• 22.11.2012 15:57

Vettel entspannt - Twitter-Maulkorb für Alonso?

Sebastian Vettel geht mit 13 Punkten Vorsprung ins Saisonfinale, doch der Titel ist ihm noch lange nicht sicher - Warnende Beispiele gibt es genug

(Motorsport-Total.com/SID) - Sebastian Vettel ist sich selbst die beste Warnung. 13 Punkte Vorsprung nimmt der Formel-1-Weltmeister mit in den Titel-Showdown in Sao Paulo, doch die Geister von 2010 sind allgegenwärtig. Damals machte "Muskelprotz" Vettel, der nun Sonderschichten im Kraftraum schob, im letzten Rennen sogar 15 Punkte wett - auf Fernando Alonso, der am Sonntag erneut der Rivale ist und somit auf Rache sinnt.

"Damals waren wir in der Situation, in der Fernando nun ist, und wir haben trotzdem den Titel geholt", erinnert sich Vettel an das Saisonfinale vor zwei Jahren, das seinerzeit in Abu Dhabi ausgetragen wurde. "Dennoch: Wenn ich wählen darf, bin ich lieber der Führende vor dem letzten Rennen." Trotzdem verspricht der Red-Bull-Pilot, nicht zu taktieren, sondern "Vollgas auf Sieg zu fahren".

Alonso hat derweil ausgerechnet vor dem letzten Rennen offenbar weitreichendes Twitter-Verbot seitens Ferrari bekommen. Auf die Frage, ob er angesichts seiner neu entflammten Leidenschaft nicht auch mal ein Foto aus dem Cockpit twittern wolle, antwortete der Spanier. "Es gäbe natürlich schon eine Menge interessanter Dinge, die ich den Fans im Verlauf eines Rennwochenendes mitteilen könnte, aber natürlich gibt es auch eine Presseabteilung, die ständig ein Auge auf mich hat."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Sebastian Vettel

Das Duell zwischen Vettel und Alonso bestimmte auch in Sao Paulo die FIA-PK Zoom

Vor allem seine jüngste Aktion, als er Vettel vor dem Rennen in Austin mit einem Paintball-Gewehr praktisch den Krieg erklärt hatte, war bei der Scuderia nicht gut angekommen. Die ständigen Samurai-Weisheiten, mit denen er Vettel zuvor zu verunsichern versuchte, hatte man noch zähneknirschend akzeptiert. Alonsos neuester Tweet am Donnerstag war jedenfalls auffällig belanglos. Der Spanier twitterte ein Foto seiner Flugstrecke von New York zum Ort des Saisonfinales in Brasilien und schrieb dazu "Guten Morgen, Sao Paulo."

Dass Vettel sich um Verbote nicht kümmert, zeigte er unfreiwillig am Donnerstag. Auf die Frage nach der Kritik von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ("Vettel fehlt noch Charisma"), wollte er zunächst antworten, dass dieser nicht alle seine eigenen Aussagen ernst nehme und Fragesteller manchmal gerne veralbere. Dabei benutzte Vettel die englische Formulierung "to take a piss", erinnerte sich dann aber an das neue "Fluchverbot" und korrigierte seinen Fehler charmant, indem er sich die Hand vor den Mund hielt.

Vettel für alle Eventualitäten gerüstet?

Die Szene zeigte aber auch, dass Vettel locker und gelöst in das Saisonfinale geht. Jedenfalls hat sich der Red-Bull-Pilot bestens vorbereitet. Neben einem speziellen Muskeltraining lotete der 25-Jährige auch alle Wetter-Eventualitäten aus. "Ich habe bei Pirelli nachgefragt, ob alle Container mit Regenreifen angekommen sind. Das ist so, deshalb fühle ich mich sicher."

Zudem habe Vettel extra Einheimische auf das Wetter in Brasilien angesprochen: "Vor zwei Tagen hat es offenbar unerwartet Regen gegeben, vielleicht kommt dafür am Wochenende keiner. Sao Paulo ist aber wie Spa, da kann mit dem Wetter immer alles passieren." Unabhängig davon sei er "zuversichtlich, denn wir sind in einer guten Position und die Strecke liegt unserem Auto".

Massa-Unterstützung für Alonso fraglich

Alonso gab sich ebenfalls vorsichtig optimistisch. "Wir haben es nicht in unserer Hand, aber das heißt, dass wir nichts zu verlieren, aber eine Menge zu gewinnen haben", so der Ferrari-Pilot. "Wir müssen aufs Podium fahren, damit wir mehr als 13 Punkte haben. Und dann müssen wir schauen, wie Sebastian abschneidet. In der Formel 1 kann bis zur letzten Flagge immer alles passieren. Wenn Sebastian den Titel holt, werden wir ihm gratulieren und es nächstes Jahr wieder versuchen."

Dabei kann sich Alonso in Brasilien wohl nur bedingt auf Felipe Massa verlassen. Der in Sao Paulo geborene Teamkollege, der sich in der Startaufstellung in Austin selbstlos fünf Plätze zurückversetzen ließ, will Alonso in seiner Heimatstadt jedenfalls nicht den Sieg überlassen. "Dieses Rennen bedeutet mir sehr viel, deshalb will ich gewinnen", so Massa. "Ich hoffe aber, dass Fernando hinter mir Zweiter wird und das für den WM-Titel reicht." Der Brasilianer hat allerdings seit vier Jahren kein einziges Rennen gewonnen - das bisher letzte ausgerechnet in Sao Paulo.