Blaublut Ferdinand Habsburg: Formel-3-EM statt Kaiserthron

Die Formel-3-EM bekommt Zuwachs aus echtem Adelshaus: Doch statt Österreichs nächster Kaiser zu werden, will Ferdinand Habsburg lieber in die Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Mit Ferdinand Zvonimir Habsburg-Lothringen kommt 2017 ein echter Blaublüter in die Formel-3-Europameisterschaft. Der Salzburger ist Urenkel von Karl I., Österreichs letztem Kaiser, und wäre eigentlich nach seinem Vater Karl Habsburg-Lothringen der nächste Thronfolger, wenn vor fast 100 Jahren nicht die Monarchie und später auch der Adel in Österreich abgeschafft worden wären.

Titel-Bild zur News: Ferdinand Habsburg

Ferdinand Habsburg wird 2017 mit Carlin in der Formel-3-EM antreten Zoom

Zwar ist der 19-Jährige in seiner Heimat schon aufgrund seiner Herkunft berühmt, dennoch möchte er sich im Motorsport einen eigenen Namen machen. 2016 wurde er Vizemeister in der EuroFormula Open, mit dem Aufstieg in die Formel-3-EM steht er nun im kommenden Jahr unter besonderer Beobachtung. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Ferdinand Habsburg über seinen familiären Hintergrund und über seine eigenen ambitionierten Pläne.

Frage: "Herr Habsburg, in Deutschland sind Sie noch unbekannt, doch in Österreich ist das Interesse durch Ihre bekannte Familie unweit größer. Wie erleben Sie die Situation um Sie?"
Ferdinand Habsburg: "Natürlich habe ich durch meine Familiengeschichte und den historischen Namen Aufmerksamkeit, aber auch im Motorsport werde ich mit größerem Erfolg auch bekannter. Das geht mit jedem Erfolg bergauf. Es freut mich immer, wenn ich in Österreich bin und sehe, dass ich als Rennfahrer bekannt werde. Dann bekomme ich immer ein Lächeln auf dem Gesicht. Und das ist auch das große Ziel von mir."

Frage: "Einen echten Thronfolger im Rennwagen zu sehen, dürfte für viele ein ungewöhnlicher Anblick sein. Wie kommt man mit einem solchen Hintergrund zum Motorsport?"
Habsburg: "Eigentlich ist das keine große Geschichte. Als ich jung war, habe ich einfach nach Interessen gesucht. Es ist ja nicht so, dass ich der nächste Kaiser wäre - das ist schon länger her. Meine Eltern haben mich ganz normal aufwachsen lassen, und beim Gokart-Fahren habe ich mich in den Sport verliebt. Seit fünf, sechs Jahren arbeite ich intensiv an meiner Karriere."

Sponsoren mit großem Namen schwieriger zu finden

Frage: "Welche Unterstützung kommt von Ihren Eltern?"
Habsburg: "Meine Eltern unterstützen mich zu 100 Prozent, mehr als ich jemals fragen könnte. Sie finden es toll, dass ich etwas habe, in das ich mein Herz stecke. Generell war es in meiner Familie schon immer so, dass wir sehr passioniert sind. Meine Mutter ist eine sehr passionierte Kunstsammlerin und mein Vater ist in den Bereichen Politik und Kultur sehr engagiert. Sie haben immer alles zu 1.000 Prozent gemacht, und das war auch mein Vorbild. Auch wenn mein Interesse anders ist, haben sie mich genauso unterstützt, als sie gemerkt haben, dass ich es ernst meine."

Frage: "Und ist es mit dem Namen einfacher, an Sponsoren zu kommen?"
Habsburg: "Das Thema Sponsoren ist bei mir schwierig. Mit dem Namen kommt natürlich auch ein Image. Die Leute erwarten, dass man mit dem Namen Unmengen an Geld hat - auch weil meine Familie früher in einer Burg gewohnt hat. Das ist aber nicht mehr so. Wir sind eine normale Familie. Bei den Sponsoren ist es interessant: Man kann Leute kennenlernen, die man sonst nicht kennenlernen würde. Gleichzeitig sagen sie aber: 'Wieso muss ich Ihnen Geld geben, wenn er ohnehin genug hat?'"

"Ich möchte meine Eltern aber nicht immer fragen, ob ich noch ein wenig extra Geld bekomme, damit ich ein paar Testtage fahren kann. Das ist mir ein wenig unangenehm. Ich hätte es schon lieber, dass jemand an mich glaubt und in mich investiert, weil er weiß, dass ich erfolgreich sein werde und dass sich sein Investment auszahlt. Ich versuche daher, mir einen Namen aufzubauen. Damit ich nicht nur mit meiner Familiengeschichte, sondern auch mit dem Image eines guten Rennfahrers verbunden werde. Die Leute sollen als ersten Gedanken haben: 'Habsburg? Oh, das ist ein toller Rennfahrer!' Das ist das obere Ziel, und das wird auch Sponsoren anziehen."

Frage: "Unterstützung genießen Sie auch von Alexander Wurz. Wie kam der Kontakt zustande, und welche Rolle nimmt er bei Ihnen ein?"
Habsburg: "Alex war früher Teamkollege von meinem ersten Karttrainer Michael Fiedler, der den Kontakt nach den ersten Resultaten hergestellt hat. Bei meinen ersten Testtagen hat Alex geholfen, Sponsoren aufzutreiben, und er hat auch danach dabei geholfen, wichtige Entscheidungen zu treffen, weil ich keinen Manager hatte. Meine Familie hat keine Ahnung vom Motorsport, von daher war Alex ein Sprungbrett in die Motorsportwelt. Er ist ein sehr netter Typ, und ich kenne auch seine Familie sehr gut. Ich freue mich immer, wenn ich sie sehen kann. Für mich ist es eine Ehre, weil er sehr erfolgreich war."

Durch einen Unfall bekannt geworden

Frage: "Bringt er Ihnen auch fahrerisch noch etwas bei?"
Habsburg: "Na klar! Er ist zwar nicht mein Fahrercoach, weil er viel zu tun hat, aber hat immer ein paar gute Racing-Tipps auf Lager. Besonders in Monaco hat er mir geholfen, weil ich zum ersten Mal dort war und er gute Erfolge eingefahren hat und ein paar Tipps geben kann."

Frage: "Bei Ferdinand Habsburg fällt vielen Fans zuerst der Unfall in Silverstone 2015 ein, als Sie mehrere Meter in die Luft katapultiert wurden. Werden Sie noch häufig drauf angesprochen?"
Habsburg: "Ja, ich werde häufiger gefragt, wie es war. Das ist aber ganz normal. Jeder Fahrer hat irgendwann einen großen Unfall, und ich klopfe auf Holz, dass es der einzige größere Unfall war. Ich hatte mir dabei einen Wirbel gebrochen. Es war zwar nicht so schlimm, wie es sich anhört, aber die Saison war für mich zu Ende. Bei den Wintertestfahrten war ich allerdings wieder geheilt, und dadurch konnte ich mich gut auf das nächste Jahr vorbereiten."

Frage: "Hat man dann beim Einsteigen noch irgendwelche Bedenken?"
Habsburg: "Überhaupt nicht."

Frage: "2017 fahren Sie in der Formel-3-Europameisterschaft. Was haben Sie sich vorgenommen?"
Habsburg: "Das ist ein sehr großer Sprung für mich. Es ist eine sehr spezielle Meisterschaft, auf die aber auch viele von oben ein Auge haben. Von daher ist es ein tolles Sprungbrett für eine professionelle Motorsportkarriere - egal ob es in die Formel 1, die DTM oder die LMP1 geht. Alle schauen zu, weil viele Formel-1-Fahrer von dort kommen."

"Ich schätze, dass die Top 6 der vergangenen 15 Jahre heute bezahlte Rennfahrer sind. Man weiß: Wenn man dort vorne mitfährt, dann wird was aus der Karriere. Der letzte erfolgreiche Österreicher war Lucas Auer, und der ist jetzt bezahlter DTM-Fahrer - das ist was richtig Geiles. Natürlich ist die Formel 1 das Hauptziel, aber ich bin auch gewillt, in anderen Klassen mitzufahren, weil ich einfach Interesse am generellen Sport habe und nicht nur an einer Kategorie."

Von der Formel 3 gleich in die Formel 1?

Frage: "Ist Carlin für das Ziel das richtige Team?"
Habsburg: "Ich freue mich sehr, mit Carlin zu arbeiten. Sie sind ein Team, das extrem viel Geschichte und Erfolg in der Formel 3 hat - und sie sind die einzigen, die im nächsten Jahr vielleicht Prema schlagen können. Es war für mich sehr wichtig, ein Team zu finden, dass Prema schlagen kann. Ich möchte in einem Siegerteam sein. Die ersten Testtage liegen hinter uns, und es sieht sehr positiv aus. Die Leute dort sind sehr intelligent und wissen, was sie tun. Ich würde nicht sagen, dass ich in einer besseren Position sein könnte."

Frage: "Wenn Sie sich den idealen Karriereweg malen könnten, wie würde der aussehen?"
Habsburg: "Wahrscheinlich zwei Jahre in der Formel 3 fahren und dann gewinnen - und danach dann von einem Formel-1-Team aufgenommen werden."

Frage: "Kein Umweg über die GP2-Serie?"
Habsburg: "Die GP2 ist wichtig, wenn du schon eine Verbindung zu einem Formel-1-Team besitzt, aber dort noch kein Platz für dich ist, weil noch ein anderer Fahrer unter Vertrag ist. Ansonsten würde ich sagen, dass jeder unter den Top 3 der Formel 3 bereit für die Formel 1 ist - einfach weil es so knallhart ist. Die GP2 ist natürlich ein guter Schritt zwischen den Geschwindigkeiten, aber mich erschreckt die Geschwindigkeit nicht. Es würde vielleicht zehn Runden dauern, dann wäre ich auf Speed und dann würde es sich ganz normal anfühlen."

"Ich würde lieber direkt in die Formel 1 und die GP2 überspringen. Sollte das nicht klappen, dann wäre ich aber auch sehr glücklich, in der GP2 zu fahren. Ich kenne viele Fahrer, die dort getestet haben oder Rennen gefahren sind, und die sagen alle, dass es eines der geilsten Autos ist. Aber ein Formel-1-Auto ist für mich noch einmal geiler."

Frage: "Warum fahren Sie 2017 parallel wieder in der Toyota-Racing-Serie in Neuseeland? Das liegt ja nicht gerade um die Ecke..."
Habsburg: "Neuseeland ist für junge Fahrer wie mich etwas extrem Interessantes. Im Januar und Februar gibt es kein Testen, kein Fahren, kein gar nichts - nur Training. Während meine Gegner in der Formel 3 dann zuhause sitzen und vielleicht ein bisschen Radfahren, bleibe ich lieber voll im Blut und gebe Gas auf der Rennstrecke."

Türen für Red Bull offen

"In Neuseeland ist die Konkurrenz mittlerweile sehr stark, und die Fahrer dort sind extrem respektiert im Motorsport. Lando Norris hat zum Beispiel den McLaren-Autosport-Award gewonnen, und alle sagen, das sei der nächste Formel-1-Weltmeister aus England. Wenn ich dorthin komme und ihn schlagen kann, dann ist das ziemlich respektvoll. Es ist wichtig, den Namen im Motorsport zu halten. Es ist ja nicht nur Lando da, sondern auch Pedro Piquet oder Jehan Daruvala (Force-India-Junior; Anm. d. Red.)."

"Die Idee ist, einfach mehr Kilometer und Runden zu sammeln. Neuseeland ist hervorragend, um Zweikämpfe zu lernen, weil es so viele Rennen und ein starkes Feld gibt. Im Vorjahr habe ich sehr viele Überholmanöver gehabt und viel gelernt. Wenn ich beim ersten Formel-3-Rennen im Zweikampf mit jemandem bin, der nichts gemacht hat, dann bin ich sicherlich besser vorbereitet und werde mir die Position nehmen. Im zweiten oder dritten Rennen wird er vielleicht auf demselben Level sein, aber das ist vielleicht ein bisschen zu spät. Ich verstehe absolut, warum ich das mache. Ich bin einfach ein großer Fan vom Rennsport."

Frage: "Gibt es als Österreicher eine Verbindung zu Red Bull?"
Habsburg: "Es gibt keine Kooperation zwischen Red Bull und mir. Ich kenne aber viele Fahrer, die eine haben und gut darüber reden. Es gibt positive und negative Seiten. Im Moment haben wir kein Angebot, aber sicherlich würde ich darüber nachdenken. Einerseits will man sich nicht mit einer Marke in Verbindung setzen und dann die Tür zu anderen Formel-1-Teams schließen, aber generell ist Red Bull sehr gut zu den Sportlern."

"Sie haben sehr gute Trainingsmethoden und gute Simulatoren - es ist ein tolles Programm. Viele gute Fahrer sind durchgekommen, aber es geht ja nicht nur um das Juniorprogramm. Wenn man sich mit einer großen Marke in Verbindung setzt, ist das auch für mich gut. Wenn Red Bull, McLaren oder Williams zu Ferdinand Habsburg stehen, dann macht es die Sponsorensuche einfacher, weil diese dann sehen, dass die Großen an mich glauben."