Saison in Europa?"
Wickens: "Meine Erwartung sind in jeder Meisterschaft die gleichen. Ich will konstant unter den ersten Fünf sein, eine handvoll Podiumsplatzierungen und - wenn sich die Chance bietet - einen Sieg einfahren. In der A1GP-Serie zu fahren, hat mir sehr viel gebracht, weil ich gegen so viele europäische Fahrer antreten musste. Zweifellos hat mir das geholfen, den europäischen Fahrstil zu lernen. Wenn du zum Beispiel aus der ChampCar-Atlantic-Serie kommst, wo du niemanden blockieren darfst, ist das in Europa anders. Und ich habe blockieren gelernt, ohne dabei an Tempo oder Positionen einzubüßen."