• 03.04.2009 16:51

Whitmarsh: Ryan und Hamilton sagten nicht die Wahrheit

Der McLaren-Mercedes-Teamchef in der Pressekonferenz ausführlich über Dave Ryan und Lewis Hamilton, die der Rennleitung nicht die ganze Wahrheit sagten

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was können Sie zu dem Vorfall auf der Strecke zwischen Trulli und Hamilton in Melbourne sagen?"
Martin Whitmarsh: "Nun, ich muss einen Kommentar zu etwas abgeben, einem Tag, der für das Team heute sehr traurig ist. Wir haben uns von einen langjährigen Sportdirektor getrennt. Ich denke, dass viele Leute in diesem Raum Dave gut kennen. Er war 35 Jahre in diesem Team. Ich kenne ihn persönlich seit 20 Jahren und denke, dass jeder, der ihn kennt weiß, dass er ein sehr ehrlicher, sich widmender und sehr hart arbeitender Mensch ist."

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh (Teamchef)

Whitmarsh erlebte einen schwierigen Tag in seiner neuen Rolle als Teamchef

"Auf Basis der Gespräche mit Dave wurde vergangenen Abend und im Verlauf des Morgens klar, dass er während des Meetings mit der Rennleitung in Bezug auf die Antworten, die er ihr gegeben hat, nicht komplett bei der Wahrheit geblieben ist. In der Konsequenz hatten wir heute keine Alternative, als ihn vom Dienst zu suspendieren."#w1#

"Wie man sich vorstellen kann, ist dies für das Team ein sehr trauriger Tag." Martin Whitmarsh

"Wie man sich vorstellen kann, ist dies für das Team ein sehr trauriger Tag. Wir müssen an diesem Wochenende damit umgehen und müssen alle Vorkommnisse darum herum etwas detaillierter anschauen."

"Aus meinem Blickwinkel ist dies natürlich ein Punkt, den ich tief, tief bedauere. Ich wollte besonders nicht, dass das Jahr so beginnt. Dies ist etwas, für das das Team und ich selbst nicht nur zutiefst in Verlegenheit gebracht wurden, sondern das wir auch zutiefst bedauern. Ich denke, dass es für Dave ein erschütternder Tag war."

"Im Moment ist es für das Team eine sehr schwierige Zeit." Martin Whitmarsh

Frage: "Wo stehen Lewis und sein Manager mit dem Team im Moment, wie ist die Beziehung zwischen ihnen und Ihnen? Wirkten sich ihre Reaktionen auf den Faktor, dass Dave Ryan gehen muss, aus? Wie bewerten Sie Ihre eigenen nächsten Schritte?"
Whitmarsh: "Nein, das ist kein Faktor. Lewis ist nicht nur ein Mitglied, das sich gegenüber dem Team sehr widmet, er ist ein langjähriger Freund vieler von uns im Team, wir kennen ihn, seitdem er ein kleiner Junge ist. Anthony ist ähnlich hoch angesehen. Sie sind solide Unterstützer des Teams, sehen sich selbst als einen Teil von ihm an."

¿pbvin|512|1421||0pb¿"Sie waren nicht involviert in der traurigen Entscheidung in Bezug auf Dave Ryan. Sie haben es nach dem Training erfahren, Lewis wusste es nicht vor dem ersten Training heute Morgen. Sie hatten also keinen Einfluss darauf, sie waren darin nicht involviert."

"Wir müssen das Business managen, sie wissen und verstehen dies, und ich würde sagen, dass die Beziehung... Im Moment ist es für das Team eine sehr schwierige Zeit. Wir müssen sicherstellen, dass wir aus dieser Situation hervorgehen, sie verstehen, daraus lernen und hoffentlich sogar noch stärkere Beziehungen haben als zuvor."

"Dies bedeutet, dass er bei seiner Antwort nicht ehrlich und aufrichtig war." Martin Whitmarsh

Frage: "Sprechen wir über das, was Dave Ryan passiert ist. Bedeutet es, dass er die Stewards angelogen hat?"
Whitmarsh: "Dies bedeutet, dass er bei seiner Antwort nicht ehrlich und aufrichtig war."

Frage: "Die Stellungnahme erweckt den Eindruck, als habe dies Dave Ryan auf eigene Faust getan. Sagen Sie uns damit, dass niemand anderes von McLaren in diesen Prozess involviert war, niemand, der ihm vorsteht?"
Whitmarsh: "Korrekt, es gab keine weitere leitende Person. Ich denke, dass jeder, der Dave kennt, weiß, dass er dies nicht in absichtlicher Manier die Stewards getäuscht hat. Er ging mit Lewis zur Rennleitung in der Absicht, ganz offen und ehrlich zu sein, da bin ich mir sicher. Aber ich denke, dass er im Verlauf dieses Meetings nicht so aufrichtig und offen war, wie er dies hätte sein sollen. Dies haben wir zusammen mit ihm in den vergangenen 24 Stunden untersucht und ist uns klar geworden."

"Dave war dort das leitende Teammitglied und Dave muss die Verantwortung dafür übernehmen." Martin Whitmarsh

Frage: "Können Sie die genaue Rolle von Lewis beschreiben, denn die Rennleitung hat gegenüber uns klargestellt, dass sowohl Dave Ryan als auch Lewis ausdrücklich sagten, dass das Team ihnen nicht gesagt hat, zu erlauben, dass Trulli überholt. Was hat Lewis getan? Hat er auf Ryan gehört?"
Whitmarsh: "Dave war dort das leitende Teammitglied und Dave muss die Verantwortung dafür übernehmen, dass er den Prozess dort geleitet hat. Lewis wird später zu den Medien sprechen und ich bin mir sicher, dass er seine Perspektive vollständig darstellen wird."

"Dies ist etwas, das sich erst bis zu den buchstäblich letzten Minuten vor dem ersten Training noch geklärt hat. Ich musste eine unglaublich schwierige Entscheidung treffen. Ich kenne Dave persönlich seit 20 Jahren. Wenn Du durch dieses Fahrerlager läufst und irgendein Team oder irgendeiner Organisation über ihre Erfahrungen mit Dave in Bezug auf seine Widmung und seine Verpflichtung fragst, dann ist klar, warum er so erschüttert über das ist, was heute passierte."

"Wir müssen für diese Situation die Verantwortung übernehmen, es waren zwei Leute bei den Stewards, aber Dave ist Teil des Managements, er ist der Sportdirektor des Teams, und als solcher hat er die Verantwortung, sicherzustellen, dass die Rennleitung einen vollen und durch und durch wahren Bericht über das erhält, was passiert ist."

Frage: "Es wurden über das Team ein paar sehr harsche Dinge gesagt, besonders in der britischen Presse. Unter anderem wurde behauptet, dass McLaren durch eine Kultur des Mogelns kontaminiert ist. Ist das der Fall?"
Whitmarsh: "Nein."

"Fakt ist, dass Dave bei dem Prozess einen sehr schwerwiegenden Fehler gemacht hat, als er in das Meeting mit der Rennleitung ging." Martin Whitmarsh

Frage: "Was ist dann der Fall?"
Whitmarsh: "Fakt ist, dass Dave bei dem Prozess einen sehr schwerwiegenden Fehler gemacht hat, als er in das Meeting mit der Rennleitung ging. Die Konsequenzen trägt er nun dafür. Es ist etwas, das er zutiefst bereut, Lewis und ich und das Team bereuen es, und dies ist etwas, das sie richtig stellen müssen."

Frage: "Sie haben gesagt, dass Dave vor der Rennleitung nicht absolut ehrlich gewesen ist, aber was ist mit Lewis, war er vor der Rennleitung ehrlich?"
Whitmarsh: "Nein, ich denke nicht, dass Lewis komplett ehrlich war, aber wir haben mit Dave gesprochen, er war das leitende Teammitglied und sie sind gemeinsam in diese Situation gegangen. Ich denke, dass sie versucht haben, mit der Situation umzugehen, aber sie haben es nicht richtig hinbekommen. Dave war als leitendes Teammitglied für das, was passierte, verantwortlich, und aus diesem Grund habe ich heute Morgen die Entscheidung gefällt."

"Wir glaubten, dass die Rennleitung dies anerkennen würde." Martin Whitmarsh

Frage: "Wie war die Prozedur im Hinblick auf den Prozess der Entscheidung, was gesagt werden soll? Sie saßen an der Boxenmauer, ebenso wie Ron Dennis, Dave und allen anderen. Als sich dieser Prozess entwickelte und sie wussten, dass sie zu Rennleitung müssen, was wurde getan? Was passierte?"
Whitmarsh: "In Wahrheit war die Situation jene, dass wir während des Zwischenfalls die Rennleitung um eine Entscheidung baten, als wir realisierten, dass Trulli vorbei gelassen wurde. Wir dachten nicht, dass dies richtig sein würde, denn das ursprüngliche Überholen von Trulli war absolut legitim, da Trulli nicht auf der Strecke war."

"Wir glaubten, dass die Rennleitung dies anerkennen würde, wenn ihnen alle Fakten präsentiert würden, und sie die Positionen wiederherstellen würden. Wir fragten aus diesem Grund die Rennleitung, mit der Bitte, dass sie sich dies anschauen. Und Dave und Lewis gingen zu Rennleitung, um ihren Bericht abzugeben."

Frage: "Aber sprachen Sie mit ihnen darüber, was gesagt werden soll?"
Whitmarsh: "Nein. Das taten wir nicht, denn es war nicht notwendig. Wir wussten, was passiert war und es gab den Glauben, dass ein wahrer und ehrlicher Bericht dessen das Ergebnis umkehren würde, dass die Positionen umgedreht würden."

"Ich denke, dass sich Lewis dann dadurch verführen ließ." Martin Whitmarsh

Frage: "Was ging dann schief? Lewis sagte in Interviews 'Ich wurde gefragt' und sagte dann in der Befragung durch die Rennleitung 'Nein'. Warum passierte dies?"
Whitmarsh: "Nun, ich denke Lewis stieg aus dem Auto aus und gab einen wahren Bericht dessen ab, was passierte. Ich glaube, dass Daves Urteilsfähigkeit nicht so war, um einen wahren Bericht abzugeben, als er bei der Rennleitung war. Er hatte einen Anteil dessen, was in Spa passierte, war sehr empfindlich. Ich denke, dass sich Lewis dann dadurch verführen ließ."

Frage: "Ich frage mich nun, was der nächste Schritt ist angesichts der Tatsache, dass Dave Ryan vom Dienst suspendiert und nicht rausgeschmissen beziehungsweise zurückgetreten ist. Was bedeutet dies, wie wird sich das weiterentwickeln?"
Whitmarsh: "Dies ist etwas, das wenige Minuten vor der ersten Trainingseinheit passiert ist. Dave wurde nach Hause geschickt und wir müssen im Verlauf des Wochenendes genau verstehen, was passierte, und dann eine Entscheidung über die Zukunft von Dave fällen."

Frage: "Ich frage mich, ob Sie selbst in Betracht gezogen haben, von Ihrem Posten zurückzutreten?"
Whitmarsh: "Heute gehen eine Menge Dinge durch meinen Kopf, es passiert während einer Veranstaltung, in der ich versuche, die bestmögliche Arbeit zu verrichten. Als Team haben wir im Moment jemanden verloren, der in dieser Organisation ein sehr bedeutender Anker war, und wir müssen sicherstellen, dass wir zusammen dieses Wochenende die bestmögliche Arbeit verrichten. Wir müssen meiner Meinung nach alles, was im Verlauf des Australien-Wochenendes vorgefallen ist, reflektieren lassen. Und dies tun wir nach dem Ende des Rennens."

"Ich schließe nichts aus." Martin Whitmarsh

Frage: "Also schließen Sie dies nicht aus oder schließen Sie es aus?"
Whitmarsh: "Ich schließe nichts aus. Im Moment ist es uns wichtig und ein ernstes Anliegen, sicherzustellen, dass wir unsere Hände erhoben haben und sagen, dass dies während des Prozesses ein ernster Fehler des Urteilsvermögens gewesen war. Und dann müssen wir sicherstellen, dass wir diese Sache aus der Welt räumen."

Frage: "Hatten Sie die Möglichkeit, die präzisen Worte zu sehen, die zwischen der Rennleitung und ihren beiden Teammitgliedern gewechselt wurden?"
Whitmarsh: "Nein, die hatte ich nicht. Für gewöhnlich werden diese nicht protokolliert und ich glaube, dass einer der Stewards sein Notebook nicht von Australien mitgebracht hat, aber wir haben keinen Zugriff darauf. Alles, was wir tun können, ist den Fahrer und den Teammanager zu fragen, was bei diesem Meeting gesagt wurde."

Frage: "Aber sollte dies in Zukunft nicht aufgezeichnet werden?"
Whitmarsh: "Im Moment ist es meiner Meinung nach nicht meine Aufgabe, diesbezüglich ein Urteil abzugeben. Die Rennleitung sollte sich meiner Meinung nach darauf verlassen können, dass Teams ihnen einen völlig wahren und offenen Bericht des Geschehenen abgeben, wenn sie von ihr angefordert werden."

"Dave stellte klar, dass er nicht gelogen hat und glaubte dies." Martin Whitmarsh

Frage: "Eine Sache verstehe ich noch nicht ganz. Haben Sie erst heute Morgen davon gehört, dass Herr Ryan nicht ganz bei der Wahrheit geblieben ist, denn als Sie gestern mit uns sprachen, da hörte sich dies komplett anders an. Erst als Sie lasen, was die Rennleitung in Form einer Pressemitteilung versandte, konnten Sie erkennen, dass es in Bezug auf das, was Sie sagten und was Sie wussten einen Widerspruch gab?"
Whitmarsh: "Ich denke, dass in Situationen wie diesen die Leute bestrebt sind, sich selbst zu überzeugen, dass sie vollständig bei der Wahrheit geblieben und ehrlich waren, als sie die Fragen beantwortet haben. Und natürlich kann man etwas technisch beantworten und sich selbst überzeugen, dass es der Wahrheit entspricht."

"Dave stellte klar, dass er nicht gelogen hat und glaubte dies. Aber beim Umgang mit der sich entwickelnden Situation gestern, je mehr wir darüber diskutierten, je mehr wir glaubten, desto klarer wurde, dass die abgegebenen Antworten nicht vollständig und ehrlich auf eine Art waren, die wir von ihm erwartet hätten."