• 27.10.2013 12:18

  • von Christian Schrader

Vettels Weltmeister-Macher und der Traum vom America's Cup

Adrian Newey spricht über seinen Traum vom Segel- und die Parallelen zum Motorsport, betont aber, dass seine "unmittelbare Zukunft" in der Formel 1 liege

(Motorsport-Total.com) - Die Leidenschaft von Star-Designer Adrian Newey beschränkt sich nicht nur darauf, einen Weltmeister-Boliden nach dem anderen zu konstruieren. Auch die hohe See würde den Briten reizen.
"Wo sonst im Sport gibt es eine solch große Mischung aus Mensch, Maschine und Wettbewerb? Der America's Cup ist die einzig große Alternative", schwärmt Newey gegenüber 'The Guardian'.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey

Ein Mann, ein Traum: Adrian Newey schwärmt weiterhin vom America's Cup Zoom

Von der Genialität des Briten profitiert Sebastian Vettel nun bereits zum vierten Mal in Folge. Ob der Heppenheimer von den Träumen seines Denkers weiß? Rückblick: Im Jahr 2001 stand Newey, damals noch in Diensten von McLaren, kurz vor einem Wechsel zu Jaguar. Es hieß, Jaguar hätte Newey versprochen, dass er eines Tages Yachten bauen dürfte. Die Pressemitteilung zum Wechsel des damals 42-Jährigen war bereits veröffentlicht, der Wechsel kam jedoch nicht zustande. Erst 2006 heuerte er bei Red Bull an, der Rest ist Geschichte.

"Ich bin jetzt 54 und es gibt eine Menge anderer Dinge, in die ich gerne involviert wäre", gesteht Newey 'The Telegraph' und fügt hinzu: "Manchmal, ich weiß nicht genau wann, denke ich, es wäre Zeit, sich in andere Dinge zu involvieren." Dennoch ist ein Engagement neben der Königsklasse unrealistisch, wie Newey einsieht. "Die Formel 1 ist so ein allumfassend verzehrender Sport. Ich denke, es ist sehr schwer, dort richtig involviert zu sein und ebenso zur selben Zeit in etwas anderes."

Parallelen zum Motorsport

"Ich bin jetzt 54 und es gibt eine Menge anderer Dinge, in die ich gerne involviert wäre." Adrian Newey

Dennoch ist eines klar: Der Segelsport hat Newey, wie er selber sagt, "ergriffen". Möglicherweise auch, weil es "so viele Parallelen" zur Formel 1 gibt, wie er hervorhebt: "Es ist das gleiche, denn man pusht die leichtgewichtigen Konstruktionenen ans Limit. Damit geht eine Lernkurve einher", so Newey. "Ich war vor einiger Zeit in Valencia, als er (der America's Cup; Anm. d. Red.) dort Station machte, und es ist im Grunde ein ganzes Paralleluniversum zum Motorsport und insbesondere zur Formel 1."


Fotostrecke: Der Weltmeister ganz persönlich

"Die leichten Verbundwerkstoffstrukturen, die Kontrollsysteme, die Simulationen, Aerodynamik und Hydronamik, die Kombination aus Mensch und Maschine. Das ist alles das gleiche", so Newey weiter. "Es wird aber auf eine komplett unterschiedliche Art und Weise gehandhabt. Ich denke, diese Besuche helfen mir dabei, ein besserer Ingenieur zu werden."

"Der Segelsport ist in vielerlei Hinsicht erheblich schwieriger als der Motosport." Adrian Newey

Auf hoher See sei es sogar noch schwieriger, da es noch mehr unbekannte Variablen zu berücksichtigen gilt. "Der America's Cup, oder der Segelsport, ist in vielerlei Hinsicht erheblich schwieriger als der Motosport. Bei Rundrennen gibt es ein einigermaßen definiertes Betriebsfester", analysiert der Brite.

Wechsel zum Segelsport?

"Beim Segelsport gibt es den Scherwind-Effekt von der Spitze des Bootes auf dem Meeresspiegel, zwielichtige Brisen und all die ganzen Sachen. Es ist viel weniger definiert. Die Streckenbedingungen sind im Endeffekt niemals gleich", weiß Newey.

Dennoch ist der Brite auch mit seinem aktuellen Job mehr als zufrieden, wie er betont: "Ich bin mir im Klaren über die Tatsache, dass ich aktuell das mache, was ich seit dem Alter von acht oder zehn Jahren angestrebt und zu meinem Beruf gemacht habe." Seinen Pendants im America's Cup möchte Newey - auch durch seinen Namen - nicht die Show stehlen. "Im Segelsport machen meine Kollegen das gleiche in ihrer Welt. Ich denke, dort einzusteigen und diesen Erfahrungsschatz umzustürzen, würde sehr arrogant sein."

Newey: "Unmittelbare Zukunft liegt in der Formel 1"

"Was aber möglich sein könnte, wäre eine Berater-Funktion, um einen Beitrag zu leisten, indem ich in der Rolle meine Formel-1-Erfahrung anwende." Adrian Newey

"Was aber möglich sein könnte", fährt Newey fort, "wäre eine 'Berater'-Funktion, um einen Beitrag zu leisten, indem ich in der Rolle meine Formel-1-Erfahrung anwende." Dennoch nimmt sich Newey zunächst den aktuellen Aufgaben und Herausforderungen an. "Meine unmittelbare Zukunft liegt in der Formel 1. Ich bin komplett in das kommende Jahr und das neue Reglement eingebunden", betont er.

Das bedeutet aber nicht, dass der Traum vom Segelsport ausgeträumt ist. Der Energy-Drink-Riese, Neweys Arbeitgeber, sponserte kürzlich den Youth America's Cup. Über diese Dinge spreche Newey aber mit Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz eher weniger, sagt er mit einem Lächeln. Was nicht ist, kann ja noch werden...