• 11.06.2014 09:46

Erinnerungen: Sauber-Mercedes-Sieg in Le Mans

Heute vor 25 Jahren: Sauber-Mercedes-Doppelsieg bei den 24 Stunden von Le Mans - Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens auf dem Thron

(Motorsport-Total.com) - Der Doppelerfolg des Sauber-Mercedes C9 bei den 24 Stunden von Le Mans krönt am 11. Juni 1989 die Rückkehr der Mercedes-Benz Silberpfeile auf die Rundstrecke. Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens holen im C 9 mit der Startnummer 63 den Sieg, gefolgt von Mauro Baldi, Kenny Acheson und Gianfranco Brancatelli (Startnummer 61). Abgerundet wird der Triumph durch Platz fünf für das dritte Auto des Teams Sauber-Mercedes: Das Fahrzeug von Jean-Louis Schlesser, Jean-Pierre Jabouille und Alain Cudini erreicht in der Qualifikation die beste Zeit und geht von der Pole-Position ins Rennen.

Titel-Bild zur News: Mass Reuter Dickens

Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens siegten in Le Mans Zoom

Die Fachzeitschrift 'Motor Sport' würdigt in ihrer Ausgabe vom Juli 1989 die exzellente Leistung der "Silberpfeile der dritten Generation". Damit macht das britische Magazin die Rolle des C9 in der Mercedes-Benz Motorsportgeschichte deutlich: Der vom schweizerischen Rennstall Sauber entwickelte und von dem 530 kW (720 PS) starken Mercedes-Benz Motor M 119 HL angetriebene Gruppe-C-Rennsportwagen ist ein würdiger Nachfolger der legendären Silberpfeile von 1934 bis 1939 und 1954 bis 1955.

Den Namen Silberpfeil verdient sich der C9 in der Saison 1989, weil er mit der klassischen silbernen Lackierung der Mercedes-Benz-Rennwagen startet. Zuvor erhält der von 1987 bis 1989 eingesetzte C9 unterschiedliche Designs - und verschiedene Namen, ja nach Sponsor. So heißt der Rennsportwagen in der Saison 1987 Kouros-Mercedes, danach bis 1989 Sauber-Mercedes, und schließlich läuft er für ein Rennen im Jahr 1990 als Mercedes-Benz.

Das Ziel ist die Weltmeisterschaft

Der Rennsportwagen Sauber-Mercedes C9 steht in einer Tradition der Innovationspartnerschaft zwischen Mercedes-Benz und dem in der Schweiz beheimateten Rennstall von Peter Sauber, die auf das Jahr 1984 zurückgeht. Damals vereinbaren das Stuttgarter Unternehmen und der in Zürich ansässige Rennsportwagen-Konstrukteur, dass Mercedes-Motoren für die Sauber-Sportwagen-Prototypen der Rennserie Gruppe C liefert. Mit dieser Partnerschaft zeichnet sich die Rückkehr von Mercedes in den aktiven internationalen Rundstrecken-Rennsport ab, den man 1955 verlassen hat.

Sauber ist bereits seit 1982 in der Gruppe C aktiv. Zunächst werden Motoren von Ford und BMW in den Sportwagen-Prototypen C6 und C7 eingesetzt. 1985 präsentiert Sauber dann den C8, in den der Mercedes-Motor M 117 eingebaut ist - ein aus dem Serienbau stammendes, modifiziertes V8-Aggregat mit 4.973 Kubikzentimetern Hubraum. Der C 8 gewinnt das 1.000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring 1986. Im Folgejahr erzielt Sauber-Mercedes mit dem neuen C9 (der noch vom Motor M 117 des C 8 angetrieben wird) einen Sieg beim Supersprint auf dem Nürburgring.

Ab 1988 tritt Mercedes offiziell wieder werksseitig in der Gruppe C der Rennsportwagen an. Der mehr als 515 kW (700 PS) starke C9 gewinnt in diesem Jahr die 800 Kilometer von Jerez, den Großen Preis der Tschechoslowakei in Brünn, die 1.000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring und in Spa-Francorchamps sowie das 360-Kilometer-Rennen von Sandown Park. Dazu kommen Siege in den Supercup-Rennen auf dem Hockenheimring, auf dem Norisring und dem Flugplatz Diepholz.

Peter Sauber

Peter Sauber jubelte mit seinen Fahrern auf dem Le-Mans-Podium Zoom

1989 holt Sauber-Mercedes mit dem C9 schließlich die Weltmeisterschaft. Für die Saison 1989 erhält der Rennsportwagen den neuen V8-Biturbo M 119 HL mit Vierventiltechnik, der kurzfristig bis zu 680 kW (925 PS) liefert. Im Rennen wird er jedoch mit einer Abstimmung eingesetzt, die rund 530 kW (720 PS) Leistung ergibt. Die Wagen werden für die Saison 1989 nicht nur technisch weiterentwickelt, sie bekommen nun auch eine silberne Lackierung, die eindeutig signalisiert, dass Mercedes erneut als Werksmannschaft auf der Rundstrecke um Siege fährt.

Technik und umfassender Organisation

Organisation, Vorbereitung und Strategie müssen so gut sein wie das Auto, damit ein Team die 24 Stunden von Le Mans gewinnen kann. Dass Sauber-Mercedes in der Saison 1989 das Zeug zum Sieg hat, zeigt die Silberpfeil-Equipe schon in der Qualifikation: Jean-Louis Schlesser und Jean-Pierre Jabouille sichern sich mit einer Zeit von 3:15.04 Minuten die Pole-Position, gefolgt von Mauro Baldi, Kenny Acheson und Gianfranco Brancatelli im zweiten C9 (3:15.67 Minuten).

Das dritte Fahrzeug mit Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens startet dagegen nur von Platz elf. Im Verlauf des Rennens arbeitet sich dieser C9 aber Stück für Stück in der Platzierung nach vorn. "Eindrucksvoll in der coolen Art, wie er sich von diesem bescheidenen Start seinen Weg zurück in den Wettbewerb erkämpfte und nun einer der schnellsten Wagen überhaupt war", schreibt Ken Wells später in seinem Buch "Mercedes Magic. The Story of the 1989 Le Mans Race" über diese Aufholjagd.

Stunde um Stunde führt das Rennen durch die Nacht und durch den Morgen, im Konzert der Rennmotoren grollen die Mercedes-V8-Aggregate mit ihrem tiefen Bass. "Diese drei stachen mit ihrem Klang heraus aus der Kakofonie, die ständig die Sinne bombardierte", berichtet Wells von dieser einzigartigen Soundkulisse.


Fotostrecke: Sieger-Marken in Le Mans

Leistung und Zuverlässigkeit der C9 sowie die eingespielten Abläufe zwischen den Fahrern und der Boxencrew zahlen sich aus: Am Ende des Marathon-Rennens kommen zwei Silberpfeile an der Spitze des Feldes ins Ziel. Ausgerechnet der schnellste Wagen der Qualifikation liegt abgeschlagen auf Platz fünf. Grund dafür dürfte ein Unfall in der dritten Stunde gewesen sein. Ohne diesen Crash von Alain Cudini, bei dem das Heck des Wagens beschädigt wird, hätte Sauber-Mercedes wohl sogar einen Dreifachsieg ins Ziel gefahren.

Beeindruckende Bilanz für Sauber-Mercedes

Die neuen Silberpfeile fahren 1989 und 1990 zusammen 16 Siege bei insgesamt 18 Rennen nach Hause. Dazu zählen 1989 der Gewinn der 24 Stunden von Le Mans, außerdem Siege bei den 480-Kilometer-Rennen von Suzuka, Jarama, Brands Hatch und Donington Park, bei der ADAC-Trophy auf dem Nürburgring, den "Coupes de Spa" in Spa-Francorchamps sowie der "Trofeo Hermanos Rodriguez" in Mexiko. Jean Louis Schlesser gewinnt 1989 die Fahrerweltmeisterschaft der Gruppe C, Sauber-Mercedes siegt in der Teamwertung mit 155 Punkten.

1990 kommt der Sauber-Mercedes C11 als Nachfolger des C9 zum Einsatz. Der Sportwagen-Prototyp ist der erste Wagen von Sauber mit einem Kohlefaser-Chassis, was dem Fahrzeug eine besonders hohe Festigkeit verleiht. 1990 gewinnt Sauber-Mercedes erneut sowohl den Fahrertitel (Schlesser und Baldi) als auch den Konstrukteurstitel der Weltmeisterschaft. Für die Saison 1991, in der keine aufgeladenen Motoren mehr in der Gruppe C zugelassen sind, entwickelt Mercedes den neuen V12-Motor M 291 (478 kW/650 PS) für den Rennsportwagen C291. Es ist der letzte Gruppe-C-Wagen von Mercedes.


Fotos: Vor 25 Jahren: Sauber-Mercedes siegt


Der C9 startet von 1987 bis 1989 in der Sportwagen-Weltmeisterschaft und dem in Deutschland ausgetragenen Supercup. Mit diesem Fahrzeug gewinnt Sauber-Mercedes die Weltmeisterschaftswertungen für Fahrer und Team in den Jahren 1989 und 1990. Das Siegerfahrzeug von Le Mans 1989 ist mit dem Motor M 119 HL ausgestattet, der 1989 und 1990 verwendet wird.