• 26.09.2014 10:03

  • von Roman Wittemeier

Audi: Jetzt geht es in Richtung 2015

Zwei Siege in Folge und ein konkurrenzfähiges Paket für den Rest der Saison: Bei Audi stehen die Zeichen auf 2015 - Wie viel geht mit dem Flywheel?

(Motorsport-Total.com) - Nach einer Nullnummer zum Saisonstart in Silverstone und einem "nur" soliden Ergebnis beim 6-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps ist Audi nun wieder voll in der Spur. Mit Siegen in Le Mans und Austin haben die Ingolstädter in der Herstellerwertung die Spitze übernommen, die Le-Mans-Sieger Lotterer/Fässler/Treluyer liegen in der Fahrerwertung wieder in Schlagdistanz zum Toyota-Trio Buemi/Davidson/Lapierre.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi, Tom Kristensen, Marc Gene

Die Audis in Austin: Nur der Toyota mit der Startnummer 8 war wirklich schneller Zoom

Die Entwicklungen am Audi R18 haben Wirkung gezeigt. In Texas präsentierte sich das Team vor allem in den Freien Trainings bärenstark. Im Rennen spulte man ein stabiles Programm ab, traf die richtigen Entscheidungen und stand am Ende ganz oben auf dem Siegerpodest. Der aktuelle Trend in der WM gibt Audi die Möglichkeit, nun immer mehr Ressourcen in Richtung der Entwicklung für das kommende Jahr zu verschieben.

"Da gibt es im Jahr Analysen. Da vergleicht man den aktuellen Stand mit den selbst gesteckten Zielen und auch in Relation zum Wettbewerb. Auf Grundlage dessen wird entschieden, in welche Richtung man geht", erklärt Audi-LMP1-Leiter Chris Reinke die Vorgehensweise. "So etwas passiert natürlich auch schon im Vorfeld. Das passiert nicht in Austin, sondern schon früher schaut man, wann wie viel auf 2015 herübergeschoben wird."

Porsche plant den Rollout des nächstjährigen Autos für Dezember, ab Januar gehen die Autos aus Weissach in ein intensives Testprogramm. Audi hält sich bezüglich seines Fahrplanes bedeckt, aber man darf davon ausgehen, dass die Marschroute nicht allzu sehr von jeder der Konzernschwester abweichen wird. "Die Schwerpunkte der Entwicklung des kommenden Fahrzeuges sind eigentlich schon definiert, bevor eine Saison losgeht", sagt Reinke.

Was gibt das Schwungrad noch her?

"Diese Schwerpunkte können natürlich justiert werden, wenn man merkt, dass man irgendwo auf dem Holzweg ist. Das haben wir aber nicht machen müssen. Aus der bisherigen Saison haben wir die Erkenntnis gezogen, dass wir auf dem richtigen Weg sind", zeigt sich der erfahrene Ingenieur zufrieden. "Es wird in den einzelnen Entwicklungsfeldern geschaut. Wir sehen jetzt, dass wir dort jeweils auf dem richtigen Weg sind."

"Einerseits ist das eine rein numerische Sache, aber teilweise geht es auch um Einschätzungen des Wettbewerbs, wo wir gar nicht so tiefe Einblicke haben. Es ist also zum Teil auch Glück", sagt Reinke. Erst das direkte Aufeinandertreffen in den Rennen gegen Porsche und Toyota könnte etwaige Schwachstellen des R18 offenbaren. Diese gibt es - aber sie waren im Vorfeld absehbar. Audi fährt 2014 in der kleinen 2MJ-Klasse, hat also in Sachen Hybridleistung einen erheblichen Nachteil im Vergleich zur Konkurrenz.

Es erscheint fraglich, ob man diesen Nachteil zum kommenden Jahr komplett wettmachen kann. Sicher ist: Audi hat eine Erhöhung der Hybridkapazität auf dem Arbeitsplan. "Natürlich ist das eine Diskussion, die zum Thema 2015 einfach dazugehört", gibt Reinke zu. Audi wird nur nicht kurzfristig vom bisherigen Konzept mit einem Flywheel umschwenken können. Das System hat erhebliche Vorteile unter anderem beim Gewicht, aber es stößt in Sachen Kapazität auch eher an seine Grenzen.


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Für 2015 dürfte Audi den Schritt in die 4MJ-Klasse geplant haben, Porsche und Toyota werden dann vermutlich in der 8MJ-Klasse antreten - der Abstand bliebe somit gleich. Für die Zukunft (frühestens 2016) ist auch bei Audi ein Wechsel zu Lithium-Ionen-Batterien denkbar. Das System, welches Porsche erfolgreich im Einsatz hat, gilt als jenes mit dem größten Potenzial. Vermutlich werden auch die Ingolstädter die nötigen Zellen einkaufen, die Batterien aber selbst entwickeln. Die Audi AG verfügt über eine entsprechende Abteilung, in der solche Technologien für die Straßenfahrzeuge entwickelt und gebaut werden.