• 05.10.2011 13:15

Vettels vor "Mission possible": Titelgewinn als Randaspekt

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel kann in Suzuka seinen zweiten WM-Titel erobern, ist in Gedanken aber bei den leidgeplagten japanischen Menschen

(Motorsport-Total.com/SID) - Der Sportchef redet über eine Vertragsverlängerung von Sebastian Vettel, der Boulevard lässt aus seiner Hand lesen und der alte und wohl neue Champion denkt vor allem an die vom Schicksal geplagten Japaner: Ausgerechnet vor der wahrscheinlichen Weltmeister-Krönung in der Formel 1 spielt der Sport eine ungewöhnlich kleine Rolle.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel möchte sich in Suzuka einen ganz großen Siegerschluck gönnen

Dass Vettel am Sonntag seinen zweiten WM-Titel feiern und damit zum jüngsten zweimaligen Weltmeister der Geschichte wird, scheint außer Frage zu stehen. Einen einzigen Punkt, sprich Platz zehn, braucht der Red-Bull-Pilot zur erfolgreichen Verteidigung - und das auch nur, wenn sein theoretisch einziger verbliebener Rivale Jenson Button gewinnen sollte. So spricht selbst Vettel, der in den bisherigen 15 Saisonrennen außer nach dem vierten Platz auf dem Nürburgring immer auf dem Podium stand, von einer "Mission possible".

Gut ein halbes Jahr nach dem Tsunami und der Reaktor-Katastrophe wird Japan rund 500 Kilometer entfernt vom Atomkraftwerk in Fukushima also wohl die endgültige WM-Entscheidung erleben. "Nach der Katastrophe hat es sich Japan verdient, dass der neue Weltmeister hier gekrönt wird", sagt Mercedes-Teamchef Ross Brawn.

"Es ist ein gutes Zeichen, in diesem Jahr dort anzutreten." Sebastian Vettel

Und auch Hauptdarsteller Vettel wird beim Gedanken an den Auftritt in dem zuletzt so geplagten Land sentimental. "Es ist ein gutes Zeichen, in diesem Jahr dort anzutreten, da wir so den Menschen ein Lächeln zurück ins Gesicht bringen können", sagt er. "Was sie in den vergangenen Monaten durchgemacht haben, übersteigt meine Vorstellungskraft."

Die Euphorie in Japan ist ungebrochen, ja vielleicht größer als je zuvor. Das Rennen ist seit Wochen ausverkauft, die Hotels im Umkreis von 50 km sind ausgebucht. Japan sehnt sich eben nicht nur nach Normalität, sondern auch nach positiven Schlagzeilen, nach Ablenkung. Doch bei vielen Beteiligten aus dem Formel-1-Zirkus ist ein mulmiges Gefühl mit nach Asien geflogen. Teams wie Red Bull haben aus Angst vor verseuchtem Fleisch, Obst oder Gemüse eigene Lebensmittel mitgebracht.¿pbvin|512|4141||0|1pb¿

Dass ihm ein Handleser via 'Bild' viele Titel, aber auch "bis 30 häufiger Krankheiten" prophezeit hat, beunruhigt Vettel weniger, denn "persönlich glaub ich da nicht so dran". Er vertraut lieber auf Technikchef Adrian Newey. Der betont, sich bis zum Gewinn beider Titel - sollten Vettel und Mark Webber 34 Punkte mehr holen als die McLaren-Fahrer Button und Lewis Hamilton, wäre auch der Gewinn der Konstrukteurs-WM sicher - ausschließlich um die Zuverlässigkeit der aktuellen Autos zu kümmern. Erst dann wolle man sich wirklich dem 2012er-Modell widmen.

"Ich fühle mich sehr, sehr wohl, wo ich gerade bin." Sebastian Vettel

Was so natürlich nicht stimmt, im Gegenteil. Bei Red Bull feilen sie nicht nur längst am Auto für 2012, sondern auch bereits an einer langfristigen Zukunft mit Vettel, der seinen Vertrag erst vor einem halben Jahr bis 2014 verlängert hat. Vettel, der am Sonntag in Japan aller Voraussicht nach seinen zweiten WM-Titel perfekt machen wird, scheint einer Vertragsverlängerung nicht abgeneigt zu sein.
"Ich fühle mich sehr, sehr wohl, wo ich gerade bin", sagt er der 'Sport Bild'.

"Im Moment gibt es keinen Grund, das Team zu wechseln. Wir bei Red Bull sind fast wie eine Familie", meint der Deutsche. Bereits verlängert hat Button seinen Vertrag, aus der genauen Laufzeit macht sein Rennstall aber ein Geheimnis. Die Briten verkündeten am Mittwoch die Unterzeichnung eines "Mehrjahres-Vertrages", nachdem sie erst vor wenigen Wochen die Option für 2012 gezogen hatten. Die genaue Laufzeit wollte McLaren auch auf Nachfrage nicht bekannt geben.