• 15.01.2010 09:06

  • von Roman Wittemeier

Was steckt wirklich hinter Virgin/Manor?

Obwohl sich mit Virgin ein renommiertes Unternehmen bei Manor die Namensrechte gesichert hat, sind die Besitzverhältnisse beim neuen Team unklar

(Motorsport-Total.com) - Virgin geht in der Formel 1 seinen ganz eigenen Weg. Mit dem geringsten Budget aller Rennställe (rund 45 Millionen Euro) und einem Fahrzeugbau ohne Einsatz eines Windkanals will sich die neue Mannschaft, die ursprünglich unter dem Namen Manor eingeschrieben war, in der Königsklasse behaupten. Timo Glock sieht seinen Wechsel zu Virgin als große Chance, mit viel Einsatz und Entwicklungsarbeit ein gutes Projekt voranzubringen.

Titel-Bild zur News: Virgin Racing Logo

Aus Manor wurde Virgin: Wie viel Einfluss hat Richard Branson wirklich?

Viele Fachleute und Fans gehen fest davon aus, dass der Einstieg von Virgin-Boss Richard Branson eine sichere Zukunft des Teams garantiert. Allerdings kommen in Großbritannien erste Zweifel an dieser Version auf. Die Kollegen von "pitpass.com' berichten, dass sich Branson einzig die Namensrechte für den Zeitraum von drei Jahren gesichert hat. Der Milliardär soll keine Anteile am Team halten.#w1#

Er habe dem Team "nur etwas Geld geliehen", erklärte Branson kürzlich der 'BBC'. Für den Kauf der Namensrechte soll der Virgin-Boss nur rund sechs Millionen Euro gezahlt haben, weitere neun Millionen kommen angeblich von den bisher bekannten Sponsoren. Da bleibt eine Lücke von rund 30 Millionen Euro, um das Budget komplett zu machen. Ein Teil davon wird durch die Einnahmen aus Bernie Ecclestones Vermarktungstopf kommen - aber längst nicht alles.

Die Kollegen von 'pitpass.com' haben sich daher die Besitzverhältnisse des neuen Formel-1-Teams einmal genauer angeschaut. Dabei kam heraus, dass sich die renommierte Bank Lloyds mit gut 11 Millionen Euro Anteile gesichert hat. Die weiteren Teilhaber heißen WR Energia und Astra 100. Über diese beiden Unternehmen ist offenbar so gut wie gar nichts bekannt. In beiden Fällen ist völlig unklar, wer sich hinter den Geschäften verbirgt.

Lucas di Grassi, Timo Glock

Richard Branson und "seine" Piloten Timo Glock und Lucas di Grassi Zoom

Im Falle von Astra 100 fehlt sogar jeglicher Eintrag in das britische Handelsregister, das Unternehmen dürfte seinen Sitz also anderswo haben. Es heißt, dass möglicherweise die königliche Familie aus Saudi-Arabien als stiller Besitzer im Hintergrund stehen könnte. Angeblich hatte FIA-Mann Alan Donelly im Sommer 2009 ein entsprechendes Treffen zwischen Vertretern aus Saudi-Arabien und den Manor-Bossen um John Booth und Graeme Lowdon organisiert.

Seltsam mag die schnelle Ablösung von Teamchef Alex Tai anmuten. Doch nach Aussage von Teamvertretern kam dieser Schritt nicht überraschend, sondern sei geplant gewesen. Tai sei ein Mann, der für Branson immer wieder neue Projekte anschiebe und sich dann schnell der nächsten Baustelle widme. Doch wenn Branson der starke Mann im Team ist, warum hat er anschließend Manor-Boss John Booth den Posten anvertraut und nicht einer Person aus dem Virgin-Lager?

Booth steht für britischen Sportsgeist der alten Schule. Womöglich soll der Motorsporthaudegen als Teamchef dafür sorgen, dass es wenigstens sportlich gut läuft. Angeblich läuft die Akquise neuer Sponsoren derzeit nicht nach Wunsch. Ein abschreckender Faktor für potenzielle Interessenten könnte sein, dass Virgin mit seinem Enagement alle anderen Partner überstrahlt. Laut 'pitpass.com' werden bereits neue Teamdirektoren gesucht, die den Sponsorenmarkt konsequent beackern sollen.