• 21.03.2008 17:05

  • von Roman Wittemeier

Wurz: "Es war saugeil in Le Mans"

Alexander Wurz spricht im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' über seine Le-Mans-Vorbereitungen

(Motorsport-Total.com) - Alexander Wurz trägt seit einigen Jahren den Beinamen 'Edeltester'. Der Österreicher hat sich bei seinen Engagements als Testpilot der Formel-1-Teams McLaren-Mercedes, Williams und aktuell Honda einen hervorragenden Ruf als Entwicklungshelfer erworben. Der 34-Jährige hat aber nach seinem Rückzug aus dem Formel-1-Renncockpit keineswegs sein echtes Racerherz abgegeben. Im Gegenteil: im Juni dieses Jahres tritt Wurz im Peugeot 908 HDi FAP in Le Mans an. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' verrät er seine Emotionen vor der Rückkehr zum traditionsreichen Langstreckenrennen an der Sarthe.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz hat vor zwölf Jahren mit Porsche in Le Mans gewonnen

Frage: "Alexander, wie sieht dein weiterer Vorbereitungsplan bis zum Le-Mans-Rennen aus? Wirst du beim Vortest dabei sein?"
Alexander Wurz: "Wir haben bis Le Mans noch einige Testkilometer geplant und ich erfreue mich an jedem Meter, den ich im 908 zurücklegen kann. Ein echt geiles Rennauto, mit dem ich Spaß habe zu fahren und mit Stolz den Löwen von Peugeot am Overall trage. Natürlich bin ich am 1. Juni beim Vortest dabei. Ich brauche mich nicht zu qualifizieren, aber es ist doch schon lange her, als ich zum letzten Mal in Le Mans war, und das war ja auch nur ein Mal."#w1#

Die Schönheit der Prototypen

"Ein lässiges Ding, das nicht nur cool aussieht." Alexander Wurz

Frage: "Wie fährt sich so ein Prototyp im Vergleich zu einem Formel-1-Auto?"
Wurz: "Der 908 fährt sich sehr gut. Es ist echt ein lässiges Ding, das nicht nur cool aussieht. Die breiten Slicks sind natürlich ein echter Bonus nach jahrelanger "Eiertanzerei" mit den Formel-1-Rillenreifen. Natürlich ist ein Formel-1-Auto schneller was Rundenzeiten angeht, weil der Sportwagen etwa 300 Kilogramm mehr Gewicht hat. Das ist dann aber auch der einzige Grund. Persönlich finde ich es fast beängstigend schön in einem geschlossenen Sportprototypen zu sitzen. Ein sehr faszinierendes Gefühl, das mich schon lange ergriffen hat."

Frage: " Im Gegensatz zu den Benzinern sind die Dieselfahrzeuge flüsterleise. Irritiert dich das beim Fahren?"
Wurz: "Der leise Diesel ist nicht irritierend, nein. Das wäre er nur, wenn er nicht genug Leistung und Drehmoment hätte, was ich von meinem 6-Liter-V12-Doppelturbo-Diesel nicht wirklich sagen könnte."

"Das Einzige, was ein Rennmotor sein muss ist stark und haltbar." Alexander Wurz

Frage: "Welche Gedanken gehen dir als leidenschaftlichem Motorsportler beim Stichwort Diesel durch den Kopf? Ist das noch ursprüngliches Racing mit so wenig Soundkulisse?"
Wurz: "Das Einzige, was ein Rennmotor sein muss ist stark und haltbar. Außerdem muss das Leistungsverhältnis zum Sprit- beziehungsweise Energieverbrauch stimmen. Die Mischung ist mit dem Diesel am besten gegeben und deshalb wird auch in 2008 wieder ein Diesel getriebenes Auto in Le Mans gewinnen!"

Kein Platz in der LMS?

Frage: "Es heißt, du würdest gern auch in der Le-Mans-Series zum Einsatz kommen. Gibt es diesbezüglich Gespräche mit Peugeot?"
Wurz: "Wie gesagt, jeden Meter, den ich fahren kann im Peugeot mache ich das einfach gerne. Deshalb würde ich natürlich auch gerne in der Le-Mans-Series fahren. Ob das möglich sein wird im heurigen Jahr weiß ich nicht, da ich nicht nur bei Honda Testfahrer bin, sondern bei Peugeot ja auch mit Nicolas Minassian, Marc Gené, Pedro Lamy und Stephan Sarrazin die Stammfahrer fix sind."

Le Mans

Peugeot startet beim Langstreckenrennen in Le Mans mit drei Autos Zoom

Frage: "Viele gehen davon aus, dass es auch in diesem Jahr in Le Mans wieder auf den Zweikampf hinausläuft, den wir schon im vergangenen Jahr gesehen haben. Was macht euch eventuell zum Sieger? Oder: was hat Peugeot, das Audi nicht hat?"
Wurz: "(lacht) Naja, wir werden es sehen. Auf jeden Fall haben wir Peugeotfahrer ein Dach über dem Kopf..."

Frage: "Du hast 1996 mit Porsche in Le Mans gewonnen. Wie haben sich die Autos seitdem verändert?"
Wurz: "Sie sind viel schneller geworden. 1996 war natürlich das Reglement anders und die Autos wurden aerodynamisch mehr beschnitten. Die jetzigen Prototypen sind reglementtechnisch ja weiter als die Formel 1 Autos, da wir Traktionskontrolle haben und auch verschiedene Energieformen möglich sind zum Antrieb des Fahrzeugs. Ah, es ist ja egal wie sie anders sind. 1996 war es saugeil in Le Mans und ich hoffe echt, dass es 2008 nicht anders sein wird."