• 13.01.2008 16:08

  • von Harry Miltner

Die NASCAR-Geldmaschine stottert

Die Zuschauerzahlen von NASCAR gehen seit 2005 zurück, aber die Markeingexperten warnen vor einer unnötigen Panikmache

(Motorsport-Total.com) - NASCAR, einst als schnellst wachsender Zuschauersport der USA geadelt, weist derzeit stagnierende TV Zahlen auf. Manche sagen sogar, dass das Faninteresse am High-Speed-Stock-Car-Rennsport einfach nachgelassen hat.

Titel-Bild zur News: Johnson Stewart

Die NASCAR-Boliden sind seit Jahren fahrende Litfaßsäulen

Der Sport zieht noch immer Tausende Fans zur Primetime an und die Zuseherzahlen vor Ort lassen so manches College-Football-Team vor Neid erblassen. Und auch der Fluss an Dollarmilliarden aus den TV-Geldern, dem Merchandising und den Sponsorverträgen ist längst nicht gefährdet. Man denke nur an die jüngsten Abschlüsse mit Dollar General, State Farm Insurance oder Sprint.#w1#

Aber dennoch sind die TV-Zahlen bei den sonntägigen Cuprennen, den wichtigsten im Sport selbst, in der Saison 2007 laut Broadcaster Fox um 18 Prozent gefallen. Fox teilt sich die zehnmonatigen Übertragungen mit ABC/ESPN und TNT, und dort träumt man nur mehr von den Traumwerten aus 2005. "Die Serie ist in einem Tief, das Sexappeal des Sports aus Marketingsicht ist deutlich gesunken", bestätigt Brian Evans, Chef für Kundenbeziehungen bei der Verve Sponsorship Group, die Firmensponsoren mit Rennteams zusammenbringt.

NASCAR-Insider kennen die Probleme, aber befürchten, sie sind nicht leicht zu beheben. "Ich denke es ist mehr als nur ein Tief", sagt Darrell Waltrip, seines Zeichens dreifacher Winston Cup Sieger und derzeit NASCAR-Analyst bei Fox. "Der Absturz der TV-Zahlen ist nie ein gutes Zeichen, in welchem Sport auch immer. Es ist auch kein gutes Zeichen für den Teamsponsor. NASCAR muss sich hierzu schon Gedanken machen."

Firmen beinharte Rechner

Anzeichen für einen Wachstumsrückgang hat NASCAR dazu veranlaßt, seine Rennteams und beratenden Sportmarketingfirmen angehalten stärker aufs Geschäft zu achten, da Sponsoren inzwischen jeden Dollar dreimal umdrehen und geanau auf Verkaufszahlen schauen.

"Früher hieß es einfach nur, 'lasst uns einen Rennstall sponsern'" Brian Evans, Verve Sponsorship Group

Eine 30-Sekunden lange TV-Werbung für Daytona kostet zwischen 550,000 und 575,000 US Dollar, rund ein Fünftel dessen was man in der Super Bowl dafür zahlen würde. "Heutzutage versuchen die Firmen wissenschaftlicher an die Aufgabe heranzugehen. Früher hieß es einfach nur, 'lasst uns einen Rennstall sponsern'", so Evans. Laut Evans bezahlen die Firmen einen Preis, der auf angenommen Zahlen basiert. "Logischerweise können die TV Stationen keine Einschaltungen verkaufen, wenn dann die Zahlen nicht erreicht werden", so Waltrip.

Fox Network, das die ersten zehn Sprint Cup Rennen der Saison überträgt, ist über. "Unsere Zahlen fielen von 6.0 (Prozent der US Haushalte) 2005 auf 5.6 im Jahr 2006, aber im Vorjahr ging es wieder auf 5.9 hinauf", bestätigte Fox-Sprecher Dan Bell. Das trifft allerdings nicht auf den Rest der Saison zu, denn in den letzten 16 Rennen 2007, fielen die Ratings zum Schock von Broadcaster ABC/ESPN auf 3.9 Prozent. "Ich denke diese Tatsache bringt die Chefs bei NASCAR und beim Fernsehen zum Nachdenken. Das löst sich nicht von alleine", warnt Waltrip.

NASCAR die Nummer 2

Laut NASCAR Verantwortlichen bestehe kein Grund zur Sorge, denn die Rennserie wäre immer noch der Nummer 2 TV Sport der USA. "Die Raten sinken nicht nur bei uns leicht. Das ist eine Tendenz für alle Sportarten in der fragilen TV Welt", erklärte NASCAR Firmenkommunikationchef Andrew Giangola. "Ich kann behaupten, NASCAR steht sehr gut da. Unsere Rennwagen sind fahrende Litfaßsäulen. Die Sponsorenlogos sind die gesamte Rennzeit sichtbar und das ist einzigartig im Sport."

"NASCAR steht sehr gut da. Unsere Rennwagen sind fahrende Litfaßsäulen." NASCAR Firmenkommunikationschef Andrew Giangola

Namhafte Sponsoren wie Jack Daniel's, Bass Pro Shops, Miller Lite, Valvoline, Home Depot, UPS oder Budweiser sind dem Ruf in NASCAR gefolgt und ihre Logos prangen auf den 43 Rennwagen. Manche Firmen - wie DuPont, Nicorette und Pepsi - teilen sich die Werbefläche und zahlen dafür immer noch 20 Millionen US Dollar. NASCAR und die TV Stationen führen die sinkenden Zuschauerzahlen in der zweiten Saisonhälfte auf die höhere Konkurrenz aus anderen Sportarten, der NFL im Besonderen, zurück.

Nicht alle Sponsoren machen sich Sorgen. "Ich habe vom Rückgang 2006 gehört und dann letztes Jahr wieder. Aus unserer Sicht als Autohersteller ist NASCAR immer noch der zweitmeistgesehene Sport im ganzen Land", stellt sich Dodges Global Marketing Direktor Mike Accavitti hinter die Serie.

Wachstum musste bremsen

"Für uns sind die Fans, die voller Leidenschaft unsere Dodge Wagen in den Rennen verfolgen eine perfekte Zielgruppe für die Vermarktung. Es ist unfair NASCAR mit der NFL zu vergleichen, denn in den Franchise-Städten gehen 50.000 bis 70.000 Fans zu jedem Spiel. NASCAR dagegen ist eine Einzelrennveranstaltung. Viele Menschen gehen hin und Millionen verfolgen die Rennen am TV Schirm", beschrieb Accavitti den Unterschied.

Für Mike Bartelli, den Präsidenten von Millsport, einer Marketingfirma, die NASCAR Sponsoren wie Sunoco, Tylenol oder Elizabeth Arden betreut, war der Rückgang keine Überraschung. "Die TV Zahlen und die Ticketverkäufe sind gesunken. Jeder innerhalb des Sports respektiert, dass die Wachstumsexplosion zu Beginn des Jahrzehnts abgeflaut ist. Aber ich habe nie gedacht, dass so eine Explosion jemals lange konserviert werden könnte."

"Jeder respektiert, dass die Wachstumsexplosion abgeflaut ist." Mike Bartelli, Präsident von Millsport

Die Strecken selbst geben keine Zuschauerzahlen frei, aber die NASCAR Pressmeldungen sprachen seit Herbst 2006 immer öfter von freien Sitzen. Weniger als die Hälfte aller Cuprennen waren ausverkauft. Das Allstate 400 im Brickyard hatte mit geschätzten 240.000 Besuchern den Ausverkauf des Indianapolis Motor Speedway um rund 20.000 Fans verfehlt. Dennoch rät Bartelli seinen Klienten sich nicht zu sorgen. "Ich sagen ihnen sie sollen nicht die enorme absolute Zahl an Fans, die wir erreichen vergessen. NASCAR ist nicht vor dem Abgrund. Die TV Zahlen sin dimmer noch enorm, auf Platz zwei hinter der NFL. Die Serie ist immer noch ein Zuschauermagnet und ein guter Platz für Investments."