• 17.03.2015 14:33

  • von Roman Wittemeier

LMP2-Hersteller: Amerikaner zur Kooperation gezwungen?

In der LMP2-Klasse sollen ab 2017 per Reglement nur noch vier Hersteller zugelassen werden: IMSA wünscht sich Zusammenarbeit von HPD, Multimatic und Co.

(Motorsport-Total.com) - In den fortlaufenden Diskussionen um das LMP2-Reglement ab 2017 ist reichlich Zündstoff. ACO, FIA und die Vertreter der amerikanischen IMSA haben sich offenbar auf Rahmenbedingungen geeinigt, die einigen Chassisherstellern und Teams sehr übel aufstoßen. Im Kern geht es um den Plan, ab 2017 nur noch vier Hersteller von LMP2-Fahrzeugen zuzulassen. Der Markt für die mittlere Prototypenkategorie wäre somit für alle weiteren verschlossen.

Titel-Bild zur News: Tristan Gommendy

Bisher weiß die LMP2-Klasse durch Vielfalt bei Autos und Motoren zu glänzen Zoom

Von den vier zertifizierten Herstellern soll einer aus Nordamerika kommen, so die bisherige Planung. Das Problem: Die US-Szene hat mehr als nur einen Hersteller mit LMP2-Ambitionen. HPD, Multimatic, Riley - wer soll das auserwählte Unternehmen für den Bau von LMP2-Fahrzeugen sein? Die IMSA will die Interessen aller amerikanischen und kanadischen Hersteller unter einen Hut bringen: die Unternehmen sollen eine gemeinsame Bewerbung abgeben.

"Es ist nicht nur begrenzt auf die aktuell engagierten Firmen, sondern es mag auch weitere Interessenten geben", wird IMSA-LMP2-Fachmann Mark Raffauf von 'dailysportscar.com' zitiert. "Bei all diesen Projekten werden gewisse Dinge immer an Zulieferer ausgelagert. Jede Firma hat ihre Stärken und Schwächen", so der Amerikaner. Optimal aus Sicht der IMSA wäre es demnach, wenn die Hersteller der US-Szene ihre jeweiligen Stärken bündeln und ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen würden.

Sichert der ACO den Landsleuten ein gutes Geschäft?

Der Plan der IMSA kommt bei den hiesigen Herstellern überhaupt nicht gut an. Wie soll das Geschäft LMP2 profitabel betrieben werden, wenn die ohnehin (wegen Kostendeckelung) geringen Einnahmen aus dem Verkauf der günstigen Fahrzeuge auch noch geteilt werden müssen? Dies wirkt auf niemanden attraktiv. Die US-Hersteller und viele Teams sehen dem Gesamtkonstrukt mit nur noch vier LMP2-Herstellern mit großer Sorge entgegen.

Warum wollen ACO und Co. ein solches Konzept überhaupt umsetzen? Unter anderem, um die Interessen der - zufällig französischen - Hersteller Oreca und Onroak (Ligier) zu schützen. Die beiden Firmen betreiben bei der Entwicklung ihrer Coupes enormen Aufwand, der sich im Rahmen der Kostenkontrolle in der LMP2 kaum refinanzieren lässt. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell entsteht nur dann, wenn genügend Kunden unterwegs sind, die ausreichend (teure) Ersatzteile ordern.

"Es ist ein hart umkämpfter Markt. Es ist noch schwieriger geworden, seit Privatteams ihre eigenen Autos bauen und dabei jegliche Kostenobergrenzen missachten", meint Oreca-Boss Hugues de Chaunac auf 'dailysportscar.com'. Man müsse in Zukunft einfach mehr Fahrzeuge verkaufen, um den hohen Entwicklungsaufwand refinanzieren zu können. Klartext: Oreca, Onroak und Co. sollen ein größeres Stück vom Kuchen zugeschustert bekommen.

Sollte der Plan mit nur noch vier Herstellern tatsächlich zur Saison 2017 umgesetzt werden, dann ginge der Szene die bisherige Vielfalt verloren. Es wäre kein Platz mehr für Exoten wie aktuell für den Strakka-Dome S103, den neuen BR01 von SMP oder einen Lotus aus der Saison 2013. Einige Verantwortliche des ACO gehen davon aus, dass sich Teams wie Strakka oder SMP dann automatisch ihren Weg in die LMP1-Klasse bahnen würden. Dies wird jedoch von zahlreichen Branchenkennern erheblich angezweifelt.