powered by Motorsport.com

World eX: Mike Rockenfeller startet E-Sport-Serie mit Elektroautos

Im Rahmen unserer #ThinkingForward-Reihe stellen wir diesmal eine futuristische neue E-Sport-Rennserie vor, an der Mike Rockenfeller maßgeblich beteiligt ist

(Motorsport-Total.com) - Die virtuelle Motorsportwelt in Form von E-Sport und Sim-Racing hat in diesem Jahr innerhalb weniger Monate ein Wachstum verzeichnet, für das normalerweise zwei Jahre vergangen wären.

Titel-Bild zur News: Mike Rockenfeller

Mike Rockenfeller steht der futuristischen E-Sport-Serie RCOO World eX vor Zoom

Grund dafür war die Aufmerksamkeit während des Lockdowns zu Beginn der Coronavirus-Pandemie. Der reale Motorsport stand still, woraufhin Fans und Fahrer in die virtuelle Welt strömten. Wie aber geht es mit E-Sport und Sim-Racing weiter?

Beim Blick in die Zukunft gibt es keinen Zweifel daran, dass der Boom, den diese Branche erfährt, sogar noch zunehmen wird. Von hochangesehenen und beliebten Rennserien einmal abgesehen werden Hersteller die Kosten für die Teilnahme an realen Rennen nur noch schwer rechtfertigen können. Trotzdem brauchen sie Plattformen, um ihre zukünftigen Technologien und Referenzen zum Thema Nachhaltigkeit neuen Generationen nahebringen zu können.

E-Sport ist eine ausgesprochen zugängliche Plattform, bei der die Einstiegshürde sowohl für Zuschauer als auch für Teilnehmer deutlich niedriger ist. Eine neue E-Sport-Serie, die all das beherzigt, ist RCCO World eX. Sie startet im Frühjahr 2021 mit kurzen Rennen in Form von direkten Duellen. Die dabei virtuell gefahrenen Autos sind monströse elektrische Rennwagen. Technologie und Geschichten rund um den Klimawandel stehen im Mittelpunkt.

Screenshot: World eX von Mike Rockenfeller

RCCO World eX: Die neue E-Sport-Serie mit grünem Anstrich Zoom

Einer der Köpfe der neuen E-Sport-Rennserie ist Mike Rockenfeller, Gesamtsieger der 24 Stunden von Le Mans, DTM-Champion und Audi-Werksfahrer. Nachdem Simulatoren im Verlauf der vergangenen Jahre mehr und mehr zum Tagesprogramm für reale Rennfahrer geworden sind, wurde Rockenfeller von einem seiner Mechaniker, der im Sim-Racing dem Topteam Redline angehört, an das Thema herangeführt.

Und als sich "Rocky" mehr und mehr in den Wettbewerb vertiefte, wurde ihm klar, wie viele andere Spitzenrennfahrer dort ebenfalls aktiv sind und welches Potenzial es für den Motorsport gibt, durch E-Sport einen neuen Sinn zu finden. Wir haben gesehen, wie mehr und mehr junge Fahrer aus der realen Welt, wie etwa Max Verstappen, Lando Norris oder Charles Leclerc, Plattformen wie Twitch und Social-Media nutzen, um miteinander und mit ihren Fans zu kommunizieren und dabei die Grenzen zwischen echtem Racing und Sim-Racing verwischen lassen.


#ThinkingForward-Interview mit Mike Rockenfeller

Das komplette Gespräch mit Mike Rockenfeller, Le-Mans-Sieger, DTM-Champion und Kopf der futuristischen neuen E-Sport-Serie World eX, im Rahmen unserer Interviewreihe #thinkingforward. Weitere DTM-Videos

"Ich liebe es", schwärmt Rockenfeller vom Sim-Racing. "Es ist eine großartige Gelegenheit, von zu Hause aus Menschen auf der ganzen Welt zu treffen, mit ihnen zu sprechen und zu kommunizieren und dabei natürlich das zu tun, was wir am liebsten tun, nämlich Autos fahren. Mit ein paar Klicks geht es direkt auf die Rennstrecke. 'Okay, jetzt fahre ich Laguna Seca' und schon ist man dort und fährt das Auto. Das Gefühl im Wettbewerb ist das gleiche [wie bei echten Rennen]."

Mike Rockenfeller

Rockenfellers größter Erfolg im realen Rennsport: Le-Mans-Sieg 2010 mit Audi Zoom

Diese Erkenntnis brachte Rockenfeller und zwei Kollegen - Jörg Walz und Thomas Voigt - auf die Idee, eine E-Sport-Serie ins Leben zu rufen, die sich von anderen unterscheidet. Bei der in die Zukunft gerichteten World eX werden mit spektakulären Elektroautos eine Reihe von actionreichen Direktduellen ausgetragen, wobei das Thema Nachhaltigkeit betont wird. Damit wird ein Trend aufgegriffen, den wir in der Extreme E vor ihrer Premierensaison sehen - nämlich das in den Vordergrundrücken der Aufmerksamkeit auf den Klimawandel.

"Wir müssen uns alle darüber im Klaren sein, dass wir im Rennsport etwas ändern müssen, vor allem aber in unserer Welt", sagt Rockenfeller und merkt an: "Die Autoindustrie ist bereits dabei, sich zu verändern. Um ehrlich zu sein, war ich ein bisschen altmodisch. Ich habe immer gesagt: 'Wir brauchen einen großen Motor.' Dann aber habe ich einen Porsche Taycan auf der Straße bewegt und das hat meine Denkweise und meine Einstellung zur möglichen Performance von Elektroautos wirklich verändert. Mir wurde klar, wie cool es ist, so ein Auto zu fahren und wie anders es ist."

Jörg Walz, Thomas Voigt, Mike Rockenfeller

Die Köpfe hinter World eX: Jörg Walz, Thomas Voigt, Mike Rockenfeller Zoom

Das wiederum hat das Entwicklerteam von World eX veranlasst, Elektroautos für E-Sport zu entwerfen, die mit 1.000 PS und 1.000 Kilogramm aufregend zu fahren und anzuschauen sind, die es aber gleichzeitig auch Herstellern und Technologieunternehmen erlauben, rund um die Rennen Geschichten über zukünftige Technologien und Nachhaltigkeit zu erzählen.

"Vorausgedacht wollen wir mit unserer Plattform die Chance haben, den Menschen zu erklären, wie cool es sein kann, aber gleichzeitig auch, wie wichtig es ist, überall auf der Welt jetzt [auf den Klimawandel] zu reagieren", sagt Rockenfeller und blickt nach vorn: "Einerseits Helden zu haben, die Autos fahren und sich dabei packende Kämpfe liefern und andererseits die Chance zu haben, diese Innovationen den Menschen nahe zu bringen. Darum geht es. Sim-Racing ist eine großartige Möglichkeit, diese Dinge zu kombinieren."

Fans von Sim-Racing, wie auch Fans von realem Motorsport, die Gefallen am Sim-Racing gefunden haben, werden mit Freude zur Kenntnis nehmen, wie viel Aufmerksamkeit der Entwicklung der Autos für World eX gewidmet wurde, sodass diese für die Fahrer eine echte Herausforderung darstellen.

"Als Fahrer träumt man von jeder Menge Leistung in einem Auto mit geringem Gewicht. Das Auto sollte nicht einfach zu fahren sein und schon gar nicht sollte man nach drei Runden sagen können 'Ich bin am Limit des Autos'", beschreibt Rockenfeller und weiter: "Wir brauchen viel Leistung, die man mit den Elektromotoren bekommen kann. Der Allradantrieb ist cool, weil man mit dem Leistungsverhältnis von vorne nach hinten spielen kann. Man hat viele Möglichkeiten, das Handling des Autos zu beeinflussen."

Screenshot: World eX von Mike Rockenfeller

Die Autos von World eX sind nicht einfach zu fahren - darum geht es "Rocky" Zoom

"Wir wollen realistische Zahlen haben. Wir wollen kein Traumauto haben, das im wirklichen Leben nie gebaut werden kann", erklärt Rockenfeller den Anspruch von World eX und lässt wissen: "Wir schauen nicht nur nach reinen Batterieautos. Es könnten auch Brennstoffzellenautos sein, aber auf jeden Fall Elektromotoren."

"Abtrieb", so Rockenfeller weiter, "braucht man für coole Rennen ein bisschen, aber nicht allzu viel. Das Auto, das man rutschen lassen muss und dabei trotzdem noch schnell ist, sieht cool aus. Und nicht zuletzt ist es auch eine Herausforderung, wenn man bei 150 oder 180 km/h noch die Möglichkeit hat, mit dem Auto zu driften."

So wie es Rockenfeller beschreibt, schafft World eX den Spagat zwischen Fantasie und Realität - Elemente der realen Motorsportwelt, aber auch Dinge, die der Fantasie entspringen. Wie sieht es also mit der Infrastruktur aus? Fans, die sich die Rennen anschauen, werden die Rennstrecken sofort erkennen, weil die Plattform rFactor die Grundlage der neuen E-Sport-Serie bildet. Wenn es der Rennserie aber gelingt, Fuß zu fassen und ihr ein Budget zugeteilt werden kann, wird es auch zunehmend Fantasy-Strecken geben.

"Das Ganze ist ziemlich offen", meint Rockenfeller und gibt einen näheren Einblick in World eX: "Für die erste Saison peilen wir zehn Rennen an. Einmal im Monat findet eine Rennveranstaltung statt und ich bin sicher, dass wir zehn coole und herausfordernde Strecken finden. Für die Zukunft können wir uns aber auch vorstellen, ein Stadtrennen oder ein Rennen auf echten [nachgebildeten] Straßen zu haben. Die Strecke wird jeweils vor einem Event ausgelost. So kann niemand im Vorfeld wissen, wo gefahren wird und endlos testen. Denn das wollen wir nicht."

Mike Rockenfeller

Rockenfeller erklärt im Interview, was hinter World eX steckt Zoom

Eine der Herausforderungen, die World eX erkannt hat und frontal angeht: Sowohl der reale Rennsport als auch Sim-Racing leiden darunter, dass es nicht immer einen sogenannten "Point of Focus" gibt. Im Gegensatz zu Ballsportarten, bei denen die Kameras einem einzigen wichtigen Punkt folgen, gibt es bei der Übertragung eines Rennens im Fernsehen oder im Stream Dutzende verteilter Teilnehmer. Einige von ihnen sind in eigene Kämpfe verwickelt, andere befinden sich in Alleinfahrt. Und das kann bei Rennen mit längeren Rennformaten langweilig sein, insbesondere für jüngere Zuschauer.

Wie wirkt man dem bei World eX entgegen? "Wir finden Kopf-an-Kopf-Rennen wirklich cool", sagt Rockenfeller mit Verweis auf das Rennformat mit direkten Duellen. "Dabei haben wir schnell das Ergebnis. Man hat einen Sieger, der in die nächste Runde weiterkommt und einen Verlierer, der aus dem Rennen ist. Das gibt uns auch die Möglichkeit, viele Rennen zu haben und über die Fahrer zu sprechen, Geschichten zu erzählen, die Persönlichkeiten zu interviewen, über zukünftige Technologien und Nachhaltigkeit zu sprechen."

Der Erfolg der Formel E besteht darin, dass sie den Herstellern eine Plattform bietet, um ihre Elektrotechnologie zu präsentieren. Genau das ist der Punkt, an dem World eX ansetzt. Rockenfeller ist sich sicher, dass Hybridautos wie in der Formel 1 oder das neue Hypercar-Format für Le Mans und WEC in den kommenden Jahren Bestand haben werden, dass langfristig gesehen aber Elektroautos das Kommando übernehmen werden. Und er glaubt, dass der Motorsport eine starke Zukunft hat, solange es Heldengeschichten gibt, die deutlich machen, dass die Beherrschung der Maschine durch den Mann oder die Frau immer noch sehr attraktiv ist.

Screenshot: World eX von Mike Rockenfeller

Das Format von World eX ist speziell auf jüngere Zuschauer zugeschnitten Zoom

"Ich glaube, dass der Motorsport nach wie vor Potenzial hat", sagt Rockenfeller. "Aber man muss Helden schaffen. Denn es ist nicht nur die Technologie. Es sind die Menschen dahinter. Wenn man sich als Kind Rennen anschaut, dann geht es um die Fahrer. Natürlich sind die Autos faszinierend, aber es ist der eine Fahrer, den man mag, aus welchem Grund auch immer. Und ich glaube, es ist wichtig, dass man es irgendwie schafft, den Leuten zu transportieren, dass es immer noch cool ist, so ein Auto zu fahren."

Das gesamte Interview mit Mike Rockenfeller gibt es im 28-minütigen Video. Weitere Informationen über RCCO World eX gibt es unter https://www.rccoworldex.com

Neueste Kommentare