• 14.06.2009 17:08

Klien: Himmel und Hölle in Le Mans

Christian Klien erlebte im Peugeot 908 HDi FAP dramatische 24 Stunden: Von P3 auf P51 und zurück auf P6 - Schattenseiten des Rennfahrens kennengelernt

(Motorsport-Total.com) - Die Hoffnung auf einen Sieg beim Langstreckenklassiker 24 Stunden von Le Mans dauerte für Christian Klien nur 38 Minuten lang. Ein Boxen-Zwischenfall seines Teamkollegen Pedro Lamy kostete den Peugeot mit der Nummer 7 zu Beginn 25 Minuten, ehe Klien überhaupt das Steuer übernehmen konnte. Das Auto fiel weit zurück, doch man konnte sich wieder nach vorn kämpfen und als Sechste ins Ziel kommen. Klien hatte sich jedoch wesentlich mehr erhofft.

Titel-Bild zur News: Christian Klien

Christian Klien erlebte in Le Mans 24 Stunden mit Höhen und Tiefen

"Heute habe ich wirklich die Schattenseiten des Rennfahrens kennen gelernt", resümierte Klien nach dem Rennen sichtlich ernüchtert. "Es hat anscheinend nicht sein sollen. Wir hatten die Pace, um zu gewinnen. Aber der Boxenunfall zu Beginn war wie beim Fußball, wenn man schon mit 0:5 in die Partie geht. Dazu kam ab Mitte des Rennens eine Menge technischer Probleme. Wir haben in Summe 53 Minuten oder 14 Runden mehr in der Box verloren als die Sieger. Am Ende waren wir 13 Runden zurück. Jeder kann sich selbst ausrechnen, wo wir da heute ohne Probleme gelandet wären. Aber im Rennsport gibt es eben kein Wenn und Aber. Wir haben das Rennen heute nicht auf der Strecke, sondern ausschließlich in den Boxen verloren."#w1#

Der Peugeot #7 mit Startpilot Pedro Lamy, vom dritten Platz ins Rennen gegangen, wurde nach dem ersten Boxenstopp um 15:41 von Pescarolo-Fahrer Jean-Christoph Boullion touchiert. Der Portugiese konnte zwar auf die Strecke gehen, doch mitten auf der Runde platzte der Hinterreifen als Folge der Berührung. Die davon fliegenden Reifenteile zogen in der Folge die Heckverkleidung schwer in Mitleidenschaft. Das Safety-Car musste auf die Piste, Lamy kam erneut in die Box, wo zahlreiche Reparaturen an Radaufhängung, Bodywork, Unterboden, Partikelfilter und Ölkühler behoben wurden - 26 Minuten Zeitverlust.

"Der Boxenunfall zu Beginn war wie beim Fußball, wenn man schon mit 0:5 in die Partie geht." Christian Klien

Ohne selbst noch einen Meter gefahren zu sein, fand sich der Vorarlberger mit seinem Team plötzlich auf Rang 51 von 55 Fahrzeugen mit sieben Runden Rückstand. "Es war ein Missverständnis", erklärte Klien "die Boxen sind übervoll. Pedro war abgefertigt und das Team wollte ihn noch eine Sekunde in der Box halten, weil Boullion im selben Moment die nächste Box ansteuerte. Pedro hörte den Funk aber nicht und so krachte ihm der Pescarolo-Fahrer hinten ins Heck. Dumm gelaufen, und ganz bitter, das mit anzusehen."

Die Aufholjagd

Im Anschluss an das Boxendrama übernahm Nicolas Minassian das Steuer und kämpfte sich durch den Nachzüglerverkehr. Um 17:26 schließlich übernahm Klien den Peugeot 908 Hdi FAP auf Platz 29 liegend. Der Rückstand: sieben Runden auf das führende Schwesternauto von Sarrazin/Montagny/Bourdais. Bereits in der ersten fliegenden Runde fuhr Klien fast zwei Sekunden schneller als die Spitze. Die nun folgende Aufholjagd unterstrich den Speed des Peugeot.

"Heute hat es anscheinend uns erwischt." Christian Klien

Während vorne die beiden anderen Werks-Autos das Tempo anschlugen und die Audi-Konkurrenz im Griff hatten, arbeiteten sich Klien und Co. mit dem Tempo der Führenden nach vorne. Nach sechs Stunden lag der Vorarlberger bereits auf Rang 17, und konnte sich sogar um eine Runde zurückrunden. Nach neun Stunden lag die Mannschaft erstmals wieder in den Top 10. Nicolas Minassian stellte zu diesem Zeitpunkt mit 3:24,628 auch die bis dahin schnellste Rennrunde auf. In den Stunden nach Mitternacht entschied sich die Mannschaft, Klien Vierfach-Stints fahren zu lassen. Er war zu diesem Zeitpunkt drei Stunden ohne Unterbrechung im Cockpit, fuhr konstant schnelle Runden und arbeitete sich bis auf Rang sieben im Zwischenklassement vor, immer noch sechs Runden hinter der Spitze.

Rückfall um Mitternacht

Genau nach zwölf Stunden war die fulminante Aufholjagd ein weiteres Mal gebremst. Zunächst verlor der #7-Peugeot einige Minuten in der Box, weil die Crew die Frontpartie wechseln wollte, aber nicht vom Auto bekam. Bei drei weiteren ungeplanten Boxenstopps innerhalb einer Stunde mussten unzählige Teile ausgetauscht werden: Unterboden, Aufhängung rechts vorne, Pedalerie. Dadurch wuchs der Rückstand auf den führenden Peugeot von Wurz/Brabham/Gene auf 13 Runden an. Klien, zu diesem Zeitpunkt auf Rang zwölf: "Wenn man mit drei Autos anrückt, ist es nie so, dass alle problemfrei über die Distanz kommen. Heute hat es anscheinend uns erwischt. Mit 13 Runden Rückstand kann man eigentlich nur hoffen, dass die Autos vor dir massive Probleme bekommen."

Nach dem Rückfall lief der Peugeot wieder relativ problemlos. Nicolas Minassian und Klien fuhren in ihren jeweiligen Stints durchwegs Rekordrunden. Bis 12:00 Uhr mittags hatte sich der Peugeot #7 schon wieder auf Rang sechs vorgearbeitet. "Wir fuhren zu diesem Zeitpunkt voll am Anschlag. Nach den Drei-Stunden-Turns in der Nacht haben wir wieder auf 90 Minuten umgestellt. Die Reifen waren sehr haltbar und das Auto fühlte sich richtig gut an. Einziges Problem war die Windschutzscheibe, die sehr verschmutzt war. Das war unangenehm, speziell an den paar Stellen, wo es zwischendurch immer wieder leicht geregnet hat.", analysierte Klien.

"Enttäuschung mischt sich mit Stolz." Christian Klien

In der Schlussphase wurde der #7-Peugeot außerdem zum rollenden Testlabor für die anderen beiden Werksautos gemacht, die überlegen in Führung lagen. Christian Klien/Nicolas Minassian/Pedro Lamy komplettierten mit Rang sechs einen historischen Triumph der Mannschaft von Peugeot, die die jahrelange Vorherrschaft von Audi in Le Mans heuer brechen konnte. Es war der erste Sieg von Peugeot in Le Mans seit 16 Jahren!

Klien zog ein bittersüßes Resumee: "Enttäuschung mischt sich mit Stolz. Wir haben eine Riesenchance auf den Sieg gehabt. Aber um zu siegen, muss eben alles passen. Das Ergebnis zeigt auch deutlich den Sportsgeist von Peugeot: Im Siegerauto sitzt kein einziger Franzose, im zweitenplatzierten gleich drei. Hier geht es nur um Racing. Ich gratuliere Alex, David und Marc zum Sieg. Le Mans zu gewinnen ist ein Traum. Für mich geht schon nächste Woche wieder mein Formel-1-Leben weiter. Es gibt wenig Zeit zum Verschnaufen, denn Silverstone steht vor der Tür."

ADAC GT MASTERS LIVE

ADAC GT Masters im TV

Nächstes Event

Zandvoort

7. - 9. Juni

Qualifying 1 Sa. 09:15 Uhr
Rennen 1 Sa. 15:15 Uhr
Qualifying 2 So. 09:15 Uhr
Rennen 2 So. 15:15 Uhr

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt