• 19.08.2009 13:29

  • von Pete Fink

NASCAR-Vorschau: Circus Maximus in Bristol

Bristol ist die verrückteste NASCAR-Show des Jahres: 43 Autos, über 35.000 PS, 165.000 Zuschauer und eine nur 800 Meter lange Kampfbahn

(Motorsport-Total.com) - "Wenn du glaubst, dass das hier alles bislang abgefahren war, dann warte mal ab, bis du in Bristol warst", raunte Juan Pablo Montoya vor etwa 18 Monaten seinem damaligen Ganassi-Teamkollegen und NASCAR-Neueinsteiger Dario Franchitti ins Ohr - und der Kolumbianer weiß genau, wovon er spricht. Er kennt den Circus Maximus der NASCAR bereits aus fünf Anläufen.

Titel-Bild zur News: Bristol Motor Speedway

Der Bristol Motor Speedway bietet die größte NASCAR-Show des Jahres

Daytona gilt allgemein hin als die Heimat der NASCAR, effektiv ist es der Lowe's Motor Speedway von Charlotte, weil dort in unmittelbarer Umgebung nahezu alle NASCAR-Teams beheimatet sind. Aber die beiden Saisonrennen auf dem Bristol Motor Speedway sind mit Sicherheit die verrücktesten Events des gesamten Sprint-Cup-Jahres.#w1#

Oder anders formuliert: Natürlich bieten die High-Speed-Strecken von Daytona oder Talladega spektakuläre Windschattenschlachten, das NASCAR-Colloseum von Bristol ist mit seiner nur 800 Meter langen Kampfbahn und seinen 36 Grad steilen Kurven jedoch der absolute Tempel der Short-Tracks auf traditionellem Boden.

Wer von Charlotte aus in Richtung des Mittelgebirgszuges der Appalachen fährt, der trifft auf Bäume, Wald und Landschaft soweit das Auge reicht. Man bewegt sich auf einer der Hauptschmuggelrouten der ehemaligen "Bootlegger", die ihren selbst gebrauten "Moonshine" von den weiträumigen Bergen in die Metropolen des Südens transportierten.

NASCAR-Tradition wohin man blickt

Bristol Motor Speedway

Weithin sichtbar: Der Bristol Motor Speedway in den Hügeln von Tenessee Zoom

Die ganze Gegend atmet also NASCAR-Tradition pur, und irgendwann kommt der Reisende eben auch nach Bristol, einem Örtchen mitten in der Südstaaten-Pampa. Bristol liegt übrigens gleich in zwei US-Bundesstaaten, denn die Staatsgrenze von Tennessee und Virginia läuft kurioserweise quer über die Hauptstrasse des beschaulichen Städtchens.

Der Speedway selbst liegt auf der Tennessee-Seite, etwa fünf Meilen vom Ortszentrum entfernt - und schon von außen betrachtet wirkt das Areal wie das Kolosseum im alten Rom. Steht man aber im Infield, dann erwartet man jeden Moment ein Vierergespann mit Ben Hur am Steuer aus den Katakomben herausstürmen, die von über 165.000 begeisterten Zuschauern angefeuert werden.

Keine mächtigen Superspeedways, keine ultramodernen 1,5 Meilen Intermediate-Ovale, sondern beinharter Lackaustausch auf engstem Raum, was nicht nur Außenstehende auf der neuasphaltierten Kampfbahn von Bristol gerne als Demolition-Derby bezeichnen. Und der Höhepunkt ist das Sommerrennen am Samstagabend Ortszeit - also zur Prime-Time im US-amerikanischen Fernsehen.

Fast 50 Jahre besteht der Bristol Motor Speedway bereits und er hält einen einsamen Rekord: Denn noch nie in der Geschichte gab es dort eines der bisher 97 NASCAR-Rennen, das nicht restlos ausverkauft war. Dieser Rekord hat natürlich auch im Sommer 2009 Bestand, denn vor wenigen Wochen meldeten die Veranstalter wieder ein volles Haus.

Edwards und Kyle Busch als heiße Bristol-Tipps

Kyle Busch

Wiederholung erwünscht: Kyle Busch dominierte die Bristol-Frühjahresausgabe Zoom

Aber wie gewinnt man eines dieser Short-Track-Rennen von Bristol? Einer, der es wissen muss, ist Carl Edwards, der sowohl im Sommer 2007 als auch 2008 in der Victory Lane stand: "Es sind 450 Runden und am Ende lauert ein Sprint über 50 Runden", erklärte Edwards, der 2009 noch auf seinen ersten Saisonsieg wartet.

"Der erste Schlüssel zum Erfolg ist das Qualifying. Da musst du schon vorne stehen. Zweitens brauchst du ein Auto, das ein gutes Handling besitzt, denn du kannst in Bristol nicht 500 Runden lang mit deinem Auto kämpfen. Am Ende kommt es auf die kleinsten Kleinigkeiten an, denn die Leute werden dich mit allen Mitteln bekämpfen - und du wirst dasselbe tun."

Siehe August 2008, als Edwards einen dominanten Kyle Busch und dessen Gibbs-Toyota im Finale aus dem Weg rempelte. Der jüngere Busch-Bruder wiederum hielt sich im Frühjahr schadlos, als er beeindruckende 378 der insgesamt 500 Runden in Front lag. Eine Wiederholung ist durchaus nötig, denn Kyle Busch rangiert in der Gesamtwertung derzeit nur auf Platz 15 und liegt damit nicht in den Playoffs!

Wie stark das Gibbs-Team auch am Wochenende zu erwarten sein wird, verdeutlicht Denny Hamlin, der hinter Kyle Busch Rang zwei belegte. Dritter wurde im Frühjahr Jimmie Johnson, der im Vergleich zu allen anderen Spitzenpiloten eine hundsmiserable Bristol-Statistik vorzuweisen hat: Kein Sieg, und in seinen bislang 15 Auftritten nur magere sieben Top-10-Platzierungen stehen für den Kalifornier zu Buche.

48 Piloten und ein enges Chase-Finale

Bristol

48 Teams wollen sich im NASCAR-Kolosseum für das Rennen qualifizieren Zoom

Neben dem Sieg steht natürlich der NASCAR-Chase absolut im Vordergrund, denn mit Bristol, Atlanta und Richmond stehen nur noch drei Events an, bevor der Zwischenstrich gezogen wird. Auf der nur 800 Meter langen und bis zu 36 Grade steilen Bahn kann nahezu alles passieren, das Motto lautet: Wer es schafft, bis zum Ende in der Führungsrunde zu bleiben, der hat gute Chancen auf eine Platzierung in den Top 20.

Ab dem Gesamtsiebten Juan Pablo Montoya wird es ganz eng, denn mit dem Kolumbianer, Kasey Kahne, Ryan Newman, Greg Biffle, Matt Kenseth, Mark Martin, Brian Vickers, Clint Bowyer, Kyle Busch und David Reutimann raufen sich zehn Sprint-Cup-Piloten um sechs freie Playoff-Plätze. Winzige 214 Punkte trennen diese Herrschaften, was den Boden für jede Menge Dramen bereitet.

Zudem ist in Bristol wieder einmal ein spannendes Qualifying angesagt. 48 Sprint-Cup-Teams bewerben sich um die 43 Startplätze. Die Qualifikation zum verrücktesten NASCAR-Event des Jahres beginnt am Freitagabend um 23:40 MEZ. Mit Morgan-McClure kehrt dabei eines der Traditionsteams genauso zurück, wie Aric Almirola im Phoenix-Chevrolet.

Doch in Bristol fährt am kommenden Wochenende nicht nur der Sprint-Cup, denn traditionell tragen dort alle drei Top-Serien der NASCAR ihre Events aus. Bereits am Mittwochabend starten die Trucks, die Nationwide-Serie fährt am Freitagabend und die Sprint-Cup-Startzeit von Bristol ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 1:40 Uhr MESZ.

Die Entry-List von Bristol:

01. 00 David Reutimann (Waltrip-Toyota)
02. 1 Martin Truex Jr. (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
03. 2 Kurt Busch (Penske-Dodge)
04. 4 Scott Wimmer (Morgan/McClure-Chevrolet)
05. 5 Mark Martin (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 David Ragan (Roush-Ford)
07. 07 Casey Mears (Childress-Chevrolet)
08. 7 Robby Gordon (Gordon-Toyota)
09. 08 Terry Labonte (Carter/Simo-Toyota)
10. 09 Aric Almirola (Phoenix-Dodge)
11. 9 Kasey Kahne (Petty-Dodge)
12. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
13. 12 David Stremme (Penske-Dodge)
14. 13. Max Papis (Germain-Toyota)
15. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
16. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
17. 17 Matt Kenseth (Roush-Ford)
18. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
19. 19 Elliott Sadler (Petty-Dodge)
20. 20 Joey Logano (Gibbs-Toyota)
21. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
22. 26 Jamie McMurray (Roush-Ford)
23. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
24. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
25. 33 Clint Bowyer (Childress-Chevrolet)
26. 34 John Andretti (Front-Row-Chevrolet)
27. 36 Mike Skinner (Baldwin-Toyota)
28. 37 Tony Raines (Front-Row-Chevrolet)
29. 39 Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet)
30. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
31. 43 Reed Sorenson (Petty-Dodge)
32. 44 A.J. Allmendinger (Petty-Dodge)
33. 47 Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota)
34. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
35. 51 Dexter Bean (Blackjack-Dodge)
36. 55 Michael Waltrip (Waltrip-Toyota)
37. 64 Mike Wallace (Gunselman-Toyota)
38. 66 Dave Blaney (Prism-Toyota)
39. 71 David Gilliland (TRG-Toyota)
40. 77 Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge)
41. 78 Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet)
42. 82 Scott Speed (Red-Bull-Toyota)
43. 83 Brian Vickers (Red-Bull-Toyota)
44. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
45. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
46. 96 Bobby Labonte (Yates-Ford)
47. 98 Paul Menard (Yates-Ford)
48. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)