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DeltaWing: Erste Testfahrten stehen bevor
Das amerikanische DeltaWing-Projekt kurz vor einem wichtigen Meilenstein: Michelin liefert die Reifen für die ersten Testfahrten mit der "Le-Mans-Rakete"
(Motorsport-Total.com) - In wenigen Tagen wird das Raketenzeitalter im Motorsport beginnen. Der amerikanische DeltaWing soll in der kommenden Woche erstmals zu einem Test auf die Strecke rollen. Über einige Monate war es um das Entwicklungsteam sehr ruhig geworden, doch nun erreicht man endlich einen wichtigen Meilenstein. "Jetzt sollte es klappen", sagt Chefentwickler Ben Bowlby. Ursprünglich hatte man die ersten Tests schon für Oktober 2011 angekündigt.
© Highcroft Racing
Eher ein Leitwerk: Der DeltaWing kommt ohne klassischen Heckflügel aus
"Es gab ein paar Dinge, die wir in den Griff bekommen mussten. Es waren keine ernsthaften Probleme, aber eben Dinge, die einem bei einem solch ganz neuen Konzept in die Quere kommen können", erklärt der ehemalige Lola-Chefdesigner, der für seine DeltaWing-Entwürfe beim Race-Tech-Symposium in Oxford zum Aerodynamiker des Jahres gekürt worden war. "Die Crashtests sind so gut wie abgeschlossen. Sicherheit steht an höchster Stelle, und sie ist nicht immer einfach zu gewährleisten", deutet Bowlby die aufgetretenen Probleme an.
Vor allem bezüglich der Lage der Lenksäule soll es Diskussionen gegeben haben. Im revolutionären DeltaWing ist für eine Verlegung wichtiger Bauteile kaum Platz vorhanden. Etwaige Sicherheitbedenken können meist nur über eine Verstärkung des Materials ausgeräumt werden - was wiederum dem Ansatz des Leichtbaus widerspricht. Offiziell bringt der DeltaWing nun 475 Kilogramm (inklusive Fahrer) auf die Waage, allein 72 Kilogramm wiegt der 1,6-Liter-Turbomotor im Heck.
Das neue Fahrzeug, das im Juni außer Konkurrenz von Highcroft in Le Mans eingesetzt wird, soll auf rund 300 km/h beschleunigt werden. Die Kraftübertragung erfolgt über ein 30 Kilogramm leichtes Sechsgang-Getriebe des amerikanischen Herstellers EMCO. Die Bremsen kommen vom kalifornischen Spezialisten Performance Friction Brakes (PFB). Wer den Motor liefern wird, ist bisher nicht bekannt. "Zum Testen nehmen wir erst einmal irgendeinen Hersteller", winkt Highcroft-Boss Duncan Dayton ab.
Als Reifenpartner hat man sich Michelin geangelt. Die Franzosen rüsten nahezu alle Topteams auf der Langstrecke aus, haben also entsprechend viel Know-how, wenn es um die speziellen Anforderungen in Le Mans geht. Die erste Lieferung ist erfolgt. Der DeltaWing nutzt an der Front Reifen des Formats 10/58-18 (also nur zehn Zentimeter breit!). Zum Vergleich: Am Audi R18 werden Vorderreifen der Größe 36/71-18 genutzt.
© Highcroft Racing
Der DeltaWing rollt an der Front auf zwei nur zehn Zentimeter schmalen Reifen Zoom
"Der Größenunterschied ist unfassbar", kommentiert Karl Königstein, der die ALMS-Aktivitäten von Michelin verantwortet. "Man könnte drei Vorderreifen des DeltaWing in nur einen Vorderreifen des Audi-Prototypen stecken." Die große Frage lautet: Wie will man das Untersteuern in den Griff bekommen, wenn an der Vorderachse kaum Auflagefläche vorhanden ist, das Gewicht zu 72 Prozent am Heck lastet und 80 Prozent des aerodynamischen Abtriebs hinten erzeugt werden?
An der Hinterachse ist der Unterschied bezüglich des Reifenformats nicht ganz so gravierend. Der DeltaWing nutzt Michelins der Spezifikation 31/62-15. Bei den Le-Mans-Prototypen werden meist Pneus des Formats 37/71-18 genutzt. An welchem Tag die "Rakete" erstmals rollen wird, steht derzeit ebenso wenig fest, wie der Schauplatz der ersten Testfahrten. Auch noch nicht bekannt: Der Name des tollkühnen Piloten, der sich in die - hoffentlich nicht - fliegende Kiste setzen wird.
