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  • 31.05.2022 15:00

  • von Gary Watkins

Ferraris Le-Mans-Hypercar wird Formel-1-Technologie in sich tragen

Antonello Coletta, Leiter des LMH-Programms bei Ferrari, über Philosophie und aktuellen Stand der Dinge zum Werkseinsatz in WEC und Le Mans 2023

(Motorsport-Total.com) - Das Le-Mans-Hypercar von Ferrari, das ab 2023 in der LMH-Klasse der Langstrecken-WM (WEC) und damit auch bei den 24 Stunden von Le Mans zum Einsatz kommt, wird die Technologie des Formel-1-Teams des italienischen Herstellers nutzen.

Titel-Bild zur News: Start zu den 24h Le Mans 1973

Start zu den 24h Le Mans 1973 mit Ferrari in Front: 50 Jahre späger das Comeback Zoom

Laut Antonello Coletta, Chef der Abteilung "Attivita Sportive GT" in Maranello und Leiter des LMH-Projekts, werden für Ferraris ersten Werkeinsatz seit 50 Jahren im Prototypen-Langstreckensport alle im Unternehmen verfügbaren technologischen Ressourcen nutzt.

"Die Technologie, die wir bei Ferrari haben, ist meiner Meinung nach eine unserer wichtigsten Säulen. Da ist es nur logisch, dass wir diese Technologie in all unseren Projekten teilen", sagt Coletta im exklusiven Interview für den Ferrari-Kanal von Motorsport.tv. Es sei klar, dass im LMH-Projekt "Erfahrungen aus der Formel 1, aber nicht nur aus der Formel 1, sondern auch aus dem Sektor der Straßenautos" genutzt werden.

"Es ist eine Synthese unseres Wissens. Unsere Techniker sind gewissermaßen eine Mischung aus all dem. Wir hoffen, ein sehr konkurrenzfähiges auf die Räder zu stellen", sagt Coletta. Demnach wurden einige der technischen Lösungen für den neuen Hybrid-Prototypen bereits "aus früheren Erfahrungen aus sowohl Formel 1 als auch Straßenfahrzeugen übernommen".


Interview: Antonello Coletta über das Ferrari-Hypercar

Antonello Coletta, bei Ferrari der Chef der Abteilung "Attivita Sportive GT" in Maranello und Leiter des LMH-Projekts, spricht über Philosophie und aktuellen Stand der Dinge zum Werkseinsatz in WEC und Le Mans 2023!

"Ferrari ist ein großartiges Unternehmen mit einem äußerst bedeutsamen technischen Erbe. Unsere Rolle war schon immer die eines Innovators", sagt Coletta und erklärt: "Angesichts des neuen Reglements war es unmöglich, von bereits getätigten Erkenntnissen keinen Gebrauch zu machen."

"Dabei ist es wichtig zu betonen, dass das LMH-Auto nicht das Projekt eines Teils des Unternehmens ist. Es ist ein übergreifendes Projekt. Denn Ferrari ist nun mal ein Unternehmen, mit Betonung auf ein. Es wäre ja dumm, wenn wir das gesamte Know-how, das uns zur Verfügung steht, nicht auch nutzen würden", so Coletta.

Das im im Februar 2021 angekündigte Hypercar-Projekt von Ferrari wird aus den neuen Räumlichkeiten der "Attivita Sportive GT" - direkt neben der Ferrari-Teststrecke in Fiorano - geleitet. Von genau dort aus wird auch der brandneue Ferrari 296 GT3 rechtzeitig zur Saison 2023 an die Kundenteams ausgeliefert.

Coletta bezeichnet die im vergangenen Jahr eröffnete Einrichtung, in der die Abteilungen "Competizioni GT" und "Corse Clienti" zusammengelegt wurden, als "ein Zeugnis für die Bedeutung, die Ferrari unserem Geschäft beimisst". Die LMH-Kategorie sieht er als "eine wichtige Aufgabe" für Ferrari. Mit dem Hypercar soll Ferraris aktuelle Erfolgsbilanz von neun Gesamtsiegen bei den 24 Stunden von Le Mans aufgestockt werden.

Ferrari-Abteilung

Ferraris LMH-Auto entsteht in der Abteilung "Attivita Sportive GT" in Maranello Zoom

Die technischen Details des LMH-Autos, wie etwa Konfiguration des Verbrennungsmotors, wurden von Ferrari noch nicht bekannt gegeben. Für den Monat Juni ist aber mit einer weiteren Ankündigung zu rechnen. Im Juli dann soll das mit einem Hybridsystem an der Vorderachse bestückte Hypercar von Ferrari erstmals getestet werden. Ein konkretes Datum für den Shakedown steht noch nicht fest. Das Projekt liegt laut Coletta aber "im Zeitplan".

"Das Ganze ist etwas, was sich Monat für Monat weiterentwickelt hat. Jede Session im Simulator bringt neue Ideen auf den Tisch. Das Auto existiert virtuell und wir entwickeln es ständig weiter. Jetzt sind wir gespannt darauf, das Auto auf der Strecke zu sehen", so Coletta.

Ferrari-Schriftzug

Erstmals getestet werden soll das Ferrari-Hypercars im Juni (Symbolbild) Zoom

Die ersten Testfahrten sollen mit Fahrern aus Ferraris bestehendem GT-Kader absolviert werden. Dazu gehören unter anderem Alessandro Pier Guidi und James Calado, die amtierenden Champions der GTE-Pro-Klasse der WEC. Neben der Langstrecken-WM stellt Coletta als Bühne für das Hypercar von Ferrari für die weitere Zukunft auch die IMSA-Sportwagenserie in den USA in Aussicht.

"Für Ferrari ist der US-Markt von entscheidender Bedeutung", sagt der Leiter des LMH-Projekts in Maranello, räumt aber ein: "2023 werden wir uns zunächst einmal nur in der WEC engagieren." Weitere Informationen finden Sie auf dem Ferrari-Kanal von Motorsport.tv.

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