Porsche bestimmt ersten WEC-Testtag in Le Castellet
Die beiden Porsche 919 Hybrid überzeugen am ersten von zwei Testtagen in Südfrankreich: Neel Jani vier Sekunden schneller als im Vorjahr
(Motorsport-Total.com) - Die Saison der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) hat am heutigen Freitag mit dem ersten von zwei offiziellen Testtagen in Le Castellet etwas Schwung aufgenommen. Beim Prolog in Südfrankreich zeigte sich in allen drei Sessions des Tages, dass Porsche offenbar die erhofften Fortschritte mit dem 919 Hybrid gelungen sind. Die Mannschaft aus Weissach war in allen Durchgängen an der Spitze. Die schnellste Runde gelang Neel Jani in 1:37.220 Minuten (alles im Ticker nachlesen!).

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Der neue Porsche 919 Hybrid war am Freitag das schnellste LMP1-Auto Zoom
Mit seinem schnellsten Umlauf zu Beginn der dritten Session ab 19:00 Uhr war der Schweizer satte vier Sekunden schneller als die absolute Bestzeit des Prologs des Vorjahres. Bereits im ersten Durchgang am Morgen (1:39.292) und am Nachmittag (1:37.965) war Porsche an die Spitze der Zeitenlisten gefahren - mit einem Topspeed von über 338 km/h. Der Abstand auf Audi war jederzeit größer als eine Sekunde, Toyota war nur am Morgen recht nahe dran. Aber: Keiner der Hersteller hat hier auch annähernd das Maximum präsentiert.
Toyota experimentierte nicht allzu viel herum, konnte aber ebenso nicht ganz das geplante Programm absolvieren. "Es war extrem windig", sagt Alex Wurz. Man habe aufgrund der böigen Winde keine ernsthaften Aerodynamikversuche fahren können. Toyota fuhr zumeist mittellange Stints, sicherlich auch mit Blick auf die Haltbarkeit der Reifen. "Die anderen waren schneller, aber das irritiert uns nur wenig. Das war im vergangenen Jahr auch so. Ich rechne mit einer spannenden Saison", so Wurz.
Audi fährt wenig, aber schnell
Im Lager von Audi hatte man - ebenso wie zwischenzeitlich Porsche - ein vorübergehendes Problem mit der Elektrik. Das Auto mit der Startnummer 8 (Duval/di Grassi/Jarvis) war am Nachmittag über lange Zeit an der Box gefesselt, weil es einen Defekt am Kabelbaum gab, der aber behoben werden konnte. Am Morgen war der R18 von Marcel Fässler plötzlich qualmend zu sehen - aber der Audi war schnell wieder "Nichtraucher".

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Der CLM P1/01 war am Freitag in Le Castellet noch in alter Version unterwegs Zoom
Auch wenn die Ingolstädter zumeist nur wenig fuhren, so wurde deutlich, dass man bei der Musik sein dürfte. Mit Zeiten knapp oberhalb von 1:39 Minuten war man zwar über eine einzelne Runde nicht auf Porsche-Niveau (angesichts der kleineren Hybridklasse kein Wunder), aber über die Distanz konnten die R18 ebenfalls im Bereich von 1:41 Minuten fahren. Der heutige Testtag brachte bei vielen den Eindruck: auch 2015 wird der Wettbewerb oft eng sein.
Als einziges Privatteam in der LMP1-Klasse war am Freitag ByKolles mit dem CLM P1/01 unterwegs. Am Steuer wechselten sich Pierre Kaffer, Simon Trummer und Tonio Liuzzi ab. Der Wagen, der aufgrund einiger Verzögerungen mit dem neuen Getriebe noch in alter Version fuhr, stand mehrmals kurz still. Einige Male waren Probleme mit der Elektronik die Ursache. Die neue Variante mit Xtrac-Getriebe und neuer Hinterachse soll in der kommenden Woche abgenommen werden.
Porsche auch in GT-Szene vorn
In der LMP2-Klasse war KCMG mit dem neuen Oreca 05 am schnellsten. Die Mannschaft aus Hongkong hatte bereits am Morgen beeindruckt, dann aber ein erhebliches Problem, weil Matt Howson den Oreca-Nissan in der schnellen Kurve nach der Mistral-Geraden ("Signes") in die Barrieren setzte. Oreca besorgte schnell die notwendigen Ersatzteile aus dem nahen Werk und brachte den Wagen am Abend wieder auf die Piste. Der Ligier von Oak stand wegen eines Motorschadens lange Zeit still.
In der GTE-Pro-Kategorie setzte sich ebenfalls Porsche an die Spitze. Die beiden 911er fuhren am Nachmittag im Bereich von 1:58.3 Minuten und waren somit etwas schneller als der Ferrari von Bruni/Vilander, deren AF-Corse-Auto mit neuer Einstufung um zehn Kilogramm schwerer geworden ist. Der Aston Martin bekommt weniger Luft zum atmen, hat somit weniger Leistung. Die Briten rangierten hinter Porsche und Ferrari, aber zeigten sicherlich mal wieder weniger als möglich ist. In der GTE-Am-Klasse war am Freitag der Dempsey-Porsche (Long/Seefried) am schnellsten.
Am morgigen Samstag finden zwei weitere Sessions der WEC statt. Von 09:00 Uhr bis 13:00 Uhr wird bei voraussichtlich erneut sonnigen, aber stark windigen Bedingungen gefahren. In der Mittagspause gibt es eine Autogrammstunde, bevor von 14:00 bis 17:00 Uhr wieder Fahrbetrieb herrschen wird. Am Samstag gehen die Tore des "Circuit Paul Ricard" weit für die Fans auf. Bei freiem Eintritt können sich die Zuschauer einen ersten Eindruck von den 2015er-Autos verschaffen. Es werden bis zu 10.000 Fans erwartet.

