• 30.11.2013 14:34

  • von Pete Fink

Danica Patrick und ihre bescheidene Bilanz

Gesamtplatz 27 ist für einen NASCAR-Rookie nur Durchschnitt, aber kann sich eine Danica Patrick den Durchschnitt leisten? Ihre Saisonbilanz 2013

(Motorsport-Total.com) - Ein Mega-Kracher gleich zum Auftakt und danach nicht mehr viel. So sieht - in einen einzigen Satz verpackt - die Sprint-Cup-Saisonbilanz 2013 von Danica Patrick aus. Am Ende ihrer Rookie-Saison stand Gesamtplatz 27 mit einer einzigen Top-10-Platzierung in Daytona zu Buche. Dies war nach außen hin auch der absolute Höhepunkt, als die 31-Jährige im Februar 2013 die so prestigeträchtige Pole-Position zum Daytona 500 holte und am Ende sehr gute Achte wurde. Eine Runde vor Schluss lag sie sogar noch auf Rang drei, lies sich im Zielsprint aber von den alten NASCAR-Hasen ein wenig abkochen.

Titel-Bild zur News: Danica Patrick

Danica Patrick hat ihre erste Sprint-Cup-Saison hinter sich gebracht Zoom

Teamintern betrachtet Stewart/Haas Racing jedoch ein anderes Rennen als das Saisonhighlight, als Rookie Patrick im so schwierigen Martinsville Zwölfte wurde. Dies geschah Anfang April 2013. Für ihren Crewchief Tony Gibson sind "das die Tage, nach denen ich unser gesamtes Team beurteile. An solchen Tagen gebe ich uns eine Zwei plus." Denn für Patrick und Co. "geht es nicht um die Frage, ob wir uns von P20 auf P10 oder von P30 auf P20 verbessert haben. Unsere Ziele sehen anders aus und wir haben Speed auf denjenigen Strecken gezeigt, auf denen es kaum einer erwartet hat."

Nach Daytona und Martinsville fiel der Stewart/Haas-Chevy mit der Startnummer 10 in ein ausgiebiges Performance-Loch. Erst im Juni gelang es Patrick wieder, wenigstens ab und zu in der Führungsrunde ins Ziel zu kommen. Damit war sie bei Stewart/Haas aber nicht alleine, denn auch Tony Stewart und Ryan Newman erlebten 2013 kein gutes Frühjahr."Ich habe Tony immer wieder gefragt, an was ich arbeiten soll", berichtet Patrick. "Er sagte mir, dass er es mir schon sagen würde, wenn es da etwas gäbe. Aber zuerst müssen wir an den Autos arbeiten und diese verbessern - für alle im Team."


Fotostrecke: "Supergirl" Danica Patrick

Oft bestanden die positiven Zeichen in Kleinigkeiten, die weitgehend unbeobachtet bleiben, zum Beispiel im Herbstrennen von Charlotte. "Der Schaden war schon da, als sie zwei Runden zurückgefallen war", weiß Stewart. "Aber dann hat sie plötzlich mit den Führenden mitgehalten, nachdem sie überrundet wurde. Sie war zeitweise sogar schneller als die Spitzengruppe." Für das Team bedeutet dies: "Wir müssen sie durch die frühen Stints bringen, dann zeigt sie ihren Speed schon. Es geht vor allem um die Anfangsphasen."

Die berühmten drei Jahre

In der Tat: Zu oft flog Patrick früh im Rennen aus der Führungsrunde und hatte dann das Glück (oder eben nicht), sich über die Lucky-Dog-Regel zurück arbeiten zu können. Mittel- und langfristig gesehen, kann dies natürlich keine gute Strategie sein. So lag ihre Konstanz vor allem darin, aus eigener Kraft auf Positionen zwischen P20 und P30 zu fahren. "Ich habe schon gehofft, dass sich gegen Saisonende die Möglichkeit ergibt, wo bessere Resultate kommen", gesteht Patrick.

"Ich wollte ein gutes Saisonende zeigen, aber das hat nicht funktioniert. Einige Male waren wir gut unterwegs, aber das Ergebnis war nicht da. Dann gab es einige Unfälle und ein paar Mal waren wir ganz einfach schlecht. Aber das ist die Herausforderung im Sprint Cup, es ist einfach schwierig." Sie hat daraus gelernt. "Ich habe mich immer für einen geduldigen und methodischen Fahrer gehalten. Aber diese Saison hat mir gezeigt, dass es dir nicht hilft, wenn du zu viele Emotionen zulässt oder frustriert wirst. Wenn du über das Limit gehst, dann passiert nichts Gutes."

Jeff Gordon, Danica Patrick

Höhepunkt gleich zu Saisonbeginn in Daytona: Hier auf Platz zwei Zoom

Insofern fällt auch ihre eigene Analyse durchwachsen aus. Sie braucht Zeit und daraus macht sie keinen Hehl. "Nach der ersten Saison bist du wenigstens auf Augenhöhe. Aber ganz ehrlich vermute ich, dass es drei Jahre dauern wird, bis du dich wirklich eingewöhnt hast. Bis du in einem schnellen Auto auch schnell unterwegs sein kannst." Das übliche Los aller Piloten, die nicht durch die langjährige NASCAR-Grundausbildung gingen. Damit unterscheidet sich Patrick nicht von den Montoyas, Franchittis oder Villeneuves dieser Welt.

Ihr Team steht felsenfest hinter ihr. Ja", sagt Stewart/Haas-Renndirektor Greg Zipadelli auf die Frage, ob Patrick in der NASCAR Rennen gewinnen kann. "Und das wird sie auch." Sein Rezept: "Du musst dir den Speed erarbeiten und dann lernen, wie du schnell sein kannst und den nächsten Schritt erreichst. Daran arbeiten sie als Team. Sie verstehen sich viel besser als noch zu Saisonbeginn, als sie versucht haben, sich zu verbessern und dann an pure Magie geglaubt haben, wenn es einmal geklappt hat."

Großer Rückhalt im Team

Das Magische im Fall Patrick ist also "die Geduld. Auch für uns, indem wir ihr das geben, was sie braucht und sie dadurch wachsen kann. Es gibt viele Beispiele dafür, dass so etwas ein paar Jahre dauern kann." Der Wille ist da. "Speziell gegen Saisonende habe ich ihren starken Willen erlebt", berichtet Crewchief Gibson. "Sie will schnell sein und dieses Streben ist nicht geringer geworden. Sie lässt sich nicht ablenken oder sagt, dass sie etwas nicht kann. Sie macht immer Druck, sie will weiterkommen. Das ist ihre Mentalität und nicht das Aufgeben."

Casey Mears, Kyle Busch, Danica Patrick, David Gilliland

Ein paar Unfälle gab es für die giftgrüne Startnummer 10 ebenfalls Zoom

So sieht es auch ihr eigentlicher Boss Tony Stewart, der nach den ersten zwölf Patrick-Monaten unterstreicht: "Ich hätte sie nicht verpflichtet, wenn ich nicht an sie glauben würde." Stewart, Zipadelli, Gibson - ihre drei wichtigen Stewart/Haas-Bosse geben ihrem so prominenten Schützling Rückendeckung, der natürlich nach wie vor im Fokus der Öffentlichkeit steht. Allerdings nicht nur mit positiven Kritiken. Patrick polarisiert auch in der NASCAR.

"Das ist immer noch so", berichtet die 31-Jährige. "Ich sehe es immer auf Twitter, auch wenn ich versuche, nicht all zu viel davon zu lesen. Es war auch immer schon so, dass es Hater (die klassischen Internet-Hasser; Anm. d. Red.) gab, die einfach nur wissen wollen, wann ich aufgebe und eingestehe, dass ich diese Autos nicht fahren kann. Aber das ist okay für mich, denn damit wurde ich schon immer konfrontiert. Ich hoffe nur, dass die Basis immer größer wird. Also mehr Hater und mehr Fans."

Privaten Rückhalt, wenn sie so etwas überhaupt braucht, bekommt sie von ihrem Lebensgefährten Ricky Stenhouse. Die Beziehung der beiden NASCAR-Piloten war nur zu Saisonbeginn ein großes Medienthema. Mittlerweile ist die Sache quasi eingeschlafen und Patrick kennt den Grund: "Wir waren immer ehrlich und haben uns dabei wohl gefühlt. Wenn wir gefragt werden, geben wir eine Antwort. Ich verstecke nichts, auch in der Öffentlichkeit. Es ist zwar schade, wenn ich jetzt viele enttäuschen muss, aber wir führen eine ganz normale Beziehung."

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