• 16.08.2013 11:42

  • von Roman Wittemeier

Jani-Interview: Vorfreude auf ersten Porsche-LMP1-Test

Porsche-Neuzugang Neel Jani vor seinem ersten LMP1-Test in Weissach: Die spannende Entwicklungsarbeit, die nette Reaktion von Rebellion

(Motorsport-Total.com) - Der LMP1-Fahrerkader von Porsche für den großen Angriff 2014 ist noch nicht komplett. Erst vier Plätze sind vergeben. Die langjährigen Werkspiloten Timo Bernhard und Romain Dumas sind fix, aus der Formel 1 kommt Mark Webber und von Rebellion Neel Jani. Der Schweizer wird am kommenden Mittwoch am Porsche-Entwicklungsstandort Weissach erste Kilometer im Porsche-LMP1-Auto absolvieren. Im Interview schildert Jani seine Vorfreude auf das Debüt.

Titel-Bild zur News: Neel Jani

Neel Jani wurde kurz nach Le Mans als Porsche-Neuzugang verkündet Zoom

Frage: "Neel, du stehst eigentlich in diesem Jahr bei Rebellion unter Vertrag, fährst für das Privatteam in der WEC und der ALMS. Legt dir Rebellion keinerlei Steine in den Weg zu Porsche?"
Neel Jani: "Absolut nicht. Der Rebellion-Besitzer Alexandre Pesci hat sich riesig für mich gefreut. Er hat sofort gesagt: 'Wenn du fahren kannst, dann fährst du, wenn du nicht kannst, dann eben nicht.' Wir haben dann natürlich wegen der Planbarkeit die Einsätze ein wenig festgelegt und abgesprochen."

"Geplant war ursprünglich, dass ich nicht mehr WEC, sondern nur noch drei ALMS-Rennen fahre. Aber nun hat Rebellion das Programm verständlicherweise vor dem Hintergrund der Entwicklung eines neuen Autos für 2014 verändert. Jetzt fahre ich noch beim Petit Le Mans für Rebellion. Das Team war bezüglich meiner Einsätze im Porsche sehr nett und hilfreich."

Frage: "Wie groß ist die Vorfreude auf die erste Fahrt im Porsche-LMP1?"
Jani: "Die ist natürlich riesig. Es ist mir klar, dass dieser Einsatz sehr früh kommt und ich dort noch kein fertiges Auto bewegen werde, wie es beim ersten Rennen laufen soll. Für mich ist aber gerade dies besonders spannend, dass ich so frühzeitig in dieses Projekt eingebunden werde."

Frage: "Bei Porsche kommt umfangreiche Entwicklungsarbeit auf dich zu. Ist das ein besonderer Reiz?"
Jani: "Ja, natürlich. Das ist eine Aufgabe, auf die ich mich sehr freue. Es gibt so viele neue Dinge zu tun. Gleichzeitig kenne ich die Entwicklungsarbeit auch schon aus meinen Formel-1-Testtagen. Da habe ich Aerotests und Versuche im Simulator absolvieren dürfen. Ich kenne da schon so einiges. Es wird aber spannend, so etwas nun bei einem LMP1-Projekt zu absolvieren und von Beginn an dabei zu sein."

Der Sitz ist schon angepasst

Frage: "Ist dieser Einsatz am kommenden Mittwoch in Weissach ein echter Test, oder sind es eher Erkundungsrunden für dich persönlich?"
Jani: "Das ist ein Shakedown oder Rollout für mich. Weissach ist eine gute Testanlage, aber es ist keine große Strecke, wo man alle Dinge austesten kann. Einige Sachen kann man ausprobieren, zum Beispiel diverse Systeme. In erster Linie geht es allerdings darum, erstmals in diesem Auto zu sitzen, die Sitzposition zu prüfen, die Pedalerie, mich mit den Funktionen vertraut machen."

"Da hat man mir einen 911er auf den Hof gestellt - wunderschön und cool." Neel Jani

"Außerdem ist es wichtig, all die Menschen besser kennenzulernen, mit denen ich in den kommenden Monaten und Jahren eng zusammenarbeiten werde. Von daher wird es in der kommenden Woche, ein erster ungezwungener Test - eine Einführung."

Frage: "Der Sitz ist schon angepasst?"
Jani: "Ja, das haben wir schon erledigt. Der Sitz ist fertig, den habe ich auch schon ausprobiert. Nun müssen wir testen, ob das dann auch im Auto alles passt."

Frage: "Einen netten Dienstwagen hast du auch schon..."
Jani: "Ja, als ich zum ersten Besuch bei Porsche war, haben wir nach dem Sitz geschaut, ich habe viele Leute kennengelernt. Da hat man mir einen 911er auf den Hof gestellt - wunderschön und cool. Es ist ein 911 Carrera S. Ich hatte leider noch nicht allzu viel Zeit, um mit dem Wagen zu fahren. Bisher sind vielleicht 1.000 Kilometer zusammengekommen. 400 davon waren allein die Rückfahrt von Porsche nach Hause."

Weitere Teamkollegen: Keine Rowdies, bitte

Frage: "Es kommt nun ein intensives Testprogramm auf euch Porsche-LMP1-Piloten zu. Es sollen pro Monat mindestens zwei mehrtägige Probefahrten unternommen werden. Fährst du also deutlich mehr als bisher?"
Jani: "Auf jeden Fall. Ich fahre zwar kaum noch Rennen bis zum Ende des Jahres, aber viele Testkilometer. Mir wird sicherlich nicht langweilig. Der Einsatzplan für die Tests wird laufend aktualisiert. Timo Bernhard, Romain Dumas und ich sind erst einmal im Einsatz. Man wird versuchen, dass möglichst alle etwa gleich viel fahren. Timo und Romain haben einen gewissen Wissensvorsprung. Daher werden die vielleicht bei einigen Dingen den Vorzug erhalten, weil sie einige spezifische Kenntnisse vom Auto bereits haben."

Frage: "Wie gut kennst du deine beiden Porsche-Kollegen Timo und Romain?"
Jani: "Ich kenne beide schon sehr, sehr lange, wenn auch nicht übermäßig gut. Wir kennen uns seit wahrscheinlich über zehn Jahren, weil man sich im Motorsport immer wieder begegnet. Wir haben uns mehrfach unterhalten. Wir lernen uns in den kommenden Monaten sicherlich intensiver kennen."


Fotos: Rollout des Porsche LMP1 für 2014


Frage: "Mark Webber kennst du aus der Red-Bull-Familie auch. Hast du dich mit ihm schon einmal über eure gemeinsame Porsche-Zukunft unterhalten?"
Jani: "Nein, bisher nicht. Wir sind uns in den vergangenen Monaten auch nicht wirklich begegnet. Es hat sich daher nie ergeben."

Frage: "Wen würdest du denn gern als weitere Teamkollege neben dir bei Porsche haben?"
Jani: "Lass es mich mal allgemein beantworten. Es sollen schnelle Leute sein, die nicht abfliegen. Das sind die zwei wichtigsten Faktoren in Le Mans und auf der Langstrecke generell. Keine Rowdies, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Das wäre bei langen Rennen nicht gut. Es bringt nichts, wenn einer im Rennen wie wild über Randsteine jagt und das Auto nach vorn bringt, wenn der Wagen das auf Dauer nicht aushält."