• 27.02.2010 12:40

  • von Roman Wittemeier

Was Branson mit Virgin beweisen will

Virgin-Boss Richard Branson ist stolz auf die Entwicklung des Teams und reagiert auf die Kritik von Seiten Ferrari: "Es ist traurig"

(Motorsport-Total.com) - Das Virgin-Team hat am Samstag hohen Besuch. Firmenchef Richard Branson schaut am Circuit de Catalunya hinter die Kulissen des neuen Teams und informiert sich über die Fortschritte mit den VR-01. Auch wenn Timo Glock und Lucas di Grassi in den vergangenen Wochen oft von Defekten gestoppt wurden, ist man mit dem Entwurf von Nick Wirth, der auf reines Computerdesign setzt, sehr zufrieden.

Titel-Bild zur News:

Richard Branson erfüllt sich mit der Virgin-Mannschaft einen weiteren Traum

"Das Team hat einen herausragenden Job gemacht, solch ein Auto innerhalb von nur sechs Monaten auf die Räder zu stellen", lobt Branson, der sich am Morgen Zeit für ein gemütliches Frühstück mit Medienvertretern und Gästen nahm. Der Milliardär erklärt weiter: "Der Wagen sieht toll aus. Jetzt muss hart daran gearbeitet werden, damit er genauso schnell wird wie er aussieht. Es läuft aber bisher sehr gut."#w1#

Branson hatte im vergangenen Jahr als Sponsor des erfolgreichen Brawn-Teams seine Liebe zur Formel 1 entdeckt. Die Zeit beim Ex-Honda-Werksteam sei "wunderbar" gewesen, aber die Aufgaben mit einem ganz neuen Team reizen den Abenteurer Branson noch mehr. "Es wird hart für die neuen Teams, weil alle bei Null anfangen mussten. Aber genau dies sind die Herausforderungen, die wir bei Virgin so lieben."

Timo Glock

Timo Glock konnte am Freitag endlich einmal viele Runden abspulen Zoom

"Ich denke, wir haben bereits einige Skeptiker ruhigstellen können", sagt der Virgin-Chef. "Wir haben mit einem überschaubaren Budget ein tolles Auto gebaut. Und das ist erst der Anfang." Das neue britische Team muss mit dem aktuell geringsten Budget aller Formel-1-Teams auskommen. Rund 44 Millionen Euro stehen im Debutjahr zur Verfügung. Damit soll Virgin schon im ersten Jahr alle weiteren Neueinsteiger auf der Strecke schlagen.

"Alle anderen haben Jahre gebraucht, um auf ein solches Niveau zu gelangen. Wir haben einfach sehr viel Spaß daran, dass wir es mit unserem Budget schaffen können. Es wird zeigen, dass man es mit 40 Millionen Pfund pro Jahr schaffen kann. Man brauchte nicht hunderte Millionen, um Spaß haben zu können", erklärt Branson, der nicht nur aus Kostengründen den CFD-Weg von Nick Wirth favorisiert.

"Ich bin aber der Überzeugung, dass Virgin beweisen wird, dass man mit geringem Budget Erfolg und Spaß haben kann. Es ist nicht nötig, teure Windkanalversuche zu machen, um letztlich ein oder zwei Sekunden schneller zu sein", sagt der Brite, der mittelfristig auch ökologische Aspekte in den Vordergrund bringen will. Virgin will in Zukunft ein selbst entwickelte umweltfreundliches Benzin einsetzen. "Allerdings erst, wenn es flächendeckend an Tankstellen verfügbar ist."

Der Virgin-Weg in der Formel 1 kommt offenbar nicht überall gut an. Mit markigen Worten hatte sich zuletzt Ferrari über die vermeintlich mangelnde Qualität bei den neuen Teams geäußert. "Ich finde es traurig, dass sich Ferrari so äußert. Die Formel 1 braucht neue Teams. Wir müssen bei den Tests mit den gleichen Bedingungen klarkommen wie zum Beispiel Ferrari, die jahrelange Erfahrung haben. Darüber beklagen wir uns nicht. Ferrari sollte die neuen Teams begrüßen, denn sie machen den Sport noch interessanter."


Fotos: Virgin, Testfahrten in Barcelona


"Außerdem sehen sie ein oder zwei Jahre lang noch besser aus, bis wir sie packen", fügt Branson lächelnd hinzu. "Letztlich werden dann auch Teams wie Ferrari ihre Budgets erheblich kürzen." Die auf der Ferrari-Internetseite geäußerte Kritik an Virgin und Co. sei "schade und auch etwas dumm." Man sei sich der Tatsache bewusst, dass man zu Beginn hinterherfahre. "Aber dafür macht es umso mehr Spaß, wenn wir dann nach vorne rücken."

Spaß ist ohnehin ein zentraler Faktor beim Virgin-Engagement. Man gibt sich offen, humorvoll und entspannt - ebenso wie Konkurrent Lotus. Dies kommt anhand einer Wette zwischen Branson und Lotus-Teamchef Tony Fernandes zum Ausdruck. Wer das schlechtere Team hat, muss als Stewardess im Flugzeug des anderen dienen. "Ich werde seine Maße heute nehmen, um dann eine perfekt sitzende Kleidung für ihn vorbereiten zu können", lacht Branson.