• 23.02.2009 16:30

  • von Dieter Rencken

Beisswanger: "Können relativ schnell aufholen"

Der deutsche A1GP-Teamchef Rolf Beisswanger zieht im Exklusivinterview eine Bilanz vom Comeback in Südafrika und blickt voraus auf die Zukunft des Teams

(Motorsport-Total.com) - Schwarz-Rot-Gold ist wieder da: Am Rennwochenende im südafrikanischen Kyalami feierte das deutsche Nationalteam sein Comeback in der A1GP-Serie. Im Cockpit saß mit Michael Ammermüller ein Pilot, der bereits über A1GP-Erfahrung verfügt. Doch der neue A1GP-Ferrari war für ihn noch ein unbekanntes Arbeitsgerät. Im Freien Training konnten die Deutschen gleich mit dem zweiten Platz überzeugen. In den beiden Rennen landeten sie auf den Plätzen 14 und elf jedoch im Mittelfeld.

Titel-Bild zur News: Michael AmmermüllerKyalami, Kyalami Grand Prix Circuit

Mit dem Comeback recht zufrieden: Rolf Beisswanger und Michael Ammermüller

Der neue deutsche Teamchef Rolf Beisswanger traf sich in Südafrika zum Exklusivinterview mit 'Motorsport-Total.com'. Darin sprach er über seinen eigenen Weg in die A1GP-Serie, die Verzögerungen im Saisonverlauf, seine Bilanz des Comebacks, die schwierige Sponsorensuche sowie seine Erwartungen in die Zukunft des Teams.#w1#

Frage: "Sie waren früher ein Kollege von Pete da Silva - hat Sie das auch in die A1GP-Serie geführt?"
Rolf Beisswanger: "Ich war meine ganze Karriere über im Sportbusiness tätig und bei verschiedenen Rennserien mit dabei, wie der Formel 1, der DTM und mit Penske Racing in der IndyCar-Serie in den USA. Ich habe mich dann vor etwa zwei Jahren selbständig gemacht. Dann hat mich Pete da Silva angerufen und er mich gebeten, die A1GP-Serie in Deutschland strategisch gut aufzubauen."

Frage: "Ursprünglich sollte das deutsche Team schon früher dabei sein, doch es war erst jetzt in Südafrika soweit. Wie kam es zu dieser Verspätung?"
Beisswanger: "Ganz einfach: Wir hatten viel zu wenig Vorbereitungszeit. Ich wurde mehr oder weniger erst Ende September, Anfang Oktober dazu berufen, dies zu tun. Da lief die Saison schon. Die drei oder vier Monate Vorbereitungszeit, die die anderen Teams hatten, hatten wir nicht. Demzufolge mussten wir entsprechend nacharbeiten. Wir wären gern schon in Taupo dabei gewesen, aber wir haben entschieden, dass es sinnvoller ist, wenn wir uns besser auf dieses Rennen vorbereiten. Ich glaube, das war eine richtige Entscheidung."

Michael Ammermüller, Kyalami Grand Prix Circuit

Michael Ammermüllers bei seiner ersten Ausfahrt im neuen A1GP-Ferrari Zoom

Jetzt werden "Basicarbeiten" erledigt

Frage: "Am Freitag lief es nicht so schlecht für Michael Ammermüller. In Qualifying und Rennen ist noch Steigerungspotenzial..."
Beisswanger: "Sie dürfen nicht vergessen: Michael ist zum ersten Mal mit diesem Auto gefahren. Wir alle haben unser Auto hier am Freitag zum ersten Mal gesehen. Dafür war Freitag super. Im Qualifying hatten wir dann noch kleinere technische Dinge, die wir aussortieren mussten. Das war auch im Rennen so. Das sind Basicarbeiten, die wir jetzt noch machen müssen - natürlich auch bedingt durch die wenige Erfahrung, die wir und die Michael mit dem Auto haben."

Frage: "Das Technikteam in Südafrika war rein englisch?"
Beisswanger: "Halb, halb. Wir hatten Teile unseres deutschen Teams in Südafrika vor Ort, zum Beispiel den Chefingenieur und den Chefmechaniker. Sie waren schon entsprechend mit eingebunden. Beim nächsten Rennen werden wir unser Team dann komplett einsetzen."

"Wir alle haben unser Auto hier am Freitag zum ersten Mal gesehen." Rolf Beisswanger

Die schwierige Sponsorensuche

Frage: "Auf dem Auto ist noch viel Platz für Sponsoren. Wie ist in diesem Bereich die Planung?"
Beisswanger: "Das ist eine gute Frage. Es natürlich zum einen in der derzeitigen Finanzkrise nicht so einfach, Sponsoren zu finden. Zum zweiten war es noch schwieriger, Sponsoren zu finden, wenn man kein Auto hat. Man kann natürlich durch Präsentationen gewisse Dinge anleiern - wir haben jetzt mit Hugo Boss einen ersten Sponsor gefunden - es ist aber auch wichtig, einfach einmal Performance zu zeigen. Dann kann man auch über die Zukunft sprechen. Wir haben immer gesagt, dass wir für die fünfte Saison planen. Jetzt in der vierten Saison werden wir versuchen, all das aufzuholen, was die anderen an Vorsprung haben. Damit können wir dann hoffentlich gut gewappnet in die fünfte Saison starten."

Frage: "Die aktuelle Saison dient also rein der Vorbereitung auf die nächste Saison?"
Beisswanger: "Absolut. Unser Ziel für das Südafrika-Wochenende war, viel Erfahrung zu sammeln, die Rennen zu beenden, damit Michael möglichst viel Tracktime bekommt und auch um Erfahrung mit der Technik zu sammeln. Das Team hat einen hervorragenden Job gemacht. Wir sind alle sehr happy. Wir wissen, woran es liegt, dass wir noch nicht ganz vorn dabei sind. Daran wird gearbeitet und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diesen Rückstand, den wir noch haben, relativ schnell aufholen können."

"Wir wissen, woran es liegt, dass wir noch nicht ganz vorn dabei sind." Rolf Beisswanger

Vorerst Planung mit Ammermüller und Lotterer

Frage: "Welche Planungen gibt es im Bereich der Rookie-Fahrer?"
Beisswanger: "Wir sprechen momentan mit verschiedenen Rookie-Fahrern. Aber momentan bin ich eher der Meinung, dass erst einmal die Stammfahrer mit dem Auto vertraut werden sollen, als die Gefahr eines Crashs mit einem Rookie-Fahrer einzugehen. Das wird sich sicherlich ändern, aber zumindest bei den nächsten ein, zwei Rennen - vielleicht auch die ganze Saison - werden wir vorraussichtlich ohne Rookie-Fahrer antreten."

Frage: "Später wird es dann aber deutsche Rookies geben?"
Beisswanger: "Mittelfristig auf jeden Fall und definitiv auch in der fünften Saison. In dieser vierten Saison haben wir noch wenige Rennen und wir planen auch, mit André Lotterer noch zu fahren, damit wir mit beiden Fahrern einmal getestet haben und damit sich beide Fahrer darauf einstellen können. Und ich möchte auch Lotterer die Chance geben, möglichst viel von dem Wochenende mitzunehmen, um dann hoffentlich auch gute Performances zu zeigen. In Südafrika war er nicht, weil er in Japan getestet hat."