• 12.06.2008 12:36

  • von Roman Wittemeier

Panis: "Leidenschaft ist allgegenwärtig"

Olivier Panis im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' über seinen ersten Start beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans

(Motorsport-Total.com) - Olivier Panis ist einer der großen Sportstars in Frankreich. Seit seinem überraschenden Formel-1-Sieg in Monaco 1996 wird der ehemalige Grand-Prix-Pilot in seiner Heimat hoch verehrt. Umso erstaunlicher ist es, dass der 41-Jährige erst in diesem Jahr erstmals beim größten Rennen der Grande Nation an den Start geht. Panis fährtseit Saisonbeginn in der Le-Mans-Series (LMS) für das ORECA-Matmut-Team einen Courage-Judd in der LMP1-Kategorie und tritt nun auch erstmals in Le Mans an. Seine ersten Eindrücke schilderte er im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Olivier Panis

Olivier Panis ist seit Saisonbeginn in der LMS für Oreca unterwegs

Frage: "Olivier, du bist zum ersten Mal in Le Mans. Wie fühlst du dich bei solch einer legendären Veranstaltung zuhause in Frankreich?"
Olivier Panis: "Ich fühle mich gut. Endlich geht es ja jetzt so richtig los. Ich bin schon seit Montag hier an der Strecke und hatte wirklich Freude, als es gestern endlich mit der Qualifikation losging. Ich finde die gesamte Umgebung und die ganze Stimmung hier richtig fantastisch beim 24-Stunden-Rennen. Es ist wirklich einfach nur schön, endlich einmal hier dabei zu sein."#w1#

Keine Anpassungsschwierigkeiten an den Prototypen

Frage: "Du fährst den Courage-Oreca mit Judd-Motor schon seit Beginn der Saison in der Le-Mans-Series. War die Umstellung auf den Prototypen für dich schwierig?"
Panis: "Nein, eigentlich gar nicht. Der Fahrstil, den man im Prototypen braucht, ist schon dem in der Formel 1 sehr ähnlich. Man muss vielleicht hier und da etwas früher in die Bremse und die Leistung ist auch nicht ganz so groß wie in der Formel 1. Aber vom reinen Fahren her, ist der Unterschied schon wirklich erstaunlich gering."

Frage: "Dein Teamkollege Stéphane Ortelli hatte beim LMS-Rennen in Monza einen fürchterlichen Unfall. Hast du Angst, dass sich so etwas wiederholen könnte?"
Panis: "Nein, weil wir die Ursache für Stéphanes Unfall gefunden haben und es uns erklären konnten. Wir sind zunächst einmal froh, dass er sich nicht allzu schwer verletzt hat und jetzt hier in Le Mans bei uns sein kann. Ich habe keine Angst, dass sich so ein Unfall wiederholen könnte. Angst habe ich sowieso keine, weil wir uns als Rennfahrer der Gefahr bewusst sind und jeder auf seine eigene Art und Weise damit umgehen muss. Wir haben das Problem, dass Stéphanes Unfall verursacht hat behoben. Das Problem existiert nicht mehr."

Stéphane Ortelli

Monza 2008: Das Wrack von Oreca-Pilot Stéphane Ortelli wird geborgen Zoom

Frage: "Ihr seit zwar im ersten Qualifying nur Zehnter geworden, aber ihr habt doch definitiv ein schnelles Auto. Und trotzdem: Alle sprechen nur über das Duell zwischen Audi und Peugeot. Ist es nicht ein wenig frustrierend für euch, dass ihr kaum eine Chance auf den Gesamtsieg haben werdet?"
Panis: "Nein, wir müssen das einfach so akzeptieren wie es nun einmal ist. Wir müssen dennoch mit unserem Courage alles geben und richtig hart arbeiten. Wir müssen jetzt zunächst einmal die Lücke zu den anderen Benzinern schließen. Natürlich ist die gesamte Situation für alle Benziner-Fahrzeuge in der LMP1-Klasse nicht gerade so positiv, aber es ist nun einmal im Moment so. Ich bin sicher, dass der ACO für das kommende Jahr daran arbeiten wird, dass sich die Situation zwischen Diesel und Benzinern und vielleicht dann auch Hybrid-Motoren ausgleicht. Wir brauchen engere Rennen, damit wir wenigstens schön miteinander kämpfen können."

Frage: "Hast du als Le-Mans-Debütant die besondere Atmosphäre dort schon aufgenommen?"
Panis: "Ja, aber das ist schwierig zu beschreiben. Es ist einfach klasse. Alle Leute, die man hier im Fahrerlager trifft, sind glücklich und hoch motiviert zugleich. Es gibt hier einfach unglaublich viel Leidenschaft und auch eine Menge Spaß. Überall im Paddock und im gesamten Umfeld spürt man das. Diese Leidenschaft ist einfach allgegenwärtig. Und das ist einfach fantastisch."

Frage: "Ist für dich als Franzosen in Le Mans noch einmal etwas mehr Leidenschaft dabei?"
Panis: "Auf jeden Fall. Ich war ja nun schon bei vielen großen Rennen auf dieser Welt, aber dieses hier ist noch einmal etwas ganz anderes. Eigentlich ist es von der Stimmung her egal, denn auch alle Deutschen oder Briten haben hier einfach eine Menge Spaß und genießen es einfach, beim Le-Mans-Rennen dabei zu sein. Aber ich muss zugeben, dass es für mich als Franzosen viel bedeutet."

Sicherheit: Unterböden sollen angepasst werden

Frage: "Wie empfindest du diese 13,6 Kilometer lange Strecke?"
Panis: "Das ist schon extrem lang. Als ich hier meine ersten Runden gedreht habe, kam mir das alles unglaublich lang vor. (lacht) Ich dachte, ich komme gar nicht mehr zurück zur Start-Ziel-Geraden. Mit unserem Auto fahren wir verdammt schnell, aber es kommt einem auf den langen Geraden gar nicht so schnell vor. Es macht schon Spaß, wenn man sich daran gewöhnt hat und es ist beeindruckend. Wir haben diese sehr schnellen Porsche-Kurven, dieser Abschnitt ist einfach atemberaubend schön. Auf den langen Geraden könnte mir nach 24 Stunden dann aber vielleicht auch mal langweilig werden, aber bisher ist das überhaupt nicht so."

Frage: "Der Unfall von Marc Gené beim Vortest hat neue Diskussionen über die Sicherheit in Le Mans entfacht. Wie denkst du darüber?"
Panis: "Ich bin mir da noch nicht so ganz im Klaren. Auf der einen Seite freuen wir uns alle, wenn wir auf einer solchen Strecke 350 km/h oder sogar etwas mehr fahren können. Die Autos sind sehr schnell. Wir müssen aber eventuell etwas am Unterboden der Fahrzeuge machen. Wenn du dich drehst oder mal etwas komisch auf einen Randstein kommt, dann hebst du mit diesen Autos ganz schnell mal ab. Das ist der Punkt, wo man wirklich eingreifen müsste. Man sollte darüber mal diskutieren für das kommende Jahr. Vielleicht kann man ja eine Lösung wählen, wie wir sie in der Formel 1 gewählt haben, mit einem Brett oder so ähnlich."

Olivier Panis

Olivier Panis startet gemeinsam mit Marcel Fässler und Simon Pagenaud Zoom

Frage: "Wir haben es schon im Vortest gesehen und die erste Qualifying-Bestzeit von Stéphane Sarrazin in 3:18.513 Minuten hat das noch einmal extrem deutlich unterstrichen: Die Autos werden in Le Mans in Riesenschritten immer schneller. Werden sie zu schnell für die Strecke?"
Panis: "Ich würde nicht sagen, dass sie zu schnell für diese Strecke werden. Ich bin nicht sicher, ob das stimmt, aber ich habe gehört, dass zum Beispiel Marc sehr optimistisch war vor seinem Abflug. (lacht) Die Strecke war an manchen Stellen eben noch etwas feucht und er hat es wohl übertrieben und sich weggedreht. Natürlich sind die Rundenzeiten extrem schnell. Aber wir dürfen uns nicht alle an den Zeiten von Peugeot orientieren. Dieses Auto ist einfach außergewöhnlich schnell, aber die werden bestimmt für das nächste Jahr eingebremst."

Frage: "Was ist denn eurer Ziel beim bevorstehenden Wochenende?"
Panis: "Zunächst einmal wollen wir den Dieselmaschinen im heutigen Qualifying noch etwas näher kommen. Dafür müssen wir noch hart arbeiten. Aber wenn wir es schaffen sollten, schnellster Benziner zu werden, dann wäre das natürlich wunderbar."

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