Elektronik: Auslöser für Stoners Highsider in Indy

Casey Stoner ist der Meinung, dass die Elektronik der Auslöser für seinen Highsider in Indianapolis war - Nicky Hayden befürwortet eine Beschneidung der Helferlein

(Motorsport-Total.com) - Die Elektronik ist ein vieldiskutiertes Thema in der MotoGP. Sie hat große Einflüsse auf den Sport, denn als die MotoGP-Ära im Jahr 2003 begann, rutschten die Motorräder und waren spektakuläre Biester. Das sind die aktuellen Bikes immer noch, aber die Elektronik ist so weit fortgeschritten, dass speziell Fahrer wie Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa wie auf Schienen fahren und extrem konstante Rundenzeiten halten können. Viele Stimmen meinen, dass das für das Spektakel abträglich ist, wenn man die Rennen beispielsweise mit der Moto2 - wo es eine Einheits-ECU gibt - vergleicht.

Titel-Bild zur News: Casey Stoner

Casey Stoner will das Motorrad mit der rechten Hand kontrollieren Zoom

Die Fahrer führen oft die Sicherheit als Argument für die Elektronik ins Spiel. Heftige Highsider, wie sie noch in der 500er-Ära an der Tagesordnung standen, wurden durch die elektronischen Spielereien wie Traktionskontrolle und Anti-Wheelie-Kontrolle deutlich reduziert. Dennoch kann die Elektronik auch kontraproduktiv sein, denn Weltmeister Casey Stoner führt seinen Sturz in Indianapolis auf das elektronische Gehirn zurück. "Man hat gesehen, dass es dort einen nassen Fleck gab. Ich bin mehrmals an diesem Wochenende darüber gefahren. Normalerweise kam man gut drüber."

"Das Hinterrad rutschte etwas, man gab Gas und fuhr weiter", blickt der Australier zurück. "Beim Sturz rutschte auch das Hinterrad, aber die Elektronik schritt ein. Ich versuchte Gas zu geben, aber ich habe das Hinterrad nicht richtig durchdrehen können. Dann ließ mich die Elektronik frei und ich versuchte durch die Kurve zu sliden. Die Elektronik wollte das aber nicht und blockierte alles. Ich konnte nichts tun. Ich war am Gas und wollte durch die Kurve rutschen, aber die Elektronik verlangsamte das Hinterrad immer mehr - bis zu dem Punkt für einen perfekten Highsider. Es war frustrierend."

Die Elektronik hat es bei dieser Situation schlimmer gemacht. "In diesem Fall schon", findet Stoner. Eigentlich hätte in dieser Situation die Elektronik helfen und ihn retten sollen. Stoner ist kein großer Fan der Elektronik und reduziert sie so gut es geht. Seine rechte Hand ist die perfekte Kontrolle. "Generell mag ich es, wenn das Motorrad mehr herumrutscht, frei ist und ich Kontakt zum Hinterrad habe. Manchmal ist es schwierig mein Team so weit zu bringen, dass sie die Elektronik so frei einstellen."


Fotos: MotoGP in Motegi


"Sie wollen nicht weitergehen. Es war dort eine rutschige Stelle und es erwischte dort mehrere Fahrer. Mein Motorrad kam so langsam herum, dass ich es abfangen hätte müssen. Ich dachte, die Elektronik würde es mir wie in den vorherigen Runden erlauben, aber langsam reduzierte sie alles und ich flog ab." Der Sturz hat nicht nur das rechte Fußgelenk verletzt, sondern Stoner geht es seither vorsichtiger an. "Ich war hier und auch schon beim Rennen in Indy sehr vorsichtig, weil ich nicht stürzen wollte", sagt er in Japan. "Wenn etwas mit meinem Fuß passieren würde, würde mich das weit zurückwerfen. Ich will die Saison beenden."

Hayden befürwortet Begrenzung der Elektronik

Bei der Elektronik wird es in Zukunft Änderungen geben. Die Dorna will ab 2014 verbindlich eine Einheitselektronik einführen. Speziell Honda ist noch dagegen und es wird hinter den Kulissen diskutiert. Ab der kommenden Saison gibt es eine Einheits-ECU von Magneti-Marelli, die den Claiming-Rule-Teams zur Verfügung steht. Sie können, müssen sie aber nicht einsetzen. Als Anreiz ist sie gratis. Die Dorna übernimmt die Kosten.

Während die CRT-Gemeinde der Einheits-ECU offen gegenübersteht, macht sich das Prototypenlager Gedanken. "Natürlich macht es die Motorräder etwas sicherer", meint Ducati-Werksfahrer Nicky Hayden. "Bei diesen Motorrädern muss man immer etwas Elektronik haben, denn wenn man mit mehr als 250 PS auf einer Strecke wie dem Sachsenring fährt, dann wäre es ohne Elektronik fast unmöglich zu fahren. Ich denke, wir brauchen etwas Elektronik, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir so viel Elektronik wie jetzt brauchen."

Nicky Hayden

Nicky Hayden: Es muss Elektronik geben, aber in einem geringeren Ausmaß als aktuell Zoom

"Eine Einheits-ECU ist für unterschiedliche Motorräder nicht einfach zu bewerkstelligen. Es muss fair bleiben. Ich sehe aber viel Positives." Hayden will der Einheits-ECU eine Chance geben, doch bevor sie nicht im Einsatz ist, kann er nicht viel darüber sagen. "Ich muss noch mehr Details sehen. Es braucht sicher viele clevere Leute, damit es bei allen Motorrädern funktioniert. Mir gefällt die Idee. Man muss es ausprobieren und das Potenzial ausloten. Ich kann es nicht sagen, weil ich kein Elektronikexperte bin. Ab einem gewissen Punkt muss man die Elektronik aber beschneiden, denn jetzt wird viel verändert - nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern alle vier, fünf Rennen. Das kostet viel Geld und Arbeit. Für neue Leute wird es schwierig."