• 24.01.2009 10:12

  • von Britta Weddige

Dominator Carroll: Derzeit passt einfach alles zusammen

Adam Carroll und das Team Irland haben auch das A1GP-Qualifying in Taupo dominiert: Aus den Underdogs sind die heißtesten Titelfavoriten geworden

(Motorsport-Total.com) - In den Freien Trainings im neuseeländischen Taupo hielt sich das A1GP-Team Irland noch vornehm zurück, doch im Qualifying drehte Adam Carroll wieder richtig auf. Der Tabellenführer holte in allen vier Teilen der Qualifikation die deutliche Bestzeit, damit stehen die Iren sowohl im morgigen Sprint- als auch im Hauptrennen auf der Pole Position. Sein Vorsprung auf den Niederländer Robert Doornbos, der beide Male Zweiter wurde, betrug jeweils 0.265 Sekunden. Es ist ein weiterer Meilenstein für die früheren Underdogs von der grünen Insel: Zum ersten Mal stehen sie in der Startaufstellung ganz vorn.

Titel-Bild zur News: Adam Carroll

Zwei Uhren für zwei Pole Positions: Bei Adam Carroll läuft es richtig gut

Teamchef Mark Gallager hatte also erneut Grundzum Jubeln - er weiß aber auch, dass sich sein Team jetzt nicht auf den Lorbeeren ausruhen darf: "Dass wir unsere erste Doppelpole feiern dürfen, zeigt, wie sich das Team entwickelt hat, wie gut unsere Ingenieure sind und welches Können Adam Carroll hat", sagte er. "Adam mag diese Strecke, aber es ist auch interessant zu sehen, wie wir nun das Training nutzen. Wir entwickeln Verständnis für das Auto und verlassen uns auf den Fahrer und die Ingenieure. Sie wissen, was für das Qualifying nötig ist und liefern das dann auch ab."#w1#

"Wir haben den heutigen Tag dominiert, aber die Rennen werden nicht an einem Samstag gewonnen", betonte Gallagher. "Das Team und der Fahrer konzentrieren sich deshalb jetzt auf die kritischen Phasen in den morgigen Rennen - die Starts und die Pflichtboxenstopps. Die Performance im Qualifying war jedoch ideal."

A1GP Team Irland

Der Qualifying-Erfolg wurde von den Iren wie immer ausgelassen gefeiert Zoom

Carroll gelangen vier saubere schnelle Runden. Er zog jeweils neue Reifen auf, wusste aber nicht, wie die Gripverhältnisse sein würden. Deshalb gab er einfach Gas und hoffte, dass es für die Bestzeit reichen würde. Das war dann auch der Fall. "Es ist eine tückische Strecke, auf de res nicht einfach ist, eine schnelle Runde ohne Fehler hinzubekommen. Aber heute lief alles sehr gut und wir haben die Pole Positions geholt. Das ist ein sehr befriedigendes Gefühl", so Carroll.

Da der Kurs in Taupo wenig Grip habe, müsse man vorsichtig sein, fuhr der Nordire fort. Denn wenn man zu viel Gas gibt kommt man schnell von der Ideallinie ab oder dreht sich. "Dafür ist das Training da. Dort kannst du voll angreifen und schauen, wo die Grenzen sind", fuhr Carroll fort. "Mit neuen Reifen muss man dann sanft fahren, aber dennoch zu 100 Prozent pushen und eine gute Runde zusammenbringen, so wie uns das heute gelungen ist. Es ist toll für das Team. Sie haben einen super Job gemacht."

Und das gilt nicht nur für das heutige Qualifying, sondern für die gesamte Saison. Noch vor einem Jahr kämpften die Iren im Mittelfeld der A1GP-Serie. Mit der Verpflichtung von Adam Carroll als Stammpilot wurde der erste Schritt nach vorn gemacht. Der Knoten platzte endgültig, als man im Frühjahr 2008 in Mexiko den ersten Sieg feiern konnte. Jetzt sind die Iren das Spitzenteam der Serie: In den vergangenen vier Rennen konnte Carroll zwei Siege holen. Die Iren sind mit acht Punkten Vorsprung auf Portugal Tabellenführer - und heißer Titelkandidat.


Fotos: A1GP in Taupo


Carroll weiß, dass es an mehreren Faktoren liegt, dass es nach drei durchwachsenen Jahren für die Iren nun richtig gut läuft. "Im vergangenen Jahr waren wir in manchen Bereichen noch zu schwach, zudem war das Auto sehr gewöhnungsbedürftig", sagte er gegenüber 'autosport.com'. "Es hat sich unvorhersehbar verhalten und war sehr inkonstant - deshalb hast du dir als Fahrer oft den Kopf darüber zerbrochen, was denn nun schon wieder passiert ist. Allerdings hat das für einige interessante Rennen gesorgt!"

Adam Carroll

Adam Carroll kommt mit dem neuen Auto viel besser zurecht als mit dem alten Zoom

Doch nun wird mit dem neuen A1GP-Ferrari gefahren und das hat für Carroll einiges geändert: "Das neue Auto hat für mehr Chancengleichheit gesorgt", erklärte er. Das Team habe mit dem neuen Auto fantastisch gearbeitet - und der Ferrari komme seinem Fahrstil einfach besser entgegen. "Mit den Michelin-Reifen und der erhöhten Downforce ist es ein richtiger Rennwagen. Die Jungs hatten schon vorher sehr hart gearbeitet, aber nicht alle Teile des Puzzles richtig zusammenbekommen. Jetzt gelingt uns das."

Der Traum vom Titel - und von der Formel 1

Nicht nur das Team Irland hat bewegte Zeiten hinter sich - auch Carroll selbst. Zum ersten Mal seit sieben Jahren hat er einen "festen Arbeitsplatz". Zuvor kam es immer nur zu Kurzauftritten, zum Beispiel in der GP2 oder der DTM. Doch er hatte nie das Budget, um in einem Topteam zu fahren. Jetzt hat er erstmals seit Langem die Chance, einen Titel zu holen.

"Ich glaube, dass ich durch die A1GP die Chance habe, zurück in die Formel 1 zu kommen." Adam Carroll

"Das würde mir alles bedeuten", so Carroll. "Vielleicht ist das die größte Chance, die ich je hatte. Als ich in die GP2 kam, wäre ich gern um den Titel gefahren, doch das Geld hat gefehlt, um in einem Topteam zu fahren und ein Auto zu haben, mit dem man die Meisterschaft holen kann. Das ist in diesem Jahr anders. Ich liebe es, in der A1GP-Serie zu fahren, dort geht es extrem hart zu. Und sie zu gewinnen, würde mich sehr glücklich machen."

Und noch einen Aspekt darf man nicht außer Acht lassen. Mit seinen Erfolgen in der A1GP-Serie macht Carroll wieder auf sich aufmerksam - auch in der Formel 1. Die Königsklasse bleibt sein Ziel und mit 26 Jahren fühlt er sich auch noch nicht zu alt dafür: "Je mehr Erfahrung man hat, umso besser. Und ich habe wirklich das Gefühl, dass ich bereit dafür wäre, wenn man mir eine Chance bieten würde. Und ich glaube, dass ich durch die A1GP diese Chance habe, zurück in die Formel 1 zu kommen."