• 20.05.2009 11:15

  • von Maximilian Kroiss

Aoyama: "Werden für Überraschungen sorgen"

Exklusives Interview: Das 27-jährige Fahrgenie Hiroshi Aoyama geigt mit der "nicht mehr weiterentwickelten" Honda RS250RW derzeit groß auf

(Motorsport-Total.com) - Nach der Einstellung des 250er-Projektes von KTM erlebte Hiroshi Aoyama bange Zeiten. Es dauerte eine Weile, bis er sich den zweiten Fahrerplatz neben Raffaele de Rosa im italienischen Scot-Team sichern konnte.

Titel-Bild zur News: Hiroshi Aoyama

Vor Saisonbeginn 2009 hatte Hiroshi Aoyama kaum jemand auf der Rechnung

Da man bei Honda immer wieder beteuert, dass man sämtliche Zweitaktentwicklungen eingestellt hat, sorgen die hervorragenden Ergebnisse von Aoyama und seinen Markenkollegen für Überraschungen. Der 27-Jährige aus Chiba führte nach seinem sensationellen Triumph in Jerez die WM-Tabelle an und liegt nach vier Grands Prix nur einen Zähler hinter WM-Leader Alvaro Bautista (Aprilia). 'Motorsport-Total.com' sprach nach dem achten Platz in Le Mans mit Aoyama.#w1#

Schwieriges Wochenende in Le Mans

Frage: "Hiroshi, wie war das Wochenende in Le Mans für dich? Bist du zufrieden mit der Ausbeute?"
Hiroshi Aoyama: "Das Gefühl für das Motorrad war hier nicht unbedingt so gut. Wir mussten beim Setup für Le Mans völlig andere Wege gehen. In Jerez hat alles bestens gepasst, aber Le Mans unterscheidet sich grundlegend von Jerez und daher taten wir uns schwer, eine Abstimmung zu finden."

Hiroshi Aoyama

In Jerez setzte sich Hiroshi Aoyama gegen die etablierten Europäer durch Zoom

"Da auch die Witterungsbedingungen ständig wechselten, war es umso schwieriger, ein Setup zu finden. In den Trainings war es die meiste Zeit trocken, wo wir uns auch Schritt für Schritt verbessern konnten und wir uns für das Rennen einiges erhofft hatten. Aber im Rennen bei Regen war mein Gefühl nicht so gut. Ich weiß auch nicht genau warum. Es war irrsinnig schwierig, die Rundenzeiten zu verbessern und auch die Fahrer vor mir einzuholen."

"Ich versuchte, mich auf die Bedingungen einzustellen, und jedes Mal, wenn ich versuchte, etwas aggressiver ans Werk zu gehen, war ich in Sturzgefahr. Daher habe ich mich entschlossen, auf Nummer sicher zu gehen und ein paar Punkte nach Hause zu bringen. Es war nicht unser bestes Rennen, aber letztendlich sind viele Fahrer gestürzt und ich bin als Achter ins Ziel gekommen."

Frage: "Kommen wir noch einmal kurz auf Jerez zu sprechen. Ein unvergessliches Wochenende für dich, oder?"
Aoyama: "Obwohl ich in Jerez noch nie Glück hatte, gefällt es mir dort sehr gut. Es ist auch der Europaauftakt. Mir gefällt die Atmosphäre bei den europäischen Rennen im Fahrerlager besser und auf der Strecke geht es meist heiß her, da die Italiener - und die Spanier sowieso - dort brutal stark sind."

"Einige Streckenabschnitte kommen der Honda sehr entgegen, andere wieder weniger. In den schnellen Abschnitten konnte ich die Maschine richtig fliegen lassen. Das Großartige an unserem Bike ist das gesamte Paket. Wegen des starken Windes waren in Jerez die Bedingungen nicht optimal, auch Katar war alles andere als perfekt. Dennoch sind wir in der Lage, gute Rennen zu liefern. Das stimmt uns positiv. Nur in Le Mans war es leider nicht der Fall, obwohl ich Le Mans wirklich mag."

Japaner auf einer Honda

Frage: "Du fährst jetzt wieder eine Honda. Ist es wie eine Rückkehr nach Hause?"
Aoyama: "Das würde ich so nicht sagen. Es ist keine Heimkehr, sondern ich fahre jetzt in einem anderen Team mit einem anderen Motorrad. Aber natürlich ist es nett, wieder eine Honda zu fahren. Es scheint auch, dass wir konkurrenzfähig sind - zurzeit zumindest. Natürlich wollen wir noch einige Dinge am Motorrad verbessern und auch ich möchte es noch viel besser verstehen lernen."

Hiroshi Aoyama

Hiroshi Aoyama auf der Scot-Honda, die seinem Fahrstil gut zu liegen scheint Zoom

Frage: "Wie sehr warst du nach dem KTM-Rückzug beunruhigt?"
Aoyama: "Im ersten Moment war ich natürlich sehr traurig darüber, denn ich war für drei Jahre in dieses Projekt involviert und wir steckten auch bereits in den Vorbereitungen für eine weitere Saison. Auf Fahrwerksseite und auch am Motor hatten wir für Verbesserungen bereits Pläne. Als Fahrer und auch auf technischer Seite tut es mir nach wie vor leid, dass KTM ausgestiegen ist."

Frage: "Wie sehr bist du von deiner Saison bisher überrascht?"
Aoyama: "Ich glaube nicht, dass irgendjemand erwartet hat, dass wir die WM anführen oder nach vier Rennen an zweiter Stelle liegen würden. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass uns wer in Jerez den Sieg zugetraut hätte. Auf alle Fälle ist es eine feine Angelegenheit, wenn jemand auf diese Weise überraschen kann."

Frage: "Was erwartest du von den nächsten Rennen wie Mugello oder Barcelona?"
Aoyama: "Auf diesen beiden Rennstrecken, Mugello und Barcelona, gibt es eine beziehungsweise mehrere lange Geraden. Dort wird es nicht einfach für uns. Aber so ist es nun mal: Einige Plätze kommen der Aprilia entgegen, andere wiederum Honda. Wir werden sehen, inwieweit es uns gelingen wird, mit Aprilia an der Spitze mithalten zu können. Ich gehe aber davon aus, dass wir gut genug für weitere Überraschungen sind."

Frage: "Letzte Frage: Deine Pläne für die weitere Zukunft, 2010?"
Aoyama: "Es ist bei weitem noch früh, um darüber zu sprechen, aber ich halte immer nach einen Platz in der MotoGP Ausschau."