• 03.06.2008 16:26

Kallio: Wir sind klein und effizient

Mika Kallio spricht über die Stärke von KTM, seine Meisterschaftsstrategie, Überraschungen bei der Konkurrenz und seine Lieblingsbeschäftigungen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mika, du hast eine komfortable Führung in der Meisterschaft. Sind Mika Kallio und die KTM die beste Kombination in der diesjährigen 250er-Weltmeisterschaft?"
Mika Kallio: "Danach sieht es im Moment natürlich aus. Es ist aber schwierig zu sagen, warum wir so deutlich führen. Alles ist bislang ziemlich glatt gegangen, wir hatten keine Unfälle, keine Motorschäden und sind bislang immer auf guten Positionen mit vielen Podestplätzen ins Ziel gekommen. Das war von Tag eins an unser Ziel: gewinnen, wenn wir eine Chance dazu haben, sichere Punkte mitnehmen und keine unnötigen Risiken eingehen, wenn wir keine Möglichkeit zu siegen hatten."

Titel-Bild zur News: Mika Kallio

Mika Kallio ist diese Saison so beständig wie noch nie und führt in der 250er-WM

"Das hat bislang sehr gut funktioniert. Zusätzlich hatten wir auf den meisten Strecken gute Setups und ich habe ein gutes Gefühl auf der Maschine, das hilft auch. Aber die Meisterschaft ist noch weit entfernt und wir müssen viel arbeiten, wenn wir auf diesem Weg weitermachen wollen. Wir müssen mehr Speed finden, wir müssen Motor und Chassis weiterhin verbessern und ich selbst muss meinen Fahrstil natürlich auch weiter perfektionieren."#w1#

Frage: "Die Rennabteilung von KTM ist vergleichsweise klein. Was macht das Team so konkurrenzfähig?"
Kallio: "Alle denken, dass man ein großes Werk und viele Leute braucht, um im Rennsport erfolgreich zu sein, aber manchmal ist das Gegenteil richtig. KTM hat es in dieser Kategorie nach ganz oben geschafft und meiner Meinung nach war die geringe Größe der Rennabteilung dazu der Schlüssel. Es ist eine kleine und effiziente Gruppe von sehr fähigen Leuten, die gut zusammenarbeiten. So können Entscheidungen und Beschlüsse sehr einfach und schnell gefällt werden."

"Zwei oder drei Jungs können in diesem Sport entscheiden, dieses oder jenes zu tun, bestimmte Teile zu verbessern oder zu verändern und die Zeit, in der das alles umgesetzt wird, ist auch immer sehr schnell. Große Werke brauchen für ähnliche Ergebnisse wesentlich länger. Wie ich schon sagte: Die Mannschaft von KTM ist sehr gut. Abgesehen von kleinen Veränderungen ist es auch noch immer seit Jahren dieselbe Truppe."

Frage: "2007 warst du das erste Mal in der 250er-Klasse und das Jahr war eine Achterbahn voller Hochs und Tiefs. Was hat sich dieses Jahr verändert?"
Kallio: "Ich hatte Hochs und Tiefs, das ist richtig und dafür gab es viele Gründe. Aber gegen Ende des Jahres haben wir das Licht am Ende des Tunnels gesehen und wussten, dass es 2008 wesentlich besser laufen würde. Die Maschine hat sich meinem Fahrstil perfekt angepasst und wir wussten, welche Felder wir weiter verbessern müssen."

"Der größte Schritt war unser neues Chassis. Ich habe sofort gefühlt, dass das meiner Fahrweise sehr entgegenkommt, dass ich diesmal meine Stärken besser ausspielen kann und besonders aus den Bremsen mehr herausholen kann. Nach einem Jahr voller harter Arbeit hatte ich endlich das Gefühl: Das ist meine Maschine! Ich wurde immer besser und gewann an Selbstbewusstsein. Alles fing an, sich auf eine positive Art zusammenzufügen."

Frage: "Ist es hilfreich, jetzt zwei KTM-Teams in der Meisterschaft zu haben?"
Kallio: "Es ist definitiv besser, drei Fahrer zu haben als nur zwei. Es verschafft mehr Möglichkeiten, zu testen und Sachen abzuwägen. Das alles beschleunigt die Entwicklung des Motorrads. Aprilia hat viele Fahrer. In dieser Hinsicht sind sie uns einen Schritt voraus, insofern ist es gut, dieses Jahr einen weiteren Kerl an Bord zu haben. Für das aktuelle Setup gehen wir aber alle unseren eigenen Weg. Die Fahrstile von Hiroshi Aoyama, Julian Simon und mir sind zu verschieden, um Setups zu tauschen."

Frage: "Bist du überrascht, dass der Italiener Mattia Pasini in der Meisterschaft auf Platz zwei liegt, wogegen Alvaro Bautista, der Topfahrer von Aprilia, in den Punkten weit abgeschlagen liegt?"
Kallio: "Das ist für alle eine große Überraschung. Ich dachte wirklich, dass Bautista der schwierigste Kerl sein würde, den es zu schlagen gilt. Aber er hatte etwas Pech und hat auch eigene Fehler gemacht, das schlägt sich in seiner Punktwertung nieder. Aber ich glaube nach wie vor, dass er sehr schnell und ein zäher Konkurrent ist. Es gibt in dieser Saison noch einige Rennen. Die Frage lautet nicht, ob er Rennen gewinnen wird, weil ich davon überzeugt bin, dass er das wird. Die Frage lautet, ob er uns noch einholen kann oder nicht."

"Was Pasini betrifft: Der war schon immer sehr schnell, war mit seinen vielen Unfällen aber auch sehr unbeständig. Jetzt scheint er kein einziges Mal zu stürzen und das ist eine große Überraschung. Aber es ist die alte Leier: Man fährt gute Ergebnisse ein, das Selbstbewusstsein wächst und der Erfolg vermehrt sich wie von selbst."

Frage: "Aber nach wie vor bist du der führende Fahrer in dieser Kategorie. Was macht dich so cool, ruhig und gelassen? Ist das diese spezielle finnische Mentalität?"
Kallio: "Es ist wahr: Die meisten Finnen sind so - immer sehr gelassen. Ich bin während eines Rennens auch immer sehr ruhig. Selbst wenn etwas passiert, wenn man eine Kurve weit nimmt oder andere Fehler macht, verliere ich nie die Konzentration. Ich sage mir einfach: Okay, jetzt bin ich zwar ein wenig zurückgefallen, aber auf der nächsten Runde greife ich wieder an und überhole zurück. Ein Italiener oder Spanier wird bei so was ganz wild und reagiert viel aggressiver. Aber im Motorsport geht es darum, cool zu bleiben, konzentriert zu bleiben und alle Risiken immer genau abzuwägen."

Frage: "Bist du wie Kimi Räikkönen, der Formel-1-Weltmeister aus Finnland?"
Kallio: "Ich bin ihm ein- oder zweimal begegnet, aber es ist sehr schwierig, an ihn heranzukommen, und ich vergleiche mich nicht wirklich mit ihm. Natürlich ist die Formel 1 in Finnland sehr beliebt, gefolgt von Rallye und dann der MotoGP, aber mit jedem Jahr scheint das Interesse an Motorradrennen ein wenig zu wachsen."

"Falls ich die Meisterschaft gewinnen kann, wäre das in meinem Land mit Sicherheit ein riesiger Schub für unseren Sport, aber Leute dazuzugewinnen spielt für mich keine Rolle. Ich bin glücklich für jedermann, der Motorradrennen mag und es genießt, uns zuzusehen, aber ich respektiere ebenfalls die Leute, die andere Interessen haben und andere Sportarten verfolgen."

Frage: "Welche Interessen hast du abseits der Rennen?"
Kallio: "Im Sommer entspanne ich mich gerne auf unserem Sommerhaus, einer Hütte an einem See, wo ich mit meiner kleinen Tochter Mimosa spiele, mit dem Boot fahre und fische, wo ich einfach die Zeit mit meiner Familie genießen kann und - ganz wichtig - wo ich mein Handy ausmachen kann. Ich mag die Einfachheit, ebenso wie ich Eintopf mit Fleisch, Kartoffeln und Gemüse mag."

"Das ist eine finnische Spezialität, die meine Mutter so gut zubereiten kann wie niemand sonst. Natürlich möchte ich mich auch selbst fit halten. Im Sommer fahre ich mit dem Rad oder tobe mich im Fitnessraum aus. Im Winter fahre ich auf gefrorenen Seen mit Motorcross-Maschinen und Spikes an den Reifen. Das ist fantastisch!"

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