Williams: Mit neuen Strukturen zurück an die Spitze?

Nach den Wintertests geht Williams als Geheimfavorit ins erste Rennen der Saison 2014 in Melbourne - Claire Williams erklärt die neuen Strukturen des Teams

(Motorsport-Total.com) - Mehr als 16 Jahre ist es nun bereits her, dass das legendäre Williams-Team seine bis heute letzte Weltmeisterschaft in der Formel 1 feiern durfte. 1997 bescherten Jacques Villeneuve und Heinz-Harald Frentzen dem Team von Sir Frank Williams die bisher letzten Titel. Nach dem desaströsen Jahr 2013, als das Team nur fünf WM-Punkte sammelte und damit das schlechteste Ergebnis seiner Geschichte erzielte, soll es nun endlich wieder aufwärts gehen. Unter anderem wurde mit Felipe Massa ein neuer Teamkollege für Valtteri Bottas gefunden, und - was sich als noch entscheidender herausstellen könnte - die Motoren kommen in diesem Jahr nicht mehr von Renault, sondern von Mercedes.

Titel-Bild zur News: Claire Williams

Claire Williams ist seit 2013 stellvertretende Teamchefin im Team ihres Vaters Sir Frank Zoom

Während im Auto nun der vermeintlich stärkste V6 der Formel 1 steckt, verrät die stellvertretende Teamchefin Claire Williams, dass sich auch abseits der Rennstrecke viele Dinge ändern: "Hinter den Kulissen geht einiges vor sich. Wir haben zum Beispiel intensiv an unseren Simulator-Kapazitäten gearbeitet, damit wir da perfekt aufgestellt sind. Auch die IT-Infrastruktur wurde ausgebaut, denn das ist nun mal ein sehr wichtiger Bereich. Außerdem haben wir die interne Kommunikation verbessert. Was wiederum dazu führt, dass sich das in einer gesteigerten Leistung zeigt. Wir haben also alle Hände voll damit, uns technologisch und strukturell neu aufzustellen."

Mitten in diesem Umbruch sorgte Felipe Massa beim letzten Bahrain-Test vor der Saison für ein Ausrufezeichen, als er im neuen FW36 die schnellste Zeit in den Asphalt brannte. Machen sich die neuen Strukturen bereits bezahlt? Bereits Mitte der vergangenen Saison wurde mit Pat Symonds ein erfahrener Mann ins Boot geholt, weitere Leute wie Rob Smedley, der jahrelang Massas Renningenieur bei Ferrari war und mit dem Brasilianer 2008 nur um ein Haar den WM-Titel verpasste, werden folgen.

Symonds ist der starke Mann

Claire Williams erklärt die neuen Hierarchien, die sich dadurch ergeben: "Pat ist unser Technischer Direktor. Unter ihm steht eine Gruppe erfahrener Ingenieure, die von Rob Smedley angeführt wird, wenn er zu uns stößt - wann auch immer das sein wird. Das dürfte aber noch vor Bahrain geschehen. Rob wird sich dann um die beiden Renningenieure kümmern, die wir aus der vergangenen Saison übernehmen."

Pat Symonds

Pat Symonds arbeitete schon mit Ayrton Senna und Michael Schumacher zusammen Zoom

"Rod Nelson, der für die Testfahrten verantwortlich ist, ist hier (in Australien; Anm. d. Red.) vor Ort, Jakob Andreasen ist zuhause im Werk. Er ist gewissermaßen das Verbindungsglied zwischen der Aerodynamik-Abteilung und dem, was an der Strecke vor sich geht. Rob Smedley steht in der Hierarchie aber knapp über Rod Nelson. Beide berichten an Pat Symonds", so die Britin. Symonds als starker Mann bei Williams - ein Plan, der sich auszahlen könnte. Der Engländer verhalf in seiner Karriere unter anderem Michael Schumacher bei Benetton zu seinen ersten beiden WM-Titeln.

Stanford tritt kürzer

Trotzdem muss das Team in dieser Phase des Umbruchs auch Abgänge verkraften. So ist beispielsweise Dickie Stanford nicht länger Teammanager. "Dickie hat sich leider dazu entschlossen (kürzer zu treten; Anm. d. Red.)", berichtet Williams. "Er ist ja schon sehr lange bei uns und speziell die vergangene Saison war sehr intensiv. Er hat uns durch die Wintertests gebracht und dabei wieder einmal klasse Arbeit geleistet. Nun soll er eine andere Rolle im Team übernehmen."


Der Williams FW36 im Martini-Design

Wie genau diese Rolle aussehen soll, ist aber noch nicht bekannt. Williams erklärt: "Hinter den Kulissen sprechen wir mit ihm, was er tun will und was wir tun wollen. Wir arbeiten also an diesem Thema. Und sobald wir wissen, was daraus wird, werden wir es entsprechend kommunizieren. Das ist sehr schade, aber die Zeiten ändern sich. Und er ist nun schon so lange bei uns im Team. Hier in Melbourne haben wir bereits einen neuen Teammanager dabei, Peter Vale. Er kam von McLaren. Dickie ist aber nach wie vor ein Teil des Unternehmens."

"Wir haben alle Hände voll damit, uns technologisch und strukturell neu aufzustellen." Claire Williams

Für Stanford ist es nicht der erste Abschied dieser Art. Der 58-Jährige stieß 1985 erstmals zu Williams, damals noch als Mechaniker für Nigel Mansell. Innerhalb des Unternehmens legte Stanford einen steilen Aufstieg hin und wurde 1995 erstmals zum Teammanager und hatte diese Position rund zehn Jahre lang inne, ehe er sich erstmals dazu entschloss, aus familiären Gründen kürzer zu treten. 2010 kehrte er dann noch einmal in diese Rolle zurück, nun folgt der zweite Abschied. Der Aufbruchstimmung innerhalb des Teams scheint dies aber nur einen kleinen Abbruch zu tun.