• 19.04.2016 10:32

  • von Christian Ebner

Selbst Rennfahrer werden: Die Meisterfeier

Christian Ebner berichtet von seinen Erfahrungen als Rennfahrer und schreibt diesmal über den Sieg des Teams Motorsport-Total.com beim Razoon-Sommercup

Liebe Leser unserer Rubrik bei Motorsport-Total.com,

Titel-Bild zur News: KTM X-Box mit Christian Ebner

Der KTM X-Bow ermöglicht große Rennaction für relativ kleines Geld Zoom

es ist schon wieder etwas länger her, dass wir uns gemeldet haben. Nicht weil wir auf der faulen Haut gelegen sind, denn wir haben zwischenzeitlich sehr viel erlebt. Beispielsweise, und darüber geht es im heutigen Artikel, der Razoon-Racing-Sommercup, wo wir mit drei Lesern dieser Kolumne auch als Team angetreten sind.

Tatort Melk in der Wachau. Regenwolken, nasse Hinfahrt und kein gutes Gefühl im Bauch. So gestalteten sich die 200 Kilometer Anfahrt für Petra und mich. Wie es wohl den anderen dreien geht? Die anderen drei, das waren die Gewinner Clemens Kreiner, Ronny Kühberger und Monika Hegedüs. Sie unterstützten uns in der Teamwertung, traten jedoch gleichzeitig auch in der Einzelwertung an. Mit dem Ziel: ein begehrtes Ticket für das Superfinale!

Das Kennenlernen bei Kaffee und Kuchen war sehr locker und entspannt, es wurde fachgesimpelt und es wurden die Geheimnisse der Fahrphysik erläutert. Speziell der fordernde KTM X-Bow wurde eingehend besprochen. Clemens und Monika waren Ersttäter, mit diesem pfeilschnellen Geschoß nicht vertraut. Ronny hatte schon das eine oder andere Mal ein paar Runden damit gedreht und nennt einen Strandbuggy sein eigen. Dass wir mit ihm ein besonders gutes Los gezogen haben, erfahren wir erst später.

Die Streckenbesichtigung mit Patrick Winkler, ein österreichischer Rallyepilot und Lenkradakrobat, war mein besonderer Wunsch. Er sollte uns die Strecke zeigen, auf Brems-, Einlenk- und Beschleunigungspunkte eingehen. Vielleicht mit dem einen oder anderen Trick für die Rookies, um ein paar Zehntelsekunden herauszukitzeln. Natürlich erst malnoch zu Fuß, die Strecke ist ja noch gesperrt. Außerdem ist gerade noch eine Krisensitzung des Razoon-Racing-Gründers Dominik Olbert im Gange. Thema: das Wetter.

Slicks oder Regenreifen?

Während Dominik mittels Wetter-App und Gesprächen mit den Eingeborenen herauszufinden versuchte, wie sich dieses Thema weiterentwickelt, kamen bei Petra dunkle Erinnerungen hoch. An das WISBI-Finale 2014 am Red-Bull-Ring. Auch damals war es nass, kalt und ungemütlich. Voraussetzungen, die sie noch weniger gewohnt war als ich, was man auch an den Rundenzeiten sah. Ein Deja-vu nun hier am Wachauring? Nein, es kam die Sonne heraus, und die trocknete den Asphalt binnen einer halben Stunde auf. Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet!

In dieser Zeit erfuhren wir von Ronny auch einiges über seine motorsportliche Vergangenheit. Just Anfang des Jahres war er Finalist beim Red-Bull-Kart-Fight, ein internationaler Wettbewerb für Hobby-Kartfahrer aus der ganzen Welt. Bei Qualifikationsläufen in aller Herren Länder wurden die Weltfinalisten gesucht, gewonnen hat am Ende ein Lette. Ronny kam beim Österreich-Finale auf Rang zwölf, beste Voraussetzungen also, um in unserer Teamwertung ordentlich mitzumischen.

Wie beim Razoon-Sommercup üblich, startet man als Beifahrer in den Renntag. Man erfährt dadurch den Streckenverlauf, bekommt kritische Abschnitte und Kurven mit und wechselt nach 15 Minuten auf den Fahrersitz. Monika nimmt bei Petra Platz, ich habe Ronny als Chauffeur. Und so grooven wir uns auf die Strecke und ihre spitzfindigen Kombinationen ein.

Team Motorsport-Total.com

Das Team Motorsport-Total.com mit Christian und Petra Ebner (hinten) Zoom

Die Start-Ziel-Gerade geht bis in den vierten Gang hoch. Anbremsen auf eine Links-Rechts-Schikane, die in eine langgezogene Rechtskurve mündet. In der Kurve wieder für die nächste Schikane anbremsen, wobei das Heck sehr leicht wird. Herausbeschleunigen für die kommende Gerade, die in eine Spitzkehre führt. Dort den Apex spät wählen, da das erneute Beschleunigen hin zu Österreichs Antwort auf die Eau Rouge sehr wichtig ist.

Das restliche Kurvengeschlängel zurück auf Start-Ziel erfordert einiges an Geduld und Fingerspitzengefühl am Gaspedal und Lenkrad. Ebenso die Gangwahl. Wir versuchten einige Möglichkeiten: Alles im dritten und vierten fahren oder doch auch mal den zweiten Gang einlegen?

Zu viel Action für eine Mitstreiterin

Zu viel Unruhe im Heck durch das entstehende Schleppmoment, also lieber alles in den höheren Gängen. Mit diesen Erkenntnissen sollten wir gerüstet sein. Wobei einem Teilnehmer unseres Motorsport-Total.com-Teams alles zu viel ist. Monika schlug sich tapfer und steigerte sich in der Trainingszeit enorm. Dies fiel ihrem Magen auch auf und ihr wurde zum Ende ihres 15-minütigen Trainings kotzübel. Sie sprang aus dem X-Bow und verschwand am Damenklo, wo sie sich das Training nochmals durch Kopf und Magen gehen ließ.

Erster Ausfall schon vor der Zeitenjagd? Wir rechneten schon mit einem Streichergebnis, als Monika mit stolz geschwellter Brust zurückkam, sich in den KTM wuchtete und ihre schnelle Runde anging. Als wäre nichts gewesen. Eine taffe Frau! Auch Ronny, Clemens, Petra und ich holten alles aus uns heraus. Es reichte, der Tagessieg in der Teamwertung erging an Motorsport-Total.com! Nicht nur das, auch schafften es Ronny und Petra, in das Superfinale einzuziehen.

Acht Fahrern pro Tag wird diese Ehre zu teil, sie alle treffen sich beim Superfinale im Oktober wieder. Das Superfinale des Razoon-Racing-Sommercups findet auch am Wachauring statt. Zu Beginn gibt es Gruppenphasen und dann geht es im K.o.-System in spannenden Head-to-Head-Races um den Gesamtsieg und somit den X-Bow-Sommercup-König.


Monika Hegedüs beim Razoon-Sommercup

Der Gesamtsieger beim Superfinale bekommt ein komplettes Arrive-&-Drive-Package in der KTM-X-Bow-Rookies-Challenge des Pannoniaring-Rennens im Jahr 2016. Der Preis wäre ein Traum, für Petra und Ronny. Ich habe keine Einladung zum Recall erhalten, war einfach nicht mein Tag.

Superfinale auf dem Wachauring

Das Superfinale, der Tag des Jahres! Erneut ein wunderschöner Herbsttag, prächtiger Sonnenschein und top motivierte Fahrer aus allen Ecken des Landes reisten an den Wachauring, um den begehrten Hauptpreis zu ergattern. Natürlich begleitete ich Petra, wenn auch mit ein wenig Wehmut über meinen eigenen Misserfolg am Qualifikationstag. Petra war, mal wieder, die einzige Dame im starken Starterfeld. Sie sollte die Familienehre richten, gerade weil das Wetter mitspielt.

Doch, Überraschung! Dominik Olbert, der Veranstalter, wollte es den Teilnehmern nicht allzu leicht machen und setzte den Wachauring dank verbautem Bewässerungssystem unter Wasser. Während Petras Stirn von deutlichen Sorgenfalten bestimmt wurde, lauschte sie den Einweisungen bezüglich der optimalen Nutzung von Renn-Regenreifen. Aber es half alles nichts, nasse Witterungsbedingungen mag sie einfach noch nicht, und so kam sie über einen mittleren Platz in der Ergebnisliste nicht hinaus.

Auch für Ronny war das Treppchen außer Reichweite, beide gingen leer aus. Wobei der gewonnene Erfahrungsschatz auch nicht unwichtig ist - vielleicht kann man noch darauf zurückgreifen. Auch mir stand noch eine Aufgabe bevor, das Jahresfinale der WISBI-Challenge am Red-Bull-Ring, wo ich bislang die Jahreswertung anführte.


Petra Ebner beim Razoon-Sommercup

Hauptpreis: Ein Rennwochenende in der Rookies-Challenge 2016! So ein Zufall aber auch. Darüber, wie es mir ergangen ist, im nächsten Artikel.

Euer

Christian Ebner