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  • 20.03.2013 09:35

  • von Roman Wittemeier

LMP1: Wie Formel-1-Piloten die Szene empfinden

Nick Heidfeld, Andre Lotterer und Mika Häkkinen über die Vor- und Nachteile der Le-Mans-Szene: Von Ehrlichkeit, "geiler Optik" und der lauernden Gefahr

(Motorsport-Total.com) - Der Schritt von der Formel 1 in Richtung WEC und Le Mans wird von der Öffentlichkeit wie auch von vielen Fahrern als Abstieg empfunden - noch jedenfalls. Die Szene wird im Zuge des bevorstehenden Reglementswechsels jedoch immer attraktiver. Es stehen weitere Hersteller vor der Tür. In der Le-Mans-Szene lässt sich auch gutes Geld verdienen. In Reihen der aktuellen LMP1-Teams gibt es prozentual weniger Paydriver als in der Königsklasse von 2013.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld, Neel Jani, Nicolas Prost

Besonderheit in Le Mans: Nachtfahrt ohne zahlreiche Scheinwerfer am Streckenrand

In der LMP1 lässt sich das Erleben von hochklassigen Autos mit einem "normalen Leben" verknüpfen. Die Piloten werden nicht von einem Termin zum nächsten getrieben, die Fahrer haben deutlich mehr Zeit, um sich mit anderen auszutauschen. Ein Beispiel vom vergangenen Wochenende in Sebring. Dort setzte sich Ex-Formel-1-Pilot Nick Heidfeld in der Rebellion-Box einfach mal auf eine Werkzeugkiste, um sich in aller Ruhe mit 'Motorsport-Total.com' über seine Eindrücke auszutauschen.

"So etwas wäre in der Formel 1 kaum möglich. Wenn überhaupt, dann nur sehr, sehr selten. In der Formel 1 jagt ein Termin den anderen. Da fehlt schlichtweg die Zeit", erklärt der Mönchengladbacher, der in diesem Jahr in der ALMS und der WEC inklusive Le Mans fahren wird. "Die gesamte Szene wirkt auf mich viel ehrlicher als die Formel 1. Mein Eindruck ist: Sobald mehr Geld im Spiel ist, muss man sehr achtsam sein und es geht härter zu - das gilt nicht nur im Motorsport, sondern überall."

In der Formel 1 sei man "im Grunde etwas gefangen", berichtet der frühere Grand-Prix-Pilot. "Du kommst nach einem Rennen nach Hause und die Gedanken kreisen immer weiter um Dinge, die die sportliche Situation verbessern könnten. Du denkst Tag und Nacht darüber nach, wie du schneller werden kannst", sagt Heidfeld. Der Vater von drei kleinen Kindern (zwei, fünf und sieben Jahre alt) ist ab sofort zwischen den Rennen für seine Familie greifbar.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

"Was es mir ein bisschen leichter macht, nicht mehr in der Formel 1 zu sein, ist das Wissen, dass meine Kinder nur einmal jung sind. Die Zeit kann man nicht zurückholen. Das ist die Plus-Seite", gibt er offen zu. "Die Le-Mans-Szene ist etwas lockerer. Es klingt vielleicht etwas abgedroschen, aber die Königsklasse ist tatsächlich ein Haifischbecken. Man muss dort immer mehr auf der Hut sein", blickt der Deutsche auf seine Zeit in der Königsklasse zurück. Heidfeld würde gern weiter Formel 1 fahren, kann sich mit seiner neuen Aufgabe bei Rebellion aber bestens anfreunden.

"Ich finde es gut, hier mit Teamkollegen zu fahren. Wenn man wie wir bei Rebellion eine gute Verbindung hat, dann macht das Spaß - außerdem kommt eine ganz andere Komponente dadurch hinein", beschreibt der 35-Jährige, der in Le Mans gemeinsam mit Neel Jani und Nicolas Prost antritt. Das Trio passt perfekt zusammen. Sogar die Statur der drei Piloten ist dermaßen ähnlich, sodass sie alle gemeinsam eine Sitzschale verwenden können - perfekt.

Andre Lotterer

Einer der großen Stars der Szene: Audi-Werkspilot Andre Lotterer Zoom

"Die Autos machen auch sehr viel Spaß. Die sind schnell, die haben auch viel Abtrieb. Und bezüglich der Optik sind es für mich die geilsten Autos der Welt", ist Heidfeld von der Szene und ihren Vorzügen überzeugt. Geht es um das Aussehen von Rennfahrzeugen, so gibt es nur ganz wenige Fahrer, die ein Formel-1-Fahrzeug vor einem LMP1-Prototypen sehen. Die Autos sind nicht nur schön, sondern auch schnell und mit reichlich Schub und Abtrieb gesegnet.

Gefahr in Le Mans: Häkkinen hat Vorbehalte

"Ich habe Formel-1-Autos getestet. Natürlich sind das schnelle und tolle Autos. Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch einmal Formel 1 zu fahren. Ausgeschlossen ist das nicht", meint Audi-Pilot Andre Lotterer, der unter anderem im Jahr 2000 für das damalige Jaguar-Formel-1-Team testen durfte. "Aber die Le-Mans-Prototypen sind meine Welt. Ich bin Audi-Werksfahrer und als solcher sehr glücklich, dass ich in Le Mans fahren darf. Dort zu gewinnen, hat eine unfassbar große Bedeutung."

Die Bedeutung dieses einen Events überstrahlt aus Sicht vieler Fahrer so manchen Formel-1-Grand-Prix. Allein die Rahmendaten sprechen eine deutliche Sprache. Bei den 24 Stunden von Le Mans spulen die besten Autos über 5.000 Kilometer ab. Sie legen also in nur einem einzigen Rennen nahezu die Gesamtdistanz aller Grands Prix eines Jahres zurück - mit nur einem Motor, einem Getriebe und ohne eine Betriebspause.

Mika Häkkinen

Mika Häkkinen ist bislang noch nie bei den 24 Stunden von Le Mans gestartet Zoom

"Die Strukturen, die Technik und der Sport sind auf allerhöchstem Niveau", stimmt Ex-Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen zu. "Jeder Pilot muss sich aber immer die Frage stellen, ob es die wirklich passende Kategorie wäre. Ich selbst bin nie bei den 24 Stunden von Le Mans gestartet. Ich habe immer die Hinweise meiner Leute gehört, die sagten, dass Le Mans ein wirklich gefährliches Pflaster ist."

"Es hat sich sicherlich etwas verbessert, es wurde einiges im Bereich Sicherheit getan. Gefährlich ist dieses Rennen aber immer noch", beschreibt der Finne sein etwas gespaltenes Verhältnis zu Le Mans. "Ich weiß nicht, ob es das war, was mich von einem Start dort abgehalten hat. In meinem Falle war es eher so, dass nie wirklich ein gutes Angebot vorhanden war von Teams, die dort aktiv sind. Ich war immer ein Mercedes-Mann. Wie man weiß, fährt Mercedes nicht mehr in Le Mans."

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