• 21.02.2015 14:37

  • von Roman Wittemeier

Porsche-Teamchef: "Auch in anderen Serien keine Vollknaller"

Porsche-Teamchef Andreas Seidl über die besonderen Anforderungen an die Piloten auf der Langstrecke: "Es gibt Fahrer, die nie so etwas machen würden"

(Motorsport-Total.com) - In der bisherigen Starterliste der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2015 befinden sich rund 20 Piloten, die unter anderem schon in der Formel 1 als Grand-Prix- oder Testfahrer haben Erfahrungen sammeln dürfen. Für die Rennen in Spa-Francorchamps und Le Mans kommt in Nico Hülkenberg mindestens ein weiterer hinzu. Auch Fernando Alonso und Jenson Button machen aus ihrem Interesse an den LMP1-Autos kein großes Geheimnis.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg Andy Andreas Seidl

Arbeiten 2015 auf dem Weg nach Le Mans zusammen: Seidl und Hülkenberg Zoom

Der Sprung von der Grand-Prix-Bühne in die Langstreckenszene ist gut machbar. Das hat unter anderem das Beispiel Mark Webber gezeigt, der sich bei Porsche auf Anhieb schnell zurechtfand. Im Kader der Weltmeister von Toyota gibt es seit jeher kaum Piloten, die nicht mindestens ein Formel-1-Rennen absolviert haben. Dennoch: In Le Mans sind ganz andere Fähigkeiten gefragt als bei einem Einsatz als Formelfahrer. Kompromissbereitschaft, schonende Fahrweise, Konstanz und Ausdauer zählen.

"Es ist viel mehr Teamwork als in der Formel 1. Nichtsdestotrotz gibt es Abläufe und Prozeduren, die in der WEC analog zur Formel 1 funktionieren", erklärt Porsche-Teamchef Andreas Seidl auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Der erfahrene Techniker muss es wissen. Seidl war in der Formel 1 aktiv und leitete unter anderem auch die Entwicklung des DTM-M3 von BMW. Er hat viele Szenen mit unterschiedlichsten Facetten kennengelernt.

"Natürlich ist man im Formelsport immer komplett auf einen Fahrer in einem Auto fokussiert, während sich in der LMP1 drei Piloten ein Fahrzeug teilen müssen", sagt er. "Ich erkenne aber nicht, dass es deshalb eine andere Art von Fahrer ist, die auf der Langstrecke unterwegs ist. Ich habe auch in der Formel 1 oder DTM nie mit kompletten Vollknallern arbeiten müssen", meint Seidl mit einem Lächeln. Der Bayer fügt hinzu: "Es sind halt alles Typen."

"Die Langstrecke ist garantiert nicht für jeden geeignet", meint Toyota-Pilot Anthony Davidson. Der Brite ist sicher, dass es vor allem in der Formel 1 Kollegen gibt, deren Egoismus für eine erfolgreiche Arbeit in der WEC zu ausgeprägt sei. "Im Formelsport gibt es sicherlich Fahrer, die so etwas nie machen würden. Die wollen ihr Auto für sich haben und den vollen Fokus genießen. So jemand würde aber auch niemals hierher in die WEC kommen", erklärt Porsche-Teamchef Seidl seine Einschätzung.