• 04.05.2015 10:43

  • von Roman Wittemeier

Audi: So gut ist das Le-Mans-Auto der Ingolstädter

Audi agiert auch im Spa-Rennen auf Augenhöhe mit Porsche: Le-Mans-Variante des R18 könnte auch in Austin und Co. zum Einsatz kommen

(Motorsport-Total.com) - Audi hat mit einer WEC-Variante des R18 e-tron quattro den Saisonauftakt in Silverstone gewonnen, nun siegte man beim zweiten Durchgang in Spa-Francorchamps auf Anhieb auch mit der Le-Mans-Spezifikation des LMP1-Autos. Die neue Variante für weniger Abtrieb war im 6-Stunden-Rennen in Belgien das Maß der Dinge. Wieder einmal konnte man sich dank bester Reifenhaltbarkeit und guter Taktik gegen die starke Konkurrenz von Porsche durchsetzen.

Titel-Bild zur News: Marcel Fässler, Andre Lotterer, Benoit Treluyer

Der Audi R18 mit der Startnummer 7 siegte auch im zweiten Rennen der WEC 2015 Zoom

"Der Koffer rennt gut. Deswegen hatten wir zwei dieser Art in Spa dabei", schmunzelt Audi-LMP-Leiter Chris Reinke. "Der Entscheidung, dass wir zwei neue Autos bringen, lagen einige Faktoren zugrunde. Erst einmal ist es das Performance-Potenzial, das in diesem Paket für eine Strecke wie Spa verspricht. Zweitens wollen wir immer beide WEC-Autos in gleicher Konfiguration starten lassen. Hinzu kommt, dass wir noch Datenabgleiche vornehmen wollten. Dafür muss wenigstens eines in anderer Konfiguration laufen."

"Es geht darum, dass man sich möglichst optimal auf Le Mans vorbereitet", schildert der erfahrene Ingenieur. "Dazu gehört auch, dass die Mannschaft die entsprechende Variante genau kennt. Ein Neuaufbau eines Autos, wie er am Donnerstag nach dem Unfall mit der Nummer 8 nötig wurde, trainiert die Mechaniker, am Le-Mans-Auto zügig Komponenten zu wechseln und das Fahrzeug mit neuen Teilen neu aufzubauen. Im vergangenen Jahr wäre so etwas am Sprintauto passiert."

Le-Mans-Aerodynamik ist ein Volltreffer

Der R18 in der Le-Mans-Variante schlug ein wie eine Bombe. Das Topspeed-Defizit im Vergleich zum extrem schnellen Porsche konnte man auf rund zehn km/h minimieren. Am Ende der Kemmel-Geraden waren die Audis mit den Startnummer 7 und 8 rund acht km/h schneller als die Toyotas. Sowohl Audi als auch Porsche waren am Messpunkt schneller als die Formel-1-Weltmeister von Mercedes 2014 an gleicher Stelle - und das mit einem um 250 Kilogramm schwereren Auto.

Interessant: Die Le-Mans-Version des R18 war im kurvigen zweiten Sektor der Strecke genauso schnell wie das Schwesterauto (Nummer 9) mit der WEC-Aerodynamik für mehr Anpressdruck. Dabei spielte aber auch der Faktor Fahrer eine Rolle. Wie stark der Audi in der neuen Version ist, wird beim Blick auf die Sektorenzeiten deutlich: Die Rennsieger Lotterer/Treluyer/Fässler kamen bei einer Addition ihrer besten Abschnittszeiten auf eine ideale Rundenzeit im Rennen von sagenhaften 1:56.455 Minuten - eine Sekunde schneller als alle anderen Fahrzeuge.


6 Sunden von Spa: Die Highlights des Rennens

Audi kann sich am Ende gegen die Konkurrenz durchsetzen und mit Fässler/Lotterer/Treluyer den zweiten Saisonsieg holen

Auch ein genauer Blick auf die Rundenzeiten über Doppelstints lohnt sich: Der Audi mit der Startnummer 7 war so konstant schnell wie kein anderes Fahrzeug. Andre Lotterer und Benoit Treluyer setzten mit ihren Stints über jeweils zweimal 24 Runden ein Ausrufezeichen. Die Laufzeiten über 48 Runden inklusive eines Tankstopps unterschieden sich zwischen dem Deutschen und dem Franzosen nur um drei Sekunden. Lotterer benötigte 1:38.29 Stunden, Treluyer 1:38.32 Stunden.

"Aus den Simulationen wussten wir, was wir mit unserem Le-Mans-Paket können. Genau das haben wir dann beim Test in Monza bestätigen können. Es ist nichts Überraschendes", sagt Reinke und deutet weitere Einsätze der Variante auch nach Le Mans an: "Bei trockenen Bedingungen in die Le-Mans-Spezifikation offenbar kein Nachteil. Ob diese Konfiguration auch nach Le Mans eingesetzt wird, ist noch nicht entschieden. Ich wäre aber nicht überrascht, wenn wir diese Variante in Le Mans nicht zum letzten Mal sehen würden."