• 04.05.2015 14:57

  • von Norman Fischer & Roman Wittemeier

Marcel Fässler: Audi kann 6 Stunden, aber kann man auch 24?

Marcel Fässler gehört nach zwei Siegen zum Saisonauftakt zu den Favoriten in Le Mans: Dem Schweizer gefällt die Rolle, annehmen will er sie aber noch nicht

(Motorsport-Total.com) - Bislang war die Ausbeute von Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer in der diesjährigen WEC-Saison perfekt. Das Audi-Trio konnte sowohl in Silverstone wie auch in Spa das jeweilige 6-Stunden-Rennen für sich entscheiden und muss zwangsläufig zu den großen Favoriten für den Saisonhöhepunkt zählen: die 24 Stunden von Le Mans.

Titel-Bild zur News: Marcel Fässler

Marcel Fässler hat mit zwei Siegen die Audi-Stärke unterstrichen Zoom

Auf der Ardennenachterbahn war vor allem die große Konstanz auf dem Reifen der Schlüssel, denn Treluyer fuhr am Ende einen zweieinhalbfachen Stint auf den Pneus und sicherte seinem Team so den Sieg. Da staunt auch Fahrerkollege Fässler nicht schlecht: "Dass der Reifen am Ende so gut gehalten hat, war beeindruckend", erzählt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ein Doppelstint war eigentlich schon das Limit. Dass wir dann noch einmal zehn Runden dranhängen konnten, ohne einen großen Drop zu erleben, war großartig. Da muss man Michelin wirklich loben."

Wird die reifenschonende Fahrweise des Audi R18 e-tron quattro auch über 24 Stunden zum Erfolg führen? Mit ihren beiden Siegen haben Fässler, Lotterer und Treluyer ihren Hut für den Saisonhöhepunkt schon einmal in den Ring geworfen. "Klar, wir haben nach den zwei Siegen in Silverstone und Spa natürlich in Le Mans den Sieg im Visier", macht Fässler keinen Hehl um das nächste Ziel.

Favorit Porsche?

Doch der Schweizer weiß, dass 24 Stunden schon eine ganz andere Hausnummer sind als die bisherigen Vierteldistanzen zum Saisonauftakt: "Man muss über 24 Stunden fehlerlos bleiben - was nicht immer so einfach ist. Es regnet dort zwischendurch gern mal, es kommt die Nacht. Es kommen so viele Dinge im Verlauf des Rennens auf einen zu. Das muss man erst einmal überleben."

Natürlich spricht auch die Vergangenheit für eine starke Favoritenrolle des Trios. Audi gewann die letzten fünf Auflagen des Langstreckenklassikers (und 13 der letzten 15 Wettbewerbe), Fässler gewann mit seinen beiden Kollegen gar drei der letzten vier Rennen an der Sarthe. Von einer Favoritenrolle möchte er allerdings noch überhaupt nichts wissen und verweist auf die schnelle Konkurrenz.

Marcel Fässler, Andre Lotterer, Benoit Treluyer

Audi war in Spa-Francorchamps bereits im Le-Mans-Modus unterwegs Zoom

"Auf den langen Geraden von Le Mans hat unser Mitbewerber sicherlich einen Vorteil. Nun müssen wir mal abwarten, wie groß dieser Vorteil ausfallen wird", bleibt er vorsichtig. Mit Mitbewerber meint er in diesem Fall Porsche, die mit ihrem 8MJ-Hybrid stets die besten Topspeed-Werte erreichen, was auf den endlos langen Vollgaspassagen sicherlich nicht zum Nachteil für Mark Webber & Co. werden sollte.

Neue Spezifikation funktioniert

Doch Audi ist gut vorbereitet auf das Rennen am 13. und 14. Juni. In Spa testete man bereits die neue Le-Mans-Variante des Boliden - mit Erfolg: "Es war komplett richtig, dass wir in Spa mit der Le-Mans-Variante gefahren sind", sagt Fässler. "Man hat gesehen, dass unsere Autos mit dem geringeren Abtrieb auf die Strecke von Spa besser passten, als die WEC-Spezifikation. Wir waren damit schneller. Das stimmt uns zuversichtlich für Le Mans."

Wie gut das Paket letztendlich sein wird, wird man wohl erst beim anstehenden Vortest sehen. Dort wird auch die Konkurrenz wohl erstmals die Karten auf den Tisch legen. Noch gibt sich der Schweizer zuversichtlich: "Ich denke, wir sind gut aufgestellt und vorbereitet. Jetzt müssen wir mal abwarten, was unsere Mitbewerber nach Le Mans bringen." Denn jeder weiß - und dafür müssen einfach drei Euro ins Phrasenschwein geworfen werden: "Le Mans hat ganz eigene Gesetze."


Die Le-Mans-Version des Audi R18