• 25.07.2009 18:36

Hintergrund: Das Setup

Viele Parameter gilt es zu beachten, wenn man das Setup eines Rennwagens einstellt - Aber wie genau macht man das in der Tourenwagen-WM?

(Motorsport-Total.com) - Wer in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) zu den Spitzenreitern gehören will, der braucht vor allem eines: ein gutes Setup, das sowohl in der Qualifikation als auch im Renntrimm optimal funktioniert und gute Rundenzeiten zulässt. Wie ein Rennstall gemeinsam mit dem Fahrer die Suche nach den richtigen Einstellungen bestreitet, weiß BMW Team UK Teamchef Bart Mampaey genau.

Titel-Bild zur News: Andy Priaulx

Andy Priaulx und das BMW Team UK haben eine besondere Setup-Methode

Der belgische Ingenieur arbeitet schon seit geraumer Zeit mit Andy Priaulx zusammen - und diese Partnerschaft führte bekanntermaßen schon zu einem EM- und drei WM-Titeln. Erfolge aus der Vergangenheit nützen einem Team an der nächsten Rennstrecke zwar nichts, wohl aber die Daten und Informationen von früheren Besuchen am jeweiligen Rennplatz, denn diese sind Gold wert.#w1#

"Der BMW 320si bestreitet nun schon seine vierte Saison, dementsprechend sind wir mit dem Wagen natürlich bestens vertraut", erläutert Mampaey. "Dennoch müssen wir stets von Neuem sicherstellen, dass das Fahrzeug peinlich genau auf die jeweiligen Erfordernisse einer Rennstrecke abgestimmt ist" - und wie das beim BMW Team UK abläuft, erklärt der Belgier in fünf Setupschritten.

Schritt eins: Die Grundlagen
"Zu Beginn des Wochenendes liegt unser Hauptaugenmerk darauf, die passenden Einstellungen des Differenzials zu finden. Außerdem sammeln wir in den ersten Trainingseinheiten so viele Informationen wie möglich über die Reifen. Dabei sind wir mit einem Standardsetup unterwegs, das auf gewissen Reifendrücken und Pneutemperaturen basiert. Wir müssen sicherstellen, dass die Reifen sowohl an der Vorder- als auch an der Hinterachse bestmöglich funktionieren."

Bart Mampaey

Datenvergleich: Bart Mampaey studiert sämtliche Informationen ganz genau Zoom

Schritt zwei: Die Balance
"Sobald die Gummis auf einer bestimmten Strecke in einem optimalen Arbeitsfenster operieren, beginnen wir mit dem Ausbalancieren des Fahrzeugs. Vorder- und Hinterachse müssen miteinander harmonieren, um dem Auto eine neutrale Grundhaltung sowie genug Geschwindigkeit in den unterschiedlichen Kurventypen eines Kurses zu ermöglichen. Wir erreichen dies durch das Anpassen der Stoßdämpfer, der Fahrzeughöhe, der Federung und des Sturzes. Unser Fokus liegt stets darauf, die richtige Balance zwischen Vorder- und Hinterachse zu finden."

Schritt drei: Die Ingenieursarbeit
"Es dreht sich alles um das Feedback eines Fahrers und was er von seinem Auto erwartet. Wir haben zwischen Andy Priaulx und seinem Renningenieur daher eine spezielle Arbeitsmethode eingeführt. Dabei können wir genau die Bereiche einer Kurve definieren, in denen Änderungen vorgenommen werden müssen, und können daher präzise einordnen, welche Art von Verbesserungen Andy haben möchte. Schauen wir uns als Beispiel doch einmal Puebla an."

"Bei vielen der zahlreichen langsamen Kurven haben wir in der Kurvenmitte reichlich Untersteuern, am Kurvenein- und Ausgang hingehen Übersteuern. Wir werfen daher einen Blick in unserer Datenbank und versuchen herauszufinden, ob wir dort Informationen über eine Kurve finden, die wir als ähnlich zur problematischen Passage eingestuft haben. Auf diese Weise können wir eine Lösung finden und diese mit in unsere Arbeit einfließen lassen."

Sergio Hernandez, Alessandro Zanardi, Andy Priaulx

Teamwork wird groß geschrieben bei den drei BMW Länderteams in der WTCC Zoom

Schritt vier: Der Datenvergleich
"Die drei BMW Länderteams tauschen untereinander die Daten aus. Parallel zu unserer Ingenieursarbeit ist ein anderer Techniker damit beschäftigt, unsere Daten mit denen der anderen BMW Fahrzeuge zu vergleichen. Wir können Andy dann Bescheid geben, wo er seine Fahrweise eventuell umstellen könnte, wo er gegebenenfalls früher oder später bremsen muss und so weiter. Das Teamwork bei den BMW Länderteams ist eine große Hilfe."

Schritt fünf: Das Timing
"Das Timing für die eben beschriebenen Schritte entscheidet über eine gute oder schlechte Leistung. Es ist von größter Wichtigkeit, sämtliche dieser Abläufe im Wochenendverlauf möglichst fließend zu gestalten. Wenn man nicht sofort die richtigen Differenzialeinstellungen oder das perfekte Reifenfenster erwischt, dann muss man alle anderen Setuparbeiten nach hinten verschieben."

"Dann könnte es allerdings schon zu spät sein, um noch das optimale Setup für die Qualifikation zu finden. So verpasst man möglicherweise den Einzug in die Top 10 und in diesem Fall hat man natürlich ein Problem. Je eher wir jeden einzelnen Abschnitt der Setuparbeit abgeschlossen haben, desto besser."