• 18.08.2008 00:37

Bradl genießt historischen Erfolg im Stillen

17 Jahre nach Vater Helmut hat nun auch Stefan Bradl in Brünn einen Grand Prix gewonnen - Reaktionen auf die deutsche Sternstunde

(Motorsport-Total.com/sid) - Der Vater "platzte vor Stolz", der Teamchef bejubelte ausgelassen den "endgültigen Durchbruch", doch Stefan Bradl nahm seinen Eintrag in die deutschen Motorradgeschichtsbücher gelassen: "Das war ein ganz spezieller Moment, extrem unglaublich. Da musste ich erst einmal zu mir kommen", sagte der 18-Jährige, nachdem er in Brünn den ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere eingefahren hatte.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl feierte in Brünn den ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere

Im Gegensatz zu seinem zweiten Platz vor fünf Wochen auf dem Sachsenring, als er mit Deutschland-Fahne die Auslaufrunde zelebrierte, wirkte der Jubel diesmal eher verhalten: "Ich habe auf eine Fahne gewartet, aber es kam keine. Doch das war okay. So konnte ich alles ganz in Ruhe genießen", sagte er.#w1#

Im Finish schon abgelenkt

"Ich bin in Gedanken schon die Siegerinterviews durchgegangen. Aber ich habe es ja noch gut hinbekommen." Stefan Bradl

In den letzten Runden habe "der Kopf nicht mehr gemacht, was ich wollte", gestand der Bayer aus Zahling freimütig. Angesichts seiner recht komfortablen Führung vor WM-Spitzenreiter Mike di Meglio realisierte er früh, was er erreichen kann: "Da bin ich in Gedanken schon die Siegerinterviews durchgegangen. Aber ich habe es ja noch gut hinbekommen."

So fuhr er einen ganz besonderen Erfolg ein: Den ersten deutschen WM-Sieg seit mehr als fünf Jahren (Steve Jenkner 2003 in Assen) holte Bradl Jr. ausgerechnet dort, wo als letzter Deutscher 1991 sein Vater Helmut triumphiert hatte.

"Nun gibt es zwei Grand-Prix-Sieger in meiner Familie", jubelte der Junior. Das gab es im deutschen Motorradsport noch nie: "Ich platze fast vor Stolz", berichtete der Vater, 1991 Vizeweltmeister der 250er-Klasse: "Stefan hat endgültig die Blockade aus dem Kopf, dass ein anderer schneller sein könnte. Das war sein absolutes Meisterstück. Das hat er perfekt gemacht, das Motorrad ist ein Traum. Ich bin sicher, das war nicht der letzte Sieg."

Teamchef Stefan Kiefer, der sich am Wochenende mündlich mit Bradl auf eine Vertragsverlängerung geeinigt hat, jubelte: "Der Durchbruch ist geschafft. Wie Stefan sich behauptet hat, war gnadenlos gut."

Talmacsi in der Weltmeisterschaft überholt

"Der Titel ist weg. 60 Punkte bei sechs Rennen sind zu viel." Stefan Bradl

In der WM-Wertung verbesserte sich der Aprilia-Pilot auf Platz drei, vom WM-Titel träumt er aber nicht mehr: "Der Titel ist weg. 60 Punkte bei sechs Rennen sind zu viel", meinte der 25. deutsche Grand-Prix-Sieger. "Aber in diesem Jahr bleibt das Ziel, in jedem Rennen aufs Podium zu fahren. Und nächstes Jahr wollen wir in der WM unter die ersten Drei und vielleicht sogar Weltmeister werden." Kiefer traut seinem Schützling in diesem Jahr zumindest den Vizetitel zu: "Alles ist möglich."

"Es war ein schwieriges Wochenende", resümierte Bradl, "denn wir hatten in jedem Training kleine technische Probleme und dann kamen auch noch die kritischen Wetterbedingungen dazu. Im Warmup hatten wir daher einiges zu testen und es funktionierte wirklich gut. Nach dem Start habe ich alles gegeben und sofort versucht, an die Spitze zu kommen. Leider konnte ich mich nicht sofort von den anderen absetzen, was aber später gelang. Zum Schluss konnte ich den Abstand nach hinten etwas kontrollieren und ich fuhr den Sieg nach Hause. Ein großartiges Gefühl!"

"Schon im Warmup hatten wir bemerkt, dass hier mehr gehen kann als bisher", strahlte auch Teamchef Kiefer. "Stefan hatte sich sehr wohl gefühlt und sichtlich Spaß am Fahren. Wir waren für das Rennen sehr zuversichtlich. Im Rennen selbst haben wir definitiv die richtige Reifenwahl getroffen, hatten einen super Motor und Stefan behielt bei der harten Konkurrenz im Rücken die Nerven."