• 26.04.2013 08:11

  • von Roman Wittemeier

WEC 2013: Die Serie kommt voran

Viele Fahrer und Verantwortliche sehen die Langstrecken-WM (WEC) auf einem guten Weg: Der Blick gilt der Vermarktung und der Ankunft von Porsche

(Motorsport-Total.com) - Die WEC ist in Silverstone in ihre zweite Saison gestartet. Die Langstrecken-WM, die 2012 sehr guten Sport in allen Klassen geboten hatte, aber auch sehr teuer war, hat sich innerhalb kürzester Zeit etabliert. Die Zahl der Autos ist in der neuen Saison auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr, die Szene erscheint derzeit - abgesehen von den privaten LMP1-Teams - recht stabil. "Die WEC ist ganz klar vorangekommen", sagt Audi-Werkspilot Tom Kristensen.

Titel-Bild zur News: Start Silverstone

Viel los: Die WEC hat in der Saison 2013 über 30 Autos im Starterfeld Zoom

"Ich finde die Serie gut. Ich hoffe, dass noch mehr Hersteller kommen. Die Meisterschaft ist schön. Ich hoffe, dass die WEC eine gute Zukunft hat. Es braucht neben der Formel 1 noch eine starke Serie", stimmt Toyota-Kollege Sebastien Buemi zu. "Ich habe hier Spaß. Wir werden sehen, ob ich auch 2014 in der WEC fahren werde. Mein Ziel ist immer noch, in die Formel 1 zurückzukommen. Aber das ist natürlich schwierig. Daher ist es schön, dass ich bei Toyota mehr Erfahrung sammeln kann."

"Ich bin davon überzeugt, dass es sich weiterentwickelt hat. Wir haben sehr hart daran gearbeitet", meint Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich. "Die Verteilung der Rennen über die Welt ist besser. Das flutscht jetzt. Einige Partnerschaften entwickeln sich erst jetzt richtig. Das geht von Serienpartnern bis Fernsehvermarktung. Das ist wichtig, daran muss man ständig arbeiten. So etwas funktioniert nicht von heute auf morgen, aber es sind schon wichtige Schritte gemacht worden."

Stabiles Feld: Kaum Abschiede, kaum Neueinsteiger

"Eines macht mich aber etwas stutzig: Es sind kaum mehr Autos als im Vorjahr", legt Kristensen den Finger in der Wunde. "Es ist klar, dass du für eine Teilnahme an einer solch hochklassigen WM viel Geld investieren musst. Die Teams, die im vergangenen jahr dabei waren, sind größtenteils auch jetzt noch am Start. Die wissen, worum es geht. Es gab kaum Schwund. Leider sind aber kaum neue Autos hinzugekommen", meint der Däne.

"LMP1 ist das Kronjuwel der Meisterschaft. Was viele nicht mitbekommen: In den anderen Kategorien wird genauso hart und professionell gekämpft wie in der LMP1. Es geht in den GT-Klassen und in der LMP2 herrlich eng zu. Dort kämpfen viele Autos um die Siege. In der LMP1 waren es im vergangenen Jahr drei Fahrzeuge mit Siegchancen, in diesem Jahr sind es immerhin schon vier. Rebellion und Strakka sind ganz starke Teams, die für unsere WEC sehr wichtig sind."

"Man kann nicht erwarten, dass nach einem Jahr alles perfekt läuft. Da ist noch viel zu tun. Wir werden uns mehr und mehr einbringen", so TMG-Geschäftsführer Rob Leupen. "Wir wollen, dass diese WM funktioniert. Das ist wichtig für uns und wichtig für alle anderen. Audi, Porsche, Toyota - das ist immer noch ein bisschen zu wenig. Kommt Renault? Kommt Nissan? Kommen noch andere? Das wäre wichtig, wenn wir etwas Schönes aus der WEC machen möchten."


Teaser: WEC-Rennen in Spa-Francorchamps

"Es ist jetzt schon klar, dass es im kommenden Jahr mit Porsche dann noch besser wird", blickt Audi-Werkspilot Kristensen positiv in die Zukunft. Die Szene wartet auf den Zustieg von Porsche. Die Rückkehr der Zuffenhauser soll genau jene Würze bieten, die weitere Hersteller in die WEC locken könnte. "Ich glaube, dass wir 2014 eine sehr attraktive Rennserie haben werden", freut sich Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz auf das kommende Jahr.

Ecclestone "erlaubt" Porsche zwei Jahre Le Mans

"Da muss dann natürlich auch die Vermarktung seitens der Organisation stimmen. Ich glaube, dass wir unseren Teil dazu beitragen, dass es eine spannende Serie mit hoher Qualität sein wird - mit Hoch-Technologie und den besten Fahrern. Da sind dann die Organisatoren gefragt, das Thema entsprechend zu promoten", appeliert Hatz an die Verantwortlichen. "Mittelfristig hat die WEC aus meiner Sicht die Chance, neben der Formel 1 die entscheidende Serie zu sein."

"Wenn die WM annähern so groß wird wie die Formel 1, dann wird Bernie Ecclestone sie zerstören", sagte der ehemalige Peugeot-Pilot Sebastien Bourdais vor drei Jahren. "Bernie hat mir gesagt, dass es okay sei, dass wir Le Mans machen", schmunzelt Hatz. "Allerdings sollten wir es aus seiner Sicht nur ein oder zwei Jahre machen, anschließend in die Formel 1 kommen. Porsche kommt aus dem Langstreckensport, wir sind mit 16 Siegen der erfolgreichste Hersteller in Le Mans. Mindestens einen 17. Titel wollen wir in Zukunft hinzufügen. Deswegen treten wir an."

Toyota Davidson Buemi Sarrazin

Beim Saisonauftakt 2013 in Silverstone waren die Tribünen gut gefüllt Zoom

"Mit Porsche, Audi und Toyota haben wir ein attraktives Feld, 2015 soll auch noch Nissan dazu kommen. Warten wir mal ab, aber es ist angekündigt. Es gibt andere Hersteller, die auch ein Auge auf die Serie haben. Wenn wir vier Hersteller haben, die es auf höchstem Niveau betreiben, dann ist es sicherlich für die Zuschauer interessant", meint der Porsche-Verantwortliche, der die Formel 1 für sein Unternehmen nicht im Fokus hat. Die Königsklasse sei aus technologischer Sicht "nicht relevant", so Hatz.

Technologie besser erklären und darstellen

"Das Format ist für das Fernsehen etwas schwierig. Aber ein Langstreckenrennen kann ich nicht in 60 oder 90 Minuten abfeiern. Auch da gibt es neue Mittel und Wege", zeigt sich Hatz offen für eine moderne Vermarktung und Darstellung. "Es gibt ja nicht nur TV, sondern es gibt das Internet und viele, viele Dinge. Junge Leute schauen nicht mehr viel fern, sondern die ziehen sich das alles aus dem Internet. Wenn man das gut macht, dann kann es eine wichtige Geschichte für uns werden."

"Ich denke schon, dass es in die richtige Richtung geht. Ich bin fest davon überzeugt, dass in den kommenden Jahren immer mehr Hersteller erkennen werden, dass die WEC die richtige Bühne ist", stimmt Toyota-Technikchef Pascal Vasselon zu. "All das, wofür der Langstreckensport steht, ist genau das, was Hersteller darstellen möchten. Derzeit sind noch ein paar Hersteller zu wenig dabei, aber das ändert sich in den kommenden Jahren. Dann werden weitere kommen."

"Die Alleinstellungsmerkmale der WEC kommen noch nicht rüber", kritisiert Audi-Sportchef Ullrich die aktuelle Darstellung der WEC. Man müsse TV-Kommentatoren besser unterstützen und informieren, die Technik ausführlicher erklären. "Im Bereich Prototypen gibt es die Möglichkeit, für die Zukunft relevante Technologien umzusetzen. Das ist der Grund, warum Audi seit so vielen Jahren auf der Langstrecke ist. Das transportieren wir bislang noch nicht ausreichend in die breite Öffentlichkeit. Da müssen wir etwas tun. Da steckt viel Potenzial drin", sagt der Österreicher.


Fotos: WEC in Silverstone