Jetzt also doch? Ford arbeitet laut Medienbericht an LMDh-Programm
Lange Zeit sperrte sich Ford gegen ein Hypercar-/GTP-Engagement, jetzt soll die Arbeit begonnen haben - Kehrt der nächste Großkonzern nach Le Mans zurück?
(Motorsport-Total.com) - Für viele war es nur eine Frage der Zeit. Laut einem Medienbericht des US-Portals Racer arbeitet Ford an einer Rückkehr in den Prototypensport mit einem Hypercar nach LMDh-Reglement. Ob sich das Engagement auf die IMSA SportsCar Championship konzentriert oder die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) mit den 24 Stunden von Le Mans einschließt, ist derzeit unklar.

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Einen Einsatz in der Hypercar-/GTP-Klasse hatte Ford bislang ausgeschlossen. Noch im vergangenen Sommer, als die Homologationsperiode für die aktuellen LMH- und LMDh-Boliden verlängert wurde, sagte Ford-Motorsportchef Mark Rushbrook: "Das verlängert die Startbahn. Aber es bedeutet nicht, dass wir uns auf der Rollbahn befinden."
Allerdings hatte sich der Ton zwischen den Zeilen bereits leicht verändert. Aus dem kategorischen Nein wurde: "Der Motorsport ist derzeit weltweit sehr stark, vor allem im Sportwagenbereich. Das hat uns den GT3 ermöglicht, und das hat vielen Herstellern die Hypercars ermöglicht."
Ford im Motorsport über Partner engagiert
Wie das Programm aussehen soll, darüber schweigt sich der Pressebericht aus. Es ist lediglich von einem "Werks-LMDh" die Rede. Werks-LMDh ist bei Ford allerdings ein recht dehnbarer Begriff. Der US-Großkonzern hat eine eigene Herangehensweise an seine Projekte im Motorsport.
Diese werden über externe Partner abgewickelt. Beim Ford GT, der zwischen 2016 und 2019 in der WEC und IMSA eingesetzt wird, war Multimatic der Partner. Multimatic ist auch für den Ford Mustang GT3 verantwortlich. Das aktuelle Projekt bei der Rallye Dakar, wo der Ford Raptor T1+ derzeit seine Feuertaufe erlebt, wird von M-Sport durchgeführt.
Auch beim geplanten Formel-1-Projekt setzt Ford mit Red Bull Powertrains auf einen externen Partner für das Motorenprogramm. Dieser Ansatz ist bei Ford historisch aus der jahrzehntelangen Partnerschaft mit Cosworth gewachsen, wird aber derzeit konsequenter denn je umgesetzt.
Am wahrscheinlichsten ist natürlich ein Programm mit Multimatic, und hier wird es spannend. Multimatic ist bisher exklusiver Chassislieferant für Porsche. Der Porsche 963 wurde in sehr enger Zusammenarbeit zwischen Porsche und Multimatic entwickelt.
Porsche will sich auf Anfrage von Motorsport-Total.com nicht zu diesem Thema äußern, weist aber darauf hin, dass auch andere LMDh-Chassis von mehreren Herstellern verwendet werden. Dies gilt vor allem für Oreca (Acura ARX-06, Alpine A424, Genesis GMR-001) und Dallara (BMW M Hybrid V8, Cadillac V-Series.R). Lediglich Ligier als Partner von Lamborghini ist bisher wie Multimatic monogam.
Wächst die Hypercar-Welt weiter?
Beim Multimatic müsste sich Ford mit einer auf Porsche zugeschnittenen Plattform begnügen. Bei den Motoren hätte der US-Konzern die Wahl zwischen dem 3,5-Liter-EcoBoost-V6, der in den 2010er-Jahren in Daytona-Prototypen und im Ford GT intensiv beworben wurde, und dem Coyote-V8-Saugmotor, der unter anderem im Mustang Dark Horse zum Einsatz kommt.

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Zuletzt war Ford 1982 werksseitig in der Sportwagen-Topkategorie mit dem C 100 vertreten, stieg aber nach nur einem Jahr aus Zoom
In der Hypercar-/GTP-Subkategorie LMDh dominieren V8-Motoren, lediglich der Acura ist mit einem V6-Turbomotor ausgestattet. Einen V8-Saugmotor bringt bisher nur Cadillac an den Start.
Bevor hier ins Detail gegangen werden kann, muss allerdings eine Entscheidung auf höherer Ebene getroffen werden. Ford ist der jüngste Konzern, dem ein Hypercar-Einstieg nachgesagt wird. Auch McLaren und - wenn auch sehr spekulativ - Mercedes-AMG (möglicherweise mit Auslagerung der gesamten Entwicklungsarbeit an Iron Lynx) wurden zuletzt mit einem Einstieg in Verbindung gebracht.
Ford und Mercedes gehören zu den letzten Automobilkonzernen, die derzeit im Hypercar-Universum fehlen. Lediglich Tata scheint derzeit kein Interesse zu haben.


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