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Folger: Ein 15-Jähriger zwischen zwei Welten
Wenn Jonas Folger gerade mal nicht die Motorrad-WM-Szene aufmischt, führt der 15-Jährige ein Leben zwischen Internetchats und Technomusik
(Motorsport-Total.com/SID) - Selbst die Lehrer fiebern mit, die Mitschüler tragen Jonas-Folger-Shirts und Amelie zittert vor dem Fernseher um ihren großen Bruder: Die 3.500-Seelen-Gemeinde Schwindegg in Oberbayern wird am Samstag wieder im Ausnahmezustand sein. Jonas Folger, Montessori-Schüler und Sohn des KFZ-Mechanikers am Ort, jagt in der Motorrad-WM auch in Assen die Weltspitze.

© jonasfolger.com
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"Selbstverständlich will ich in die MotoGP aufsteigen und mal Weltmeister werden", sagt der 15-Jährige dem Rennen am Samstag. Um nicht allzu forsch zu wirken, schiebt er aber hinterher: "Erstmal kommen die Lernjahre. Bester Deutscher, das wäre schon Wahnsinn."#w1#
Großer Fan von Eminem
Lernjahre, das ist wörtlich zu verstehen. Deutschlands neue Motorradhoffnung ist ein schmalgesichtiger Neuntklässler, der noch nicht einmal ein Motorrad im Straßenverkehr fahren dürfte. Über seinem Bett hängen Poster von Eminem und den Stars der Motocrossszene, er pendelt zwischen Weltreisen, Englischstunden und der Fahrschule.
Folger will möglichst bald seinen 125er-Schein machen: "Ein Rennen fahren, okay, aber ein Motorrad von A nach B zu bewegen, das ist etwas ganz anderes", sagt er. In der 125er-Klasse rast er mit Tempo 250 über die Geraden. Die Vorfahrt und Stoppschilder zu achten, das ist ihm jedoch noch fremd. Genau wie die Strecke in Assen: "Egal, die soll super sein."
Keine Angst vor Stürzen? "Ach nee, danach einfach aufstehen und es geht weiter. Keine Hektik." Lockerheit, wie sie wohl nur ein junger Mensch ausstrahlen kann. Gänzlich unbekümmert plaudert er nach einem Schulfest seines Cousins in Eberharting über Gott und die Welt.
Für eine Freundin sei keine Zeit, obwohl Mitschülerinnen ihn manchmal bewundern. Die letzte sei "schon länger her", das war nix. Wenn es aber um den Rennsport geht, dann spricht ein erstaunlich erwachsen wirkender Experte: "Die erste Maschine hatte ich mit drei - eine Malaguti, fünf PS, 50 Kubik. Mit sechs die nächste, von KTM." Das erste Rennen kam bald und Übungsstunden auf der Wiese des Elternhauses.
Im Winter zehn Zentimeter gewachsen
Und jetzt? "Ein neuer Fahrstil, aggressiver. Ich liege jetzt besser drauf, bin im Winter zehn Zentimeter gewachsen. Das hilft. Es sah vorher immer so aus, als würde das Motorrad mit mir fahren." In Barcelona, als er Sechster wurde und die Spanier ihn in die "Zange" nahmen, das "war echt hart, ein geiles Rennen".
Anschließend wurde im Wohnwagen mit Vater Jakob analysiert, ganz professionell. Später dann in Schwindegg, zwischen Postern und TV-Seifenoper, wieder "eine Runde chatten, Eminem und Technomusik. Das ist das Allerbeste zum Weggehen." Ein 15-Jähriger zwischen zwei Welten.
Amelie, Folgers siebenjährige Schwester, kann mit dem Zirkus nichts anfangen: "Ein Pocketbike ist ihr zu laut und bei mir will sie auch nicht mitfahren. Sie traut sich nicht. Sie ist eben ein Mädchen." Schon klar.

