• 06.04.2009 09:15

  • von Roman Wittemeier

Bradl: "Freue mich auf Zweikämpfe"

Stefan Bradl im Exklusivinterview mit 'Motorsport-Total.com' über die Aussichten zum Saisonauftakt, die Verletzungen aus Jerez und den innerdeutschen Zweikampf

(Motorsport-Total.com) - Nach einem enttäuschenden Testauftakt in Estoril ging es bei Stefan Bradl bei den Probefahrten in Jerez zuletzt erst einmal bergauf. Doch gerade als der bayerische Hoffnungsträger richtig Tempo aufnahm, flog er mit seiner Kiefer-Aprilia ab und verlor wichtige Runden. Dennoch: Bradl ist zuversichtlich, dass er beim Saisonauftakt in Katar glänzen und schmerzfrei fahren kann. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' beschrieb der Youngster seine Aussichten, bevor es nun an die letzten zwei Testtage vor dem Saisonstart geht.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl ist schon sehr gespannt auf die letzten Tests und den Saisonauftakt

Frage: "Stefan, in einem 'DSF'-Werbespot sieht man dich gemeinsam mit Sandro Cortese schon jetzt ganz ungeduldig an der Startlinie stehen. Ist die Spannung wirklich schon so groß?"
Stefan Bradl: "(lacht) Im Fernsehen kommt das immer etwas anders rüber. Wir waren jetzt schon zweimal beim Test, drei Tage in Portugal und drei Tage in Jerez. Natürlich freut man sich immer auf das Rennen. Mit dem Testen ist es zumindest bei so, dass nach 100 Runden pro Tag die Motivation etwas leidet. Dann freut man sich auf den Zweikampf und darauf, dass es im Rennen endlich richtig losgeht."#w1#

Frage: "Jetzt gibt es noch den Test in Katar. Was erwartest du von diesen Probefahrten?"
Bradl: "Ich habe eigentlich keine allzu großen Erwartungen. Ich denke, dass wir unser Zeug machen. Wir müssen unser Fahrwerk noch weiterentwickeln, ein paar neue Teile ausprobieren. Ich schaue schon eher aufs Rennen. Natürlich ist dieser Test wichtig, aber da geht's hauptsächlich darum, das Motorrad zu verbessern."

Frage: "Du hattest in der Vorbereitung auch Pech, bist in Jerez recht heftig gestürzt. Spürst du noch Nachwirkungen?"
Bradl: "Nein, es ist Gott sei dank wieder alles gut. Zum Glück habe ich mir nichts gebrochen, es ist alles gut gegangen. Es war dann eben eine Prellung. Das hat mich am letzten Tag in Jerez schon etwas behindert, aber für Katar ist alles wieder gut."

Frage: "Du warst in den Zeitenlisten bei den Testfahrten mit deiner Kiefer-Aprilia immer im Bereich des Mittelfeldes. Hattest du das so erwartet oder hinkt ihr tatsächlich etwas hinterher?"
Bradl: "Wir sind tatsächlich noch etwas hintendran. In Portugal hatten wir Fahrwerksprobleme, da bin ich mit dem Motorrad nicht so gut zurecht gekommen. Am zweiten Tag in Jerez haben wir dann aber herausbekommen, woran es lag."

"Die Schwinge hatte einen Riss und der Lenkungsdämpfer war kaputt. Solche Dinge sieht man nicht auf den ersten Blick, man braucht ein bissl länger, um so etwas zu entdecken. Zum Glück haben wir das gefunden und aussortiert. Dann kam etwas unglücklich der Sturz. Am letzten Tag in Jerez sind wir dann Zehnter gewesen. Wenn man bedenkt, dass ich dort Probleme mit der Hand hatte, war das ganz gut. Ich bin auf jeden Fall zuversichtlicher als zuvor beim Test in Portugal."

"Testfahrten sind immer etwas anderes als ein Grand Prix." Stefan Bradl

Frage: "Julian Simon hat die 125er-Tests oft klar dominiert. Ist er der große Favorit?"
Bradl: "Nein, das kann man so noch nicht sagen. Testfahrten sind immer etwas anderes als ein Grand Prix. Natürlich gehört er zu den Favoriten, ansonsten wäre er bei den Tests nicht so schnell gewesen. Aber ich denke, dass er das nicht allein machen wird. Es werden schon noch andere kommen: Bradley Smith, Sandro Cortese und ich zum Beispiel. Da mischen sicherlich viele Kandidaten vorne mit. Julian Simon gehört natürlich dazu."

Frage: "Du hast deinen Namen auch mit genannt. Hast du den Anschluss ganz nach vorn wirklich schon gefunden?"
Bradl: "Ja. Jetzt warten wir mal diese beiden Testtage in Katar noch ab. Natürlich ist es mein Ziel, ganz vorne mitzukämpfen."

Frage: "Du hast auch deinen Landsmann Sandro Cortese genannt. Im vergangenen Jahr haben sich die deutschsprachigen Medien nach deinen Erfolgen auf dich gestürzt. Kann dir Sandro mit möglichen Erfolgen auch etwas vom öffentlichen Druck nehmen?"
Bradl: "Das kann man gar nicht so klar sagen. Immer der Bessere wird von den Medien beansprucht. Von daher ist es gut für den deutschen Rennsport, wenn man nicht nur ein Aushängeschild ganz vorne hat, sondern dass dort zwei sind - also Sandro und ich."

"Für den deutschen Motorradsport ist es doch super, dass es überhaupt wieder solche Aushängeschilder hat. Wir sind im Moment beide auf einem ähnlichen Niveau, also ist auch der Druck von den Medien ausgeglichen. Wenn wir beide konstant vorne dabei sind, wird das auch so bleiben. Wenn einer aber besser ist, dann wird es sich auf denjenigen konzentrieren."

Frage: "Der Saisonauftakt in Katar ist ja gleich ein ganz außergewöhnlicher Event. Wünscht man sich als Fahrer eigentlich solche Highlights sofort zu Beginn?"
Bradl: "Das ist schon ganz besonders, weil es ein Nachtrennen ist. In Katar sind leider nur nicht die meisten Zuschauer (lacht). Es sind genauer gesagt sogar extrem wenige. Wo dieser Auftakt stattfindet, das ist mir als Fahrer eigentlich ziemlich egal."

"Man muss halt sehen, dass man Probleme so schnell wie möglich aussortiert." Stefan Bradl

Frage: "Ihr bekommt ab diesem Jahr weniger Trainingszeit. Wie wird sich das bei den Abläufen bemerkbar machen?"
Bradl: "Das ist schwierig einzuschätzen. Natürlich macht es sich insofern bemerkbar, weil man ab sofort weniger Zeit hat, das Motorrad für das Rennen abzustimmen. Das wird sicherlich nicht gerade einfacher werden. Aber es ist für alle gleich und von daher fair. Man muss halt sehen, dass man eventuelle Probleme so schnell wie möglich aussortiert."

Frage: "Nenn mir doch mal vorab die drei Erstplatzierten des Auftakts in Katar?"
Bradl: "In der MotoGP?"

Frage: "Kannst du auch gern, aber erst bitte aus der 125er-Klasse..."
Bradl: "Oh, für die 125er möchte ich jetzt noch keinen Tipp abgeben. Das ist irgendwie noch zu weit weg. Jetzt kommt mal eine Strecke, die nicht in Europa ist und da zeigen sich dann auch schnell mal ganz andere Leute vorne. Da ist die 125er-Klasse zurzeit noch ein wenig unsortiert und es gibt zu Beginn immer einige Überraschungen. Da gebe ich keinen Tipp ab."

Frage: "Und MotoGP?"
Bradl: "Gewinnen wird Stoner vor Rossi. Dritter wird hoffentlich Capirossi."