Schneider über seine neuen Aufgaben

Die Flügeltürer von Mercedes werden unter anderem durch Bernd Schneider betreut, der das Fahren bisher nicht vermisst

(Motorsport-Total.com) - Bernd Schneider zählt ohne Zweifel zu den erfolgreichsten Rennfahrern. Bei Mercedes hat der Deutsche nun mit der Betreuung der GT-Fahrzeuge eine neue Aufgabe, die eine große Herausforderung darstellt. Im Interview verrät der 46-Jährige, wie es zu dieses Projekt kam und ob er das Fahren vermisst.

Titel-Bild zur News: Bernd Schneider

Bernd Scheider brachte bei der Abstimmung des GT3-SLS seine Erfahrungen ein

Frage: "Sie sind derzeit als Markenbotschafter und Test- und Entwicklungsfahrer im Einsatz und greifen nicht selbst ins Renngeschehen ein. Eigentlich kennen die Fans Sie vor allem als Rennfahrer. Kribbelt es Sie nicht in den Fingern, selbst ins Cockpit zu steigen?"
Bernd Schneider: "Natürlich kribbelt es ein wenig - aber nicht so stark, dass ich unbedingt selbst mitfahren müsste. Sonst würde ich es ja auch machen. Es ist interessant, das Renngeschehen von außen zu betrachten, meine Aufmerksamkeit gilt einer Reihe von Teams und Autos. Ich muss zugeben: Ich vermisse das Fahren nicht so sehr, wie ich es vorher vermutet hatte."

Jeroen Bleekemolen, Jan Seyffarth, Kenneth Heyer

Im Unterschied zur Serie verfügt der GT3-SLS über einen mächtigen Heckflügel Zoom

Frage: "Wer hatte die Idee, den SLS als GT3-Rennfahrzeug zu entwickeln?"
Schneider: "Die Idee wurde mit dem Debüt des SLS als Straßenauto geboren. Das Projekt ging dann schließlich von AMG-Chef Volker Mornhinweg aus. Wir haben damals gesagt, dass ein Kundensportprogramm eine schöne neue Herausforderung wäre. Jetzt haben wir dazu das passende Auto und mit der Nordschleife sowie dem 24h- Rennen eine perfekte Bühne."

Schneiders neue Aufgaben

Frage: "Welche Rolle spielen Sie dabei?"
Schneider: "Ich bin Markenbotschafter, sowie Test- und Entwicklungsfahrer, aber zum Beispiel auch als Instruktor bei Lehrgängen unserer Academy tätig. Zudem war ich ADAC Nordrhein wesentlich an der Mitentwicklung des SLS GT3 beteiligt. Mittlerweile haben wir 33 Exemplare verkauft, mehr als wir uns erträumt hatten. Zudem betreue ich unsere Kunden - häufig vier bis fünf Teams, die bei verschiedenen Rennen an den Start gehen. Das ist eine besondere und vor allem neue Herausforderung für mich. Mir wird also nicht langweilig."

Frage: "Was zeichnet den Mercedes aus?"
Schneider: "Er ist ein ganz spezielles Auto mit einer ausgeklügelten Gewichtsverteilung, die perfekt für ein GT3-Fahrzeug ist. Der Gewichtsschwerpunkt ist ziemlich tief und insgesamt ähnelt seine Verteilung der eines DTM-Autos. Das Auto ist gut zu fahren und passt außerdem ausgesprochen gut zur Nordschleife."

Mercedes-Benz SLS AMG GT3

Durch seine Optik sorgt der Mercedes für erhöhte Herzfrequenz bei den Fans Zoom

Frage: "Erfahrungsgemäß baut Mercedes Autos, um damit um Siege mitzufahren. Ist der
gute Start in die Saison typisch für Mercedes?"
Schneider: "Nicht unbedingt typisch, denn diesmal hatten wir ganz andere Voraussetzungen. Mercedes engagiert sich zum ersten Mal im Kundensport, während zuvor in der Formel 1 oder DTM Werkseinsätze gemacht wurden. Nun stehen Kundenservice und die Kundenzufriedenheit im Vordergrund. Das ist wichtiger als der Speed."

Aus dem Nichts schnell

Frage: "Es ist bemerkenswert, dass das Auto fast aus dem Nichts und ohne lange Nordschleifentradition zu Siegen fährt. Für Außenstehende sieht das einfach aus, aber wie viel Arbeit steckt wirklich dahinter?"
Schneider: "Es steckt unglaublich viel Arbeit dahinter. Wir mussten ja ein Auto bauen und entwickeln und auch noch eine neue Abteilung und damit personelle und organisatorische Veränderungen ins Leben rufen. So etwas gab es noch nie zuvor. Das ganze Projekt ist eine Riesenherausforderung."

Frage: "Ein Kundensportprojekt bedeutet, das neben der Fahrzeugentwicklung auch die Entwicklung der Teams im Fokus steht. Wie leistet AMG dabei Unterstützung?"
Schneider: "Grundsätzlich kaufen die Teams die Autos. Dann können sie sich mit Fragen an uns wenden, und wir gehen ausführlich darauf ein. Dabei gibt es viele Fahrer, Fahrstile und Besonderheiten der Teams, auf die wir uns einstellen müssen. Weitere Unterstützung erhalten die Teams durch unsere Lieferung von Ersatzteilen."

In Malaysia am Start

"Es kann auch vorkommen, dass sie uns gezielt nach Fahrern fragen. Gemeinsam mit erfahrenen, erfolgreichen Piloten gehen die Teams dann in die Weiterentwicklung und Datenanalyse. Ich werde selbst bei den 12 Stunden in Malaysia auf Wunsch eines Teams an den gehen und so meine Erfahrung direkt an das Team weitergeben. Es gibt aber auch Teams, etwa in Frankreich, die hochprofessionell arbeiten und uns somit nur selten, bei ganz bestimmten Fragen oder Anliegen, ansprechen."

Mercedes-Benz SLS AMG GT3

Die Flügeltüren des Mercedes SLS AMG sind dessen Erkennungsmerkmal Zoom

Frage: "Wie lautet Ihre Prognose für das 24h-Rennen? Der Mercedes AMG SLS GT3 wird zu den siegfähigen Autos gezählt. Teilen Sie diese Sicht?"
Schneider: "Wir wollen definitiv nach vorne, damit Porsche, BMW und Audi nicht den Sieg unter sich ausmachen. Unsere Hoffnung ist ein Platz auf dem Podium. Das ist natürlich auch mit viel Glück verbunden. Das ganze Projekt bringt einen enormen Aufwand mit sich und wir haben die Werksteams gegen uns. Das wird schon schwierig. Zwei bis drei Autos in den Top 10 zu haben - das wäre ein Erfolg. Ich denke, dass wir in jedem Fall zuverlässig sind. An einen Sieg aus eigener Kraft glaube ich aber nicht."