• 31.08.2015 22:00

  • von Roman Wittemeier

WEC-Kalender 2016: Was wird geplant?

Bleibt es bei der gewohnten WEC-Reise, kommt ein neuntes Rennen? 'Motorsport-Total.com'-Redakteur Roman Wittemeier über die Gerüchte um den Rennkalender

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Anthony Davidson

Für solche Promotionfotos brauchen die WEC-Macher den Prolog vor Saisonbeginn Zoom

Liebe Freunde der Langstrecke,

Mitte September können die Reiseplanungen für einen etwaigen Besuch eines WEC-Rennens 2016 in Angriff genommen werden. Im Rahmen des "Lone Star Le Mans", des 6-Stunden-Rennens in Austin, will Serienboss Gerard Neveu den Rennkalender 2016 vorstellen, der anschließend noch vom Weltrat des Automobil-Verbandes FIA bestätigt werden muss. Bislang heißt es stets, dass man keine großen Überraschungen erwarten dürfe.

Aus meinen Gesprächen mit Fahrern, Teams und anderen Verantwortlichen in der WEC entnehme ich allerdings etwas anderes. Es könnte sehr wohl erhebliche Neuerungen im Kalender der Serie geben. Die Diskussionen über teils drastische Veränderungen sind bis heute noch nicht abgeschlossen. Dabei geht es nicht nur um die Tatsache, dass man womöglich ein zusätzliches - also ein neuntes - Saisonrennen einfügen wird. Aber dies gefällt den Herstellern und Teams nicht besonders gut.

"Wichtig ist, dass wir uns grundsätzlich auf acht Rennen geeinigt haben. Sollte eines hinzukommen, dann muss man darüber reden", meint Porsche-LMP1-Leiter Fritz Enzinger. "Man müsste dann schauen, wo dieses zusätzliche Rennen gefahren werden soll. Innerhalb Europas wären die Kosten noch überschaubar, aber so etwas wie beispielsweise Sao Paulo kostet recht viel. Da muss man dann drüber reden. So muss man damit umgehen."

Muss man zurück nach Sao Paulo?

Wie Serienboss Neveu in unserem exklusiven Interview darstellt, ist die Rückkehr zum Nürburgring im kommenden Jahr nach dem durchschlagenden Erfolg am vergangenen Wochenende geradezu eine Pflicht. Die große Frage, die sich nun stellt: Wie ist die vertragliche Situation mit Sao Paulo? Vor einigen Monaten gab es von der WEC stets die klare Aussage, dass man nach dem Umbau der Boxenanlage in Brasilien wieder nach Interlagos zurückkehren werde. Es gebe sogar entsprechende Verträge.

Mittlerweile will man von einer fixierten vertraglichen Situation mit Brasilien nicht mehr viel wissen. Aber es gibt ja schließlich noch drei Alternativen: Montreal, Mexiko-Stadt und Monza. All diese Schauplätze sind im Gespräch, aus all diesen Städten wurde großes Interesse an der Ausrichtung eines WEC-Rennens bekundet. Ich gehe jedoch davon aus, dass alle drei weiter auf eine entsprechende Vereinbarung warten müssen. Das Interesse ist nett, aber die Lust auf weitere Rennen eher gering.

Sao Paulo

2016 wird die WEC wohl eher nicht nach Sao Paulo zurückkehren Zoom

"Die Basis für 2016 lautet derzeit: acht Rennen, 40 Testtage und begrenzte Anzahl von Motoren. Das muss passen, denn damit stabilisiert man die Szene", so die klare Aussage von Enzinger. In Gesprächen mit Vertretern der anderen LMP1-Hersteller sowie aus der GTE-Pro-Szene und privaten Teams haben ich deutlich heraushören können, dass man sich eigentlich ein Abziehbild dieses Jahres wünschen würde. Aber ganz so wird es voraussichtlich nicht kommen.

Zieht der Prolog nach Monza um?

In den vergangenen Monaten hat man ausgiebig über mögliche Veränderungen im Kalender diskutiert. Eine Variante: Abschaffung des Prologs in Le Castellet Ende März, dafür am gleichen Termin das erste Saisonrennen in Monza. Dieser Vorschlag konnte sich nicht durchsetzen, weil der Promoter einen Prolog für Filmaufnahmen, Fotoshootings und Promotion braucht und kleine Privatteams auf diesem Wege kostengünstig vor dem Start in die Saison noch einmal testen können.

Apropos kleine Teams. Den Privatmannschaften aus LMP2 und GTE-Am wäre ein vorgezogener Saisonstart aus guten Gründen nicht recht. Erstens kommen deren Fahrzeuge auf dem langen Schiffsweg erst im Januar 2016 wieder von der WEC-Weltreise 2015 zurück, außerdem haben die meisten Mannschaften ihre Rennteams aus Freiberuflern zusammengestellt, die dann über einen noch längeren Zeitraum bezahlt werden müssten. Es würde teurer und logistisch komplizierter.

Eine andere Veränderung könnte aber in die Realität umgesetzt werden: die Durchführung des zweitägigen Tests ("Prolog") nicht in Le Castellet, sondern an einem anderen Ort. Meine persönliche Einschätzung: Die WEC wird ihren Test vor Saisonbeginn in Monza abhalten und die Italiener bis 2017 hinhalten. Erst dann wird es einen WEC-Lauf auf der Highspeed-Strecke geben. Die Schauplätze werden analog zur aktuellen WEC-Saison sein.


Toyota am Nürburgring auf fünf und sechs

Toyota zeigt uns die Höhepunkte des 6-Stunden-Rennens vom Nürburgring, das die Japaner auf den Plätzen fünf und sechs beendet haben.

Meine Idee vom WEC-Kalender 2016:
25./26. März - Prolog in Monza (ITA)
10. April - Silverstone (GB)
30. April - Spa-Francorchamps (B)
05. Juni - Vortest in Le Mans (F)
18./19. Juni - Le Mans (F)
14. August - Nürburgring (D)
17. September - Austin (USA)
16. Oktober - Fuji (J)
30. Oktober - Schanghai (CHN)
19. November - Manama (BAH)

Ob dieser Kalender beim nächsten WEC-Event in dieser Form genauso verkündet wird, dafür mag ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Viele Aussagen von Verantwortlichen im Paddock deuten jedoch in diese Richtung. Eines war von allen Seiten zu hören: Die Pause nach Le Mans muss möglichst kürzer werden, um das lodernde Feuer nach dem Highlight des Jahres nicht ausgehen zu lassen. Im oben skizzierten Entwurf wäre die Sommerpause um zwei Wochen kürzer als in diesem Jahr.

Viele Grüße und bis bald,

Roman Wittemeier