• 30.05.2008 12:19

Le-Mans-Vortest: Wichtige Antworten für Michelin

An diesem Wochenende steht der Vortest für die 24 Stunden von Le Mans an - Interview mit Michelin-Ingenieur Matthieu Bonardel

(Motorsport-Total.com) - Mit großen Schritten in Richtung Saison-Highlight: Bei den diesjährigen 24 Stunden von Le Mans (14./15. Juni) will Michelin seine Serie von zuletzt zehn Gesamtsiegen in Folge fortsetzen. Eine intensive Vorbereitung ist das A und O, um bei dem Langstrecken-Klassiker an der Sarthe zu bestehen. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am kommenden Sonntag bei dem offiziellen Le Mans-Vortest. Matthieu Bonardel, der für das Rundstrecken-Engagement von Michelin verantwortliche Reifeningenieur, spricht im Interview über die Bedeutung dieser Generalprobe und den logistischen Aufwand hinter dem 24-Stunden-Projekt.

Titel-Bild zur News: Michelin Reifen

Reifenhersteller Michelin hat einen arbeitsreichen Sonntag vor sich

Frage: "Was macht die 24 Stunden von Le Mans aus Reifensicht so speziell?"
Matthieu Bonardel: "Das Rennen wird auf einem Kurs ausgetragen, der in Teilen über öffentliche Straßen führt, die nur während der offiziellen Tests und des Rennens für den Verkehr gesperrt werden. Andere Passagen des 'Circuit des 24 heures' kommen während des Rests einer Saison überhaupt nicht zum Einsatz. Auf den Landstraßen erreichen die Piloten Geschwindigkeiten von bis zu 330 km/h, die Durchschnittsgeschwindigkeiten der LMP1-Klasse pendeln sich bei rund 215 km/h ein. Darüber hinaus müssen die Reifen über drei oder vier Stints eine konstant hohe Performance bieten können. Das entspricht einer Distanz von mehr als 500 Kilometern, also fast zwei Formel 1-Grand Prix-Distanzen."#w1#

8.000 Reifen werden produziert

Frage: "Wie ist der aktuelle Stand der Vorbereitungen?"
Bonardel: "Angesichts der schieren Menge an Reifen, die wir für das Le Mans-Wochenende brauchen, können wir mit der Produktion nicht auf die Ergebnisse der offiziellen Testfahrten warten. Die endgültigen Spezifikationen wurden bereits festgelegt und unsere Workshops arbeiten aktuell mit Volldampf daran, die 8.000 Reifen zu produzieren, die wir unseren Partnern zur Verfügung stellen wollen, um für sämtliche vorstellbaren Szenarien gerüstet zu sein."

Frage: "Wenn Sie sich mitten in der Produktion befinden - wie viele Reifen halten Sie denn für das Wochenende parat?"
Bonardel: "Wir haben von sämtlichen Spezifikation Reifen dabei und stellen den Teams je ein oder zwei Sätze jedes Typs zur Verfügung. Für alle vier Fahrzeugkategorien - LMP1, LMP2, GT und GTS - haben wir drei oder vier verschiedene Slick-Varianten im Angebot. Das allein sind also bereits bis zu 16 verschiedene Reifentypen - es verspricht ein arbeitsreicher Tag für die Mechaniker und Ingenieure von Michelin zu werden. Das gilt übrigens auch, falls es regnet, denn unsere Auswahl an Regenreifen ist genauso groß."

Die Erkenntnisse des Vortests

Frage: "Und welche Ziele verfolgen Sie und die Teams am kommenden Sonntag?"
Bonardel: "Für unsere Partner ist dieser Vortest aus zwei Gründen sehr wichtig. Zum einen haben sie die Gelegenheit, die Unterschiede zwischen den einzelnen Reifentypen kennenzulernen. Außerdem können Sie bereits ihr Fahrzeug-Set-Up auf die Reifeneigenschaften abstimmen, denn die Spezifikationen werden sich bis zum Rennen in rund zwei Wochen nicht mehr ändern. Aber auch für die Ingenieure von Michelin wird es ein aufschlussreicher Tag. So können wir unter anderem die Temperaturfenster festlegen, in welchen wir von einer harten auf eine mittlere, bzw. von einer mittleren auf eine weiche Mischung wechseln können."

Frage: "Das hört sich in der Tat nach einer Menge Arbeit an..."
Bonardel: "Angesichts der begrenzten Testzeit von nur vier Stunden müssen wir uns sehr genau mit den Teams abstimmen, um alle Aufgaben abarbeiten zu können. Das gilt vor allem im Hinblick darauf, abzuschätzen, unter welchen Bedingungen wir wie viele Stints mit den einzelnen Reifentypen fahren können. Deshalb wechseln wir denselben Reifen auch schon einmal von einem Wagen zum anderen. Wenn alles perfekt läuft, werden wir nach diesem Wochenende genau sagen können, welches Auto wie viele Stints ohne Reifenwechsel fahren kann und bei welchen Temperaturen die Teams von einer Mischung zur anderen wechseln können bzw. sollten."